Nun hat die Stadt die lang beklagte Unterversorgung an Sporthallen schwarz auf weiß. Der von der Stadt beauftragte Experte Wolfgang Schabert vom Instituts für Kooperative Planung und Sportentwicklung sieht als einzige Lösung den Bau einer neuen Halle.

Weinstadt - Für Wolfgang Schabert steht fest: An einem Hallenneubau wird Weinstadt nicht vorbei kommen. Der Experte des Instituts für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) hat für die Stadt den Bedarf an Sporthallen analysiert. Seine Ergebnisse stellte er am Donnerstagabend im Gemeinderat vor. „Damit haben wir nun bestätigt, was viele gefühlt haben“, kommentierte der Oberbürgermeister Jürgen Oswald. So bleiben langfristig vor allem zwei Fragen: Wann und wie kann Weinstadt mit einem Neubau die Unterversorgung, die laut Schabert vor allem am Bildungszentrum besteht, decken?

 

Angesichts Weinstadts angespannter Haushaltslage wird das nicht so einfach werden. Aber zumindest der Willen ist ansatzweise da, jedenfalls bei SPD und GOL. „Der Hallenneubau ist ein Thema, aber man muss ihn finanziell so eintakten, dass man sich ihn leisten kann“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Randler. Und Manfred Siglinger, der Fraktionsvorsitzende der GOL, meinte: „Der Weg ist vorgezeichnet, jetzt gilt es ihn in konkreten Schritten zu beschreiten.“

Verbesserte Hallenbelegung kann engpass nur mindern

Doch kurzfristig klammern sich die Stadträte erst einmal als Strohhalm an Lösungsvorschläge, die voriges Jahr bei einem Workshop zum Thema von Schulen, Kindergärten, Vereinen und Verwaltung zusammen mit dem IKPS ausgearbeitet wurden. Dazu zählt, die Hallenbelegung transparenter zu machen, indem die Pläne dazu veröffentlicht werden. Des Weiteren wird eine bessere Absprache unter den Nutzern angestrebt und es steht die Überlegung im Raum, die Belegungszeiten bis 23 Uhr auszudehnen. Zudem ließen sich, erklärt Schabert, für den wegen des demografischen Wandels zunehmende Platzbedarf für Seniorenangebote, wie etwa Gymnastik, auch andere Räume als Sporthallen nutzen.

Allerdings: „Durch die Optimierung der Hallenbelegung können Engpässe nur abgemildert werden“, betont Schabert. Um einen Neubau komme man damit nicht herum. Zumal die Problematik auch die Vereinsentwicklung in der Stadt betrifft.

Sportvereinszentrum gegen Mitgliederverlust

Denn auch diese hat der Fachmann bei seiner Analyse unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: „Die Sportvereine haben einen guten Organisationsgrad, vor allem für Kinder und Jugend“, sagte Schabert, „aber für die Altersgruppe von 27 Jahren an geht er deutlich nach unten.“ Entsprechend hätten die Sportvereine bei den Mitgliedern mittleren Alters Verluste von knapp 20 Prozent. Dabei seien gerade sie für die Vereinsentwicklung wichtig.

Die Lösung könne der Bau eines Sportvereinszentrum bringen. „Das würde den Bedürfnissen vieler Zielgruppen Rechnung tragen und es kann der Kooperation mit Schulen dienen.“ Daher schlug Schabert dafür, ebenso wie für einen Hallenneubau, das Bildungszentrum als Standort vor. Dass so etwas funktioniere, bewiesen zahlreiche Beispiele in der Region, etwa in Sindelfingen, Böblingen, Herrenberg, Fellbach und Besigheim. „Sie alle tragen sich finanziell selbst.“ Doch sei es die Aufgabe der Sportvereine sich dieses Themas anzunehmen.

Seitens des Gemeinderates begrüßte man solch ein Vorhaben. „Das wäre wunderschön, wenn ein solches Sportzentrum gebaut würde“, sagte etwa Randler. Allein der CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Witzlinger goss Wasser in den Wein: „Ein Sportvereinszentrum ist sicher etwas, das die Menschen interessiert, aber bleibt das so?“, fragte er Schabert vor dem Hintergrund, dass andernorts bereits Fitnessstudiobetreiber gegen den Bau von Sportvereinszentren vorgehen, da sie in der Gemeinnützigkeit der Vereine einen Wettbewerbsvorteil sehen und um ihre Existenz fürchten. Was also, so Witzlinger, wenn die Vereine in die Situation kommen, ebenfalls Umsatzsteuer zahlen zu müssen? „Status quo ist, dass die Sportvereinszentren Teil der Vereinsentwicklung sind und rechtlich absolut abgesichert“, antwortete ihm Schabert. Doch empfahl er bei dem Thema in „engem Gespräch“ mit dem Württembergischen Landessportbund und dessen Rechtsabteilung zu bleiben.