Die 20-jährige Anja Gurres weiß genau, was sie will: Filme machen. Für einige ihrer Werke ist sie bereits ausgezeichnet worden – zuletzt mit dem Golden Rex beim Jugendfilmfest im Rems-Murr-Kreis.

Weinstadt - Anja Gurres ist eine Getriebene. Jüngst hat die 20-Jähriges aus Weinstadt den Goldenen Rex 2014 beim Jugendfilmfest des Kreishauses der Jugendarbeit gewonnen. Es ist das zweite Mal innerhalb von nur zwei Jahren, dass sie dort abgesahnt hat und längst nicht die einzige Auszeichnung, welche die junge Filmemacherin bereits erhalten hat. Unter anderem hat sie auch schon beim Girls Go Movie Festival in Mannheim in der Alterskategorie 18 bis 27 Jahre den ersten Platz errungen sowie den Katholischen Jugendmedienpreis in der Altersklasse 15 bis 19 Jahre gewonnen. Darüber hinaus war sie für den Jugendfilmpreis Baden-Württemberg 2012/2013 und für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis 2013 nominiert. Doch richtig zufrieden ist sie mit keinem ihrer Filme. „Es gibt immer einen Punkt, der nicht perfekt ist“, sagt sie.

 

„Ich dachte, meine Filme sind nicht gut genug“

Die junge Frau strebt nach dem Optimum. Das mag auch der Grund sein, weshalb sie es sich nach dem Abitur zunächst nicht zugetraut hat, einen Studienplatz an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg zu ergattern. „Ich dachte, meine Filme sind nicht gut genug.“ Daher begann sie erst einmal ein Studium der Medienwissenschaften in Weimar. Ihr Plan: Erfahrungen sammeln und danach an die Ludwigsburger Filmakademie gehen. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Schließlich will ich Filme drehen.“ Zudem machten Anja Gurres die Auszeichnungen und Erfolge Mut, es doch schon jetzt in Ludwigsburg zu versuchen, vor allem die Nominierung für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis im November vergangenen Jahres – „allein die Chance zu haben, dabei zu sein, war echt cool, vor allem wegen der Menschen, die man dort kennenlernt“.

Nun ist Anja Gurres an ihrem Ziel angekommen – vorerst. Sie hat seit diesem Wintersemester einen Studienplatz an der Filmakademie. Der Türöffner war für die Weinstädterin, die inzwischen in den Kreis Ludwigsburg nach Benningen umgezogen ist, eben jener dreiminütige Kurzfilm, mit dem sie den Goldenen Rex abgeräumt hat. „Dazwischen“ heißt er und fasst das Gefühlsleben eines Mädchens, deren Mutter schwer an Krebs erkrankt ist, in Bilder.

Emotionen zu zeigen, das ist für Anja Gurres das Wichtigste beim Filmemachen. „Ich will über Menschen, ihr Gefühlsleben in emotionalen Situationen Filme drehen, darüber, was das mit ihrem Charakter macht und was mit ihrer Psyche passiert“, sagt die 20-Jährige mit vor Begeisterung leuchtenden Augen.

„Ich beobachte viel und schaue mir Menschen an“

Doch wie kommt sie auf ihre Themen und wie gelingt es ihr, sich in das Gefühlsleben ihrer Protagonisten derart ergreifend hineinzuversetzen, wie beispielsweise im Falle des Mädchens mit der krebskranken Mutter? „Ich beobachte viel und schaue mir die Menschen an“, sagt Anja Gurres. Sie hat für das Gespräch im Café einen Fensterplatz gewählt und wirft auch während des Interviews immer wieder Blicke hinaus auf die Straße. Vor der großen Glasfront hasten im trüben Wintergrau mit Einkaufstaschen beladene Menschen vorbei. Was davon in ihrem Gedächtnis bleibt, ist Anja Gurres Geheimnis. „Ich beobachte Szenen. Das mache ich schon automatisch“, erklärt sie, „und abends kann es sein, dass mir dann etwas zu einer interessanten Situation einfällt.“

Schon als Schülerin habe sie erste Drehbücher für Kurzfilme geschrieben. Als Darsteller rekrutierte Anja Gurres kurzerhand ihre Schulkameraden. „Filme machen, das wollte ich irgendwie schon immer.“ Nun ist möchte sie ihr Hobby zum Beruf machen. Dabei gibt es für die junge Frau nur eine Richtung: vorankommen, sich weiter entwickeln, auf keinen Fall stehen bleiben und irgendwann Langfilme drehen – möglichst perfekte natürlich.