Der Gemeinderat Weinstadt will Strukturen der Musikschule Unteres Remstal hinterfragen, nachdem bei ihr diesem Jahr Hochrechnungen zufolge ein Minus von rund 100 000 Euro zu Buche steht.

Weinstadt - Wird es mit der Musikschule Unteres Remstal so gehen wie vor ein paar Jahren mit der Kunstschule Waiblingen, als Weinstadt seinen Nachbarkommunen Waiblingen, Korb und Kernen die Kooperation für die einst selbst mitinitiierte Einrichtung erst aufkündigte und dann doch wieder mit unter ihr Dach gekrochen kam? Vorwehen dafür gibt es zumindest. Nur zähneknirschend jedenfalls stimmte die Mehrheit des Weinstädter Gemeinderats überplanmäßigen Ausgaben in Höhe von 33 000 Euro für die Musikschule Unteres Remstal zu. Drei der Gremiumsmitglieder votierten dagegen, eines enthielt sich.

 

Der Hintergrund: Bei der Musikschule steht in diesem Jahr Hochrechnungen zufolge ein Minus von rund 100 000 Euro zu Buche, wie der städtische Kulturamtsleiter Jochen Beglau in der jüngsten Sitzung berichtete. Weil die Einrichtung über keine eigenen Rücklagen verfügt, müssen die Trägerkommunen Waiblingen, Weinstadt, Kernen und Korb dafür aufkommen. Dabei verteilt sich der Anteil, den sie davon zu übernehmen haben, nach der Anzahl der angemeldeten Schüler. Die übrigen Trägerkommunen hätten den Ausgaben bereits zugestimmt, sagte Beglau. Den Weinstädter Räten passten die Mehrausgabe hingegen überhaupt nicht.

„Die Situation der Musikschule muss hinterfragt werden“, meinte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Witzlinger. Zwar vertrete man die Auffassung, dass die Einrichtung eine wichtige Aufgabe für die musikalische Erziehung von Kindern leiste. „Aber Menschen mit eigenem Einkommen sollen einen angemessenen Preis zahlen“, konstatierte Witzlinger. Schließlich trage man auch Verantwortung für jene, die eben kein Instrument dort lernten. Daher müsse im kommenden Frühjahr eine Abrechnung auf den Tisch, ob und in welchem Umfang die Musikschule von Weinstadt weiterhin mitgetragen wird. Dazu solle man sich als Vergleich die Situation anderer Musikschulen anschauen und wie es dort um die Kostendeckung stehe.

Hans Randler und Rolf Weller, die Fraktionsvorsitzenden von SPD und Freien Wählern, schlossen sich ihm an. Dabei ging Letzterer noch einen Schritt weiter und forderte, ein „Ausstiegsszenario“ durchzuspielen. Etwas moderater fiel dagegen die Stellungnahme Manfred Siglingers aus. Zwar schloss sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen Offenen Liste seinen Vorrednern darin an, dass die „Thematik von der Verwaltung aufgearbeitet werden muss, um sie im Frühjahr zu beleuchten“. Aber: „Die Musikschule an sich hat schon einen Eigenwert.“ Schließlich sei man eine Große Kreisstadt, müsse ein solches Angebot vorhalten. „Daher wollen wir drinbleiben“, sagte er, „aber es müssen Randbedingungen da sein, die möglich sind.“ Ob die Rahmenbedingungen für Weinstadt akzeptabel sind oder das Pendel doch mehr in Richtung Ausstiegsszenario ausschlägt, wird sich im Gemeinderat zeigen, wenn die geforderten Zahlen im kommenden Frühjahr auf dem Tisch liegen.