Nach langen arbeits- und bleiberechtlichen Mühen ist aus dem kosovarischen Trio im Weinstädter Weingut Kuhnle ein familiäres Quartett geworden.

Weinstadt - Es ist eine besondere Art der Familienzusammenführung: Im Weingut Kuhnle in Strümpfelbach sind inzwischen vier Männer aus dem Kosovo mit bei der Arbeit. Insbesondere bei dem jüngsten Mitglied der Familie Berisha war es allerdings nicht einfach, ein Visum samt Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu erhalten. Drei Jahre lang habe man verschiedene vergebliche Anläufe genommen, den Sohn von Hazer und Neffen von Shani Berisha ins Remstal zu holen, berichtet der Wengerter Werner Kuhnle und weist auf einen zehn Zentimeter hohen Stapel an Briefen und Formularen, der von dem dreijährigen Bürokratiekampf zeugt.

 

Erst eine mit der Einstufung des Westbalkans samt Kosovo als sichere Herkunftsstaaten verbundene Änderung in Sachen Arbeitserlaubnis hat im Frühjahr die Wende gebracht. „Letztlich haben wir es der Ministerin Andrea Nahles zu verdanken, dass es jetzt endlich geklappt hat“, sagt Werner Kuhnle. Sie habe den Entwurf für vertragliche Regelungen mit jenen Balkanstaaten eingebracht, die für deren Bürger legale Möglichkeiten für Aufenthalt und Arbeit in Deutschland schafften.

Im April war endlich das Visum da

Im April dieses Jahres war dann auch das Visum für den 20-jährigen Besjan Berisha parat, der jetzt auch im Weingut Kuhnle mit anpackt. Da allerdings gebe es einiges zu beachten, was die Bezahlung und sonstige Bedingungen angeht, erzählt Werner Kuhnle. Unter anderem habe das Weingut eine Art Treuhänderkonto eingerichtet, weil garantiert sein musste, dass im Zweifelsfall die Kosten für eine Rückreise gedeckt sind.

An diese Rückreise denkt Besjan allerdings überhaupt nicht, zumindest nicht an eine komplette Rückkehr. Er wolle gerne in Deutschland bleiben und hier arbeiten, sagt er. Als Voraussetzung dafür und auch um eine Berufsausbildung beginnen zu können, drückt er täglich von acht bis zwölf Uhr in Waiblingen die Schulbank und lernt Deutsch. Eine Perspektive sieht auch sein Onkel Shani für ihn nur hier. In der Heimat im Bereich des unter anderem auch als Weinbaugebiet bekannten Amselfeldes sei es praktisch unmöglich, Arbeit zu bekommen. „Da schaut jeder nur, wie er selbst überlebt, sonst funktioniert gesellschaftlich und wirtschaftlich praktisch nichts zusammen“, betätigt Shanis Onkel Sami Mehmeti, der anno 1993 der Erste der Familie war, der – damals noch als in Aichwald untergebrachter Asylbewerber – in Kontakt zu den Kuhnles kam.

Onkel Shani Berisha ist inzwischen Weinbautechniker

Inzwischen ist Shani Berisha quasi Teil des Betriebsinventars im Strümpfelbacher Weingut und sorgt

dafür, dass im Keller handwerklich alles rundläuft. Vor drei Jahren hat er in Weinsberg erfolgreich die Ausbildung als Weintechniker beendet. „Ohne den geht bei uns im Keller gar nichts mehr“, sagt Werner Kuhnle über den Mann, um dessen Bleiberecht er und seine Familie einst auch einen langen Kampf geführt haben.

Dass aber dort in der Heimat des kosovarischen Kuhnle-Quartetts am Amselfeld, dem Ort der historischen Schlacht gegen die Osmanen und Anbaugebiet des Amselfelders, in Sachen Weinbau nichts zu machen ist, lässt Kuhnle das Wengterterherz bluten, denn über den Kosovo sagt er: „Da bin ich inzwischen auch daheim.“ Aber angesichts der Lage dort sei an eine sinnvolle Weinproduktion und -vermarktung leider nicht zu denken.