Die Weinlese neigt sich dem Ende zu, die Feuerbacher Winzer sind zufrieden: Trotz schlechten Wetters im Frühjahr, Kirschessigfliege und Pilz-Problematik: Der Jahrgang wird gut.

Feuerbach - Fabian Rajtschan ist zuversichtlich: „Die Mostgewichte sind zwar etwas niedriger als im vergangenen Jahr, aber die Trauben sind relativ fruchtig und aromatisch“, sagt der Winzer aus Feuerbach. Während andere Wengerter ihre Trauben schon gelesen haben, hängen bei ihm noch die kräftigen roten Sorten wie Lemberger, Merlot, Zweigelt oder Cabernet Franc. Auch die Lemberger-Trauben würde er gerne noch reifen lassen, aber die musste er am vergangenen Wochenende wegen der Kirschessigfliege dringend vom Weinstock holen. Zuletzt tauchten die Viecher, die Fruchtiges schnell in Essig verwandeln, vermehrt am Lemberg auf. „Wenn dieser August nicht so sonnig und trocken gewesen wäre“, prognostiziert der prämierte Jungwinzer aus Feuerbach, dann wäre dieses Weinjahr ziemlich mies geworden. Aber unterm Strich sei 2016 auch der Ertrag relativ hoch.

 

Für die Wengerter war es ein anstrengendes und schwieriges Jahr

In der Gesamtbilanz war es für die Wengerter auf der Hohewart und dem Lemberg aber auch ein anstrengendes und schwieriges Jahr. Vor allem die erste Jahreshälfte ließ zu wünschen übrig: Frühling und Frühsommer waren verregnet. Es folgten Pilzbefall und Schädlinge. In den waldnahen Steillagen am Lemberg gingen zuletzt auch Füchse, Dachse und Rehe an die Trauben.

Inzwischen hat aber die Weinproduktion begonnen. In der Feuerbacher Kelter stehen mehrere Dutzend der befüllten Zuber in Reih und Glied: Etwa 30 Feierabendwengerter nutzen die vom Wein-, Obst- und Gartenbauverein (WOGV) Feuerbach betriebene Kelter und bringen ihre Trauben, um sie dort raspeln und pressen zu lassen. Nach dem Raspeln kommen die Trauben in eine Plastikwanne: „Üblicherweise wird dann Burgunderhefe zugesetzt, damit der Gärungsprozess in Gang kommt“, erklärt Keltermeister Johann Pütz. Er lupft die Abdeckung: „Riechen sie mal, aber vorsichtig.“ Wer die Nase zu tief in den Bottich steckt, dem bleibt die Luft weg, denn bei der Gärung entstehen auch jede Menge Gase. Maischegärung heißt das traditionelle Verfahren.

WOGV-Mitglied Karl Neumann ist extra in die Kelter gekommen und schaut nach seinem Trollinger. Im Zuber blubbert und gärt ein Gemisch aus Fruchtfleisch, Traubenkernen, Schalen und Saft: die Maische. Neumann krempelt die Ärmel hoch, nimmt einen der Holzstampfer mit dem langen Stiel, rührt die Trollinger-Brühe durch und drückt den Tresterhut des Gärbottichs immer wieder nach unten: „Das muss man mindestens zwei Mal am Tag machen, solange der Gärprozess geht“, sagt er. Später stellt er zwei weiße Plastikkanister mit warmem Wasser in die Maische. Mit diesen „Bettflaschen“, erklärt Neumann, beschleunige sich der Gärungsprozess.

Wengerter haben durch den guten August und September noch ein Happy-End erlebt

Keltermeister Johann Pütz macht unterdessen die große Saftpresse betriebsbereit. Denn ist der Zucker vergoren, wird die Maische abgepresst. Das ist der nächste Schritt bei der Weinproduktion. Neben der großen Howard-Presse steht in der Feuerbacher Kelter auch eine kleine Schlauchpresse bereit: „Damit kann man auch ganz kleine Mengen pressen“, sagt der frühere Vorsitzende des WOGV Helmut Wirth, der nach wie vor als Betriebsleiter in der Kelter fungiert. Für ihn ist der weitgehend ehrenamtlich organisierte Kelterbetrieb auch ein Stück Landschafts- und Kulturgutpflege. „Der Erhalt des Weinanbaus am Lemberg und Hohewart ist uns sehr wichtig, da legen wir saumäßig großen Wert darauf“, sagt er. Was das ganze Erntejahr angeht, haben die Wengerter durch den August und September noch so etwas wie ein spätes Happy-End erlebt. Schlimmer sieht es bei der diesjährigen Obsternte aus: „Es gibt WOGV-Mitglieder, die haben in ihrem Garten dieses Jahr keine einzige Mirabelle gesehen. Und bei den Äpfeln ist es gerade mal die Hälfte vom Durchschnitt“, sagt Wirth. Bei den Kirschen und Heidelbeeren sei die Ernte dieses Jahr praktisch komplett ausgefallen. Bei der Sichelhenke – das Erntefest – in der Festhalle, werde es dieses Jahr jedenfalls nicht so viele Apfelsorten wie sonst zum Verkosten geben, kündigt Wirth schon mal an.