Rund 100 Schauspieler, Sänger und Musiker wirken beim Musical „Anatevka“ mit, das die Kommunale Bühne anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums des Bauernaufstands auf die Beine stellt. Die Premiere ist am 7. November in Weinstadt-Beutelsbach.

Weinstadt - Ich wünsche mir insgesamt mehr Biss. Das soll wie Schlagzeilen im Anatevka-Boten kommen“, weist Susanne Heydenreich im Keller des Beutelsbacher Stiftshofes die rund 40 Darsteller an. Der Kommunalen Bühne ist es gelungen die Regisseurin des Stuttgarter Theaters der Altstadt für ihr Projekt zu interessieren. Gemeinsam mit Chor und Orchester soll das Broadway-Musical „Anatevka“ um den jüdischen Milchmann Tevje und seine Töchter Anfang November in der Beutelsbacher Halle zur Aufführung gebracht werden. Rund 100 Schauspieler, Sänger und Musiker – der Großteil sind Laien – beteiligen sich daran. Darunter findet sich auch Lokalprominenz, wie beispielsweise der ehemalige Pfarrer der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde, Gerhard Sattler, der nun im Musical den Rabbi gibt.

 

Ins Rollen gebracht hat das Projekt der Vorsitzende der Kommunalen Bühne, Michael Davis. Er spielt auch die Hauptfigur Tevje. „Die Idee keimt schon seit der Dreigroschenoper vor sieben Jahren in mir. Aber es hat ein Aufhänger gefehlt“, sagt Davis. Das Drama von Bertolt Brecht hat der rührige Kulturschaffende damals zusammen mit dem Waiblinger Kulturhaus Schwanen auf die Beine gestellt. Nun setzt er sein zweites Großprojekt um, dieses Mal mit der Kommunalen Bühne.

Unterdrückung wird thematisiert

Im 500-Jahr-Jubiläum des Armen Konrads hat Davis den „Aufhänger“ gefunden. Zumal es auch Parallelen zwischen der Geschichte des jüdischen Milchmanns gibt, der sich müht der Tradition entsprechend seine eigenwilligen Töchter unter die Haube zu bringen, und den Remstäler Bauern, die sich zusammen mit Handwerkern der württembergischen Landesstädte unter dem Namen „Arm Conrad“ als Synonym für den einfachen Mann aus dem Volk zusammenschlossen und gegen Herzog Ulrich aufbegehrten. „Beides Mal geht es um Unterdrückung der Bevölkerung durch die Obrigkeit.“ Im Falle des Musicals, das im Jahr 1905 – zu vorrevolutionären Zeiten also – im ukrainischen Dorf Anatevka im Russischen Kaiserreich spielt, ist es der Zar, der den jüdischen Bewohnern zusetzt.

Den Darstellern wird viel Probendisziplin abverlangt

Die Stimme Heydenreichs ist schon hörbar angegriffen. In den letzten Wochen vor der Premiere wird intensiv geprobt. Jeden Abend pendelt die Regisseurin dafür von Stuttgart nach Beutelsbach. Auch von den Darstellern erfordert das viel Disziplin. Die Jüngste von ihnen ist acht Jahre alt, die Älteste über 70. Spaß an der Sache haben sie ganz offensichtlich trotzdem. So wird nicht nur konzentriert gearbeitet, an der richtigen Aufstellung der Darsteller auf der Bühne und an der passenden Betonung jedes einzelnen gesprochenen Wortes gefeilt, sondern es wird auch viel gelacht. Da macht allein schon das Zuschauen beim Proben neugierig darauf, was dabei am Ende herauskommt. Die ersten Eindrücke sind auf jeden Fall vielversprechend.