Es klingt unglaublich: aber im Wein gibt es genauso Moden wie in der Welt der Klamotten. Die StZ-Wein-Kolumnistin Kathrin Haasis hat diese Woche eine neue Modeerscheinung ausprobiert: einen stilvollen Cabernet Franc aus Stuttgart.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Es klingt unglaublich: aber im Wein gibt es genauso Moden wie in der Welt der Klamotten. Die Trinktrends halten sich zwar meist ein bisschen länger als nur eine Saison, trotzdem müssen sich die Wengerter nach dem aktuellen Geschmack richten – obwohl ein neu angelegter Weinberg drei Jahre braucht, bis er in den Ertrag kommt. Der Chardonnay war so eine internationale Modeerscheinung. Als begehrter Luxusartikel aus Frankreich wirkte die Sorte so anziehend, dass sie – wie in der Textilbranche – von allen kopiert wurde. In den 1990er Jahre hatte dann jeder Chardonnay. Und im neuen Jahrtausend versenkten ihn die ersten Wengerter in ihren Cuvées, weil der Sauvignon blanc plötzlich viel aufregender erschien.

 

Beim Rotwein erfolgte das Defilee über den Laufsteg langsamer. Der Merlot machte den Anfang, dank des Klimawandels reifen nun auch Cabernet Sauvignon und Konsorten in Württemberg. Der aktuelle Trendsetter heißt Cabernet Franc: Bernd Kreis, Sommelier, Weinhändler, Berater und selbst Wengerter, hat diese Bordeaux-Sorte als einer der Ersten hierzulande am Degerlocher Scharrenberg gesetzt. „Rou Rou Rouge“ hat er seine Kreation genannt, und diese Schöpfung, die bei den Aldingers im Keller ausgebaut wird, kann sich sehen lassen. Der Tropfen brilliert mit einem feinen Aroma von Cassis und dunkler Kirsche und hinterlässt im Gaumen ganz schön Pfeffer. Bei so einem Förderer wird der Cabernet Franc in Württemberg sicherlich zu einem stilvollen Klassiker.

Das Urteil der StZ-Weinrunde:

Harald Beck Da beeindruckt zunächst der angenehm kräftige Duft. Dann folgt ein richtiger Aromaüberfall, fruchtig, kräftig, anhaltend und mit gewisser Schärfe hinten raus. Um den gut zu finden, muss man nicht bekennender Cabernet-Franc-Fan sein.

Holger Gayer Der Wein ist klasse! Man riecht und schmeckt eine wunderbare Mischung aus Cassis und Pfeffer, man fühlt eine samtige Flüssigkeit auf der Zunge, ohne dass diese pelzig wird. Punktabzug gibt’s aber für den albern-dummen Namen.

Rou Rou Rouge 2011, 17,50 Euro, Bernd Kreis, 07 11/76 28 39