Von Kopfschmerzen, Kohlensäure und Kirschen: Rund um das Thema Trinkwasser gibt es viele gängige Weisheiten und Regeln. Wir klären auf, welche stimmen und welche nicht.

Stuttgart - Was hat es mit diesen neun Mythen rund um das Trinkwasser auf sich?

 

1. Destilliertes Wasser darf man nicht trinken

Nein, die Flüssigkeit ist für den Körper längst nicht so gefährlich, als viele meinen. Chemisch reines Wasser enthält zwar keine Mineralstoffe, die der menschliche Körper zum Überleben braucht. Solange man über die Nahrung genügend dieser Stoffe zu sich nimmt, ist das normalerweise aber kein Problem. Das heißt: Wer nur wenig destilliertes Wasser trinkt und „gesunde Mischkost“ zu sich nimmt, dürfte nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch nichts zu befürchten haben.

2. Wasser ist der beste Durstlöscher

Stimmt. „Getränke sollen den Durst löschen und Wasserverluste ausgleichen, aber gleichzeitig keine oder nur wenig Energie enthalten“, sagt DGE-Expertin Isabelle Keller. Dafür eignet sich Wasser am besten. Auch ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees sind laut Keller in Ordnung. Wer lieber Obst- oder Gemüsesaft trinkt, sollte ihn stark verdünnen – nämlich im Verhältnis 1:3 (1 Teil Saft und 3 Teile Wasser).

3. Wenn man Steinobst gegessen hat, darf man kein Wasser trinken

Stimmt nicht. Die Regel stammt aus Großmutters Zeiten und gilt heute nicht mehr. Wahrscheinlich lässt sie sich darauf zurückführen, dass früher oft Brunnenwasser von zweifelhafter hygienischer Qualität getrunken wurde. Größere Mengen Steinobst sind ohnehin schwer verdaulich. Trank man dazu verunreinigtes Wasser, verschlimmerten sich die Beschwerden.

4. Wer viel Wasser trinkt, nimmt leichter ab

Vielleicht. Leider gibt es kaum Studien, die diese Behauptung wirklich belegen. Nach einer groß angelegten Auswertung wissenschaftlicher Arbeiten waren Forscher der Berliner Charité davon überrascht, wie schlecht das Thema bislang untersucht worden ist. Sie fanden lediglich Hinweise darauf, dass ein gesteigerter Wasserkonsum sich bei älteren Menschen, die eine Diät machten, positiv auswirkte. Wahrscheinlich sorgt Wassertrinken für ein kurzzeitiges Sättigungsgefühl und macht es deshalb leichter, weniger zu essen. Deshalb kann es sinnvoll sein, vor dem Essen ein großes Glas Wasser zu trinken.

5. Wasser aus der Flasche ist besser

Nein, das kann man so nicht sagen. Leitungswasser wird in Deutschland streng kontrolliert und ist gesundheitlich unbedenklich. Wie es sich genau zusammensetzt, ist allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich. Auch die Zusammensetzung von „Flaschenwasser“ ist ganz unterschiedlich. Daher sind allgemeine Aussagen schwierig. Klar ist: Leitungswasser ist billiger und lässt sich jederzeit frisch zapfen. Zudem fällt seine Öko-Bilanz besser aus: Flaschen zu befüllen und zu transportieren, frisst jede Menge Energie.

6. Wassertrinken glättet Falten

Fraglich. Natürlich profitiert auch die Haut davon, wenn man ausreichend trinkt. Das heißt aber nicht, dass sich Falten einfach „wegtrinken“ lassen: Für diese Annahme gibt es keine Belege. Umgekehrt ist klar, dass Haut und Schleimhäute bei Flüssigkeitsmangel austrocknen. Besonders häufig sind davon betagte und demente Meschen betroffen, bei denen das Durstgefühl eingeschränkt ist oder ganz fehlt.

7. Stilles Wasser ist gesünder als Sprudelwasser

Nein. „Ob stilles oder sprudelndes Wasser bevorzugt wird, ist Geschmackssache“, sagt die DGE-Expertin Keller. Allenfalls kann kohlensäurehaltiges Wasser dazu führen, dass man aufstoßen muss. Wer – wie viele Deutsche - eine Vorliebe für spritziges Wasser hat, kann guten Gewissens Leitungswasser zapfen und im Wassersprudler mit Kohlensäure versetzen.

8. Man kann auch zu viel Wasser trinken

Normalerweise nicht. „Zuviel getrunkene Flüssigkeitsmengen schaden dem gesunden Organismus nicht; sie werden einfach über die Nieren wieder ausgeschieden“, erklärt Keller. Es gibt aber Ausnahmen von dieser Regel. So gelten z.B. für Patienten mit Nierenkrankheiten, Herzmuskelschwäche oder Leberzirrhose spezielle Trink-Empfehlungen. Außerdem müssen Sportler aufpassen: Wenn sie stark schwitzen und große Mengen natriumarmes Wasser trinken, kann der Salzgehalt im Blut gefährlich stark absacken. Erste Anzeichen einer solchen „Wasservergiftung“ sind Übelkeit und Erbrechen.

9. Wassertrinken hilft gegen Kopfschmerzen

Manchmal schon. „Kopfschmerzen können erste Anzeichen für eine unzureichende Wasserzufuhr sein“, sagt die DGE-Expertin Keller. Wer den Verdacht hat, dass der Schädel wegen eines Flüssigkeitsdefizits brummt, sollte etwa einen halben Liter Wasser trinken. In vielen Fällen reicht diese Behandlung, damit die Schmerzen verschwinden. Auch Migräneattacken werden manchmal durch Flüssigkeitsdefizite ausgelöst. Erwachsene sollten rund 1,5 Liter pro Tag trinken, rät die DGE.