Das Lärmdisplay in der Schnaiter Weinstraße hat nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. Unverbesserliche reizt es wohl eher, erst recht die Motoren aufheulen zu lassen, wie sich bei der Ergebnispräsentation gezeigt hat.

Weinstadt - Der große Wurf, um die Lärmproblematik an der Weinstraße in Schnait zu lösen, ist das im Juli dort aufgestellte Display, das die Lautstärke von Fahrzeugen misst und anzeigt, offenbar noch nicht gewesen. Das machte allein schon das Gegrummel unter den Anwohnern bei der Ergebnispräsentation vor Ort am Montagnachmittag deutlich, zu der auch Gisela Splett, die Staatssekretärin im Verkehrsministerium und Lärmbeauftragte der Landesregierung, gekommen war. „Es gibt Auto- und Motorradfahrer, die bewusst davor anhalten, um dann beim Anfahren zu testen, wie laut ihre Motoren sind“, berichtete einer der Anwohner am Rande der Veranstaltung. Zu mehr Einsicht und einem rücksichtsvolleren Fahrverhalten scheint das Gerät demnach nicht beigetragen zu haben – zumindest nicht bei allen Verkehrsteilnehmern.

 

Auch der gemessene Lärmdurchschnittswert von 45 Dezibel, der deutlich unter dem tagsüber zulässigen Grenzwert von 60 liegt, bringt die Anwohner nicht weiter. Die Lärmspitzenwerte, die Motorrad- und Sportwagenfahrer, welche die kurvige, an einer Steigung gelegene Wohnstraße vor allem am Wochenende bisweilen mit einer Rennstrecke verwechseln, spiegeln sich darin nicht wider. Zumindest aber konnte ihr Anteil ermittelt werden: Er pendelt zwischen fünf und zwölf Prozent, unabhängig von Tageszeit, Wochentag und Witterung. „Man kann sagen: von zehn fahren neun normal, und einer spinnt“, fasste Teja Banzhaf zusammen, der die Messergebnisse im Auftrag des Kernener FDP-Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann ausgewertet hat. Haußmann hatte der Stadt vorgeschlagen, das von einer Bürgerinitiative im sächsischen Radebeul entwickelte Lärmdisplay für einen Modellversuch auszuleihen.

Jochen Haußmann fordert Tempo 30

„Tempo 40 innerorts und 70 außerorts hat nicht die nachhaltigen Ergebnisse gebracht“, sagte dazu Jochen Haußmann und forderte die Staatssekretärin dazu auf, zu prüfen, „welche Chancen es gibt, noch einen Schritt weiterzugehen“ – sprich: die zulässige Geschwindigkeit in der Weinstraße auf 30 zu begrenzen. Auch der Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen Oswald bat die Gisela Splett, die Ergebnisse mitzunehmen und eine „langfristig gesicherte Lösung“ zu erarbeiten.

Splett verwies darauf, dass Lärm allein als Grund nicht ausreiche, ein solches Tempolimit zu erlassen. Die Lösung der Problematik sei viel schwieriger. Denn dafür wären auch veränderte Zulassungsvorschriften für Motorräder nötig, sagte sie. „Dabei sind wir allerdings vom Bund abhängig.“ Gleichwohl bemühe man sich, für verkehrslärmgeplagte Anwohner Abhilfe zu schaffen. Wie, das erläuterte der Ministeriumsmitarbeiter Gerhard Scholl näher.

Verkehrsministerium bietet Neuentwicklung zum Test an

So habe man derzeit in der Schwarzwald-Gemeinde Todtmoos ein Pilotgerät im Test, welches die Geschwindigkeit und den Lärm von Fahrzeugen misst und die Fahrer durch direkte Hinweise wie „langsamer“ oder „leiser“ auf ihr Fehlverhalten anspreche. Laut dem Hersteller solle es eine Lärmreduktion um acht Dezibel bewirken. Ob dies tatsächlich der Fall ist, ermittle man mit einem dahinter aufgebauten zweiten Messgerät, erklärte Scholl.

Das Ziel sei, diese Technik zur Serienreife zu bringen, damit auch andere Kommunen sie nutzen könnten. Für Weinstadt stehe das bereits im Frühjahr vom Verkehrsministerium gemachte Angebot, das zweite verfügbare Testgerät in der Weinstraße aufzustellen, indes nach wie vor. Die Stadt hatte dies jedoch aus Kostengründen abgelehnt und sich für den günstigeren Vorschlag von Haußmann entschieden. „Wir haben das nicht aus den Augen verloren“, meinte der OB. Jedoch wolle man erst einmal die Auswertung des Pilotversuchs im Dezember abwarten.

Markus Schweikhardt vom Loffenauer Arbeitskreis „Reduktion Motorradlärm“ ist möglicherweise ins Zweifeln geraten. Da die knapp 3000 Einwohner starke Gemeinde im Schwarzwald ein ähnliches Lärmproblem hat, wollte sich der Arbeitskreis das Radebeuler Display ebenfalls ausleihen. Nun aber könnte auch die Neuentwicklung von Interesse sein.