Der Rems-Murr-Kreis möchte den oberhalb von Beutelsbach, solitär gelegenen Saffrichhof als Unterkunft für Asylbewerber anmieten. Auch Gebäude des benachbarten, ehemaligen Jugendheims Schönbühl sind als Interimslösung für Flüchtlinge im Gespräch.

Der Kaisersbacher Unternehmer Thomas Barth hat es im Sommer schon angedeutet: dass er sich vorstellen kann, den Saffrichhof an den Landkreis zur Unterbringung von Flüchtlingen zu vermieten (wir berichteten). Jetzt wird die Sache konkret.

 

Anfang des Jahres hatte Barth die sechs Mehrfamilienhäuser dort, die er gemeinsam mit dem benachbarten Gelände des ehemaligen Jugendheims Schönbühl erworben hatte, noch abreißen lassen wollen, um das Gelände in neun Bauplätze für Einfamilienhäuser aufgeteilt weiterzuverkaufen. Davon ist nun keine Rede mehr – zumindest nicht für die nächsten fünf bis zehn Jahre, in denen Asylbewerber in der oberhalb von Beutelsbach, solitär gelegenen Ansiedlung eine Bleibe finden sollen.

„Ursprünglich wollten wir eine ganz andere Entwicklung für den Saffrichhof“, sagt Barth nun auf Anfrage, „aber wir wurden vom Zeitlauf eingefangen und da kann man nicht mehr sagen, wir machen 24 Wohnungen platt, die nutzbar sind.“ Dabei gehe es ihm nicht darum, aus der Not der Menschen Profit zu schlagen, betont der Unternehmer. Vielmehr sei der Kreis auf ihn zu gekommen. „Wir wissen die Zusammenarbeit mit Herrn Barth zu schätzen, weil er einen inhaltlichen Zugang hat und es ihm darum geht, ein Problem mit uns zu lösen und nicht Geld zu verdienen“, hebt auch Bernd Friedrich hervor. Der Erste Landesbeamte des Rems-Murr-Kreises leitet im Landratsamt den Koordinierungsstab zur Flüchtlingsunterbringung.

Momentan sei man dabei, den Mietvertrag abzustimmen, sagt Friedrich. Dann werde die Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management GmbH, eine Tochter der Kreisbau, sich darum kümmern, die Wohnungen, die teilweise jahrelang leer gestanden sind, für die Flüchtlinge herzurichten. In sechs bis acht Wochen werde man voraussichtlich sukzessive mit der Belegung des Hofs beginnen. Insgesamt könnten rund 280 Menschen dort einziehen.

Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung stünden dem Vorhaben offen gegenüber, heißt es in einer Mitteilung aus dem Weinstädter Rathaus. „Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber dem Landkreis und den Flüchtlingen sehr ernst“, wird darin der Oberbürgermeister Jürgen Oswald zitiert. Jedoch seien im Hinblick auf die abgelegene Lage Maßnahmen nötig, um den Alltag der Asylbewerber zu erleichtern und Konflikten vorzubeugen. Dabei steht für die Stadt außer Frage, dass hierfür der Kreis, der für die Erstunterbringung zuständig ist, zu sorgen hat. So fordert die Stadt, dass mindestens zwei Sozialarbeiter in Vollzeit die Flüchtlinge betreuen und ein Hausmeister vor Ort ist. Nach Feierabend solle überdies ein Sicherheitsdienst nach dem Rechten sehen. Des Weiteren müsse ein Busshuttle eingerichtet werden, damit die Flüchtlinge Einkaufen gehen und am Leben in der Stadt teilhaben könnten. Eine besondere Herausforderung sei zudem, wie deren Kinder in die Schule oder den Kindergarten kommen.

Doch nicht nur der Saffrichhof ist als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch, auch der Schönbühl. Als Interimslösung über den Winter sei er bereit, zwei Gebäude, in denen ehemals Gemeinschaftswohnungen für Jugendliche untergebracht waren, zur Verfügung zustellen, sagt Barth, der eigentlich eine ökologische Modellsiedlung dort oben bauen möchte. Bernd Friedrich bestätigt, dass es dementsprechende Überlegungen gebe. Ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin sei geplant. Fest stehe aber schon jetzt: angesichts von 800 Flüchtlingen, die es allein in diesem Oktober unterzubringen gelte, würden weitere Wohnräume „unbedingt gebraucht“.