Nach 15 Jahren ohne Erhöhung kostet der Kubikmeter vom neuen Jahr an 1,96 statt 1,10 Euro.

Weissach - In Weissach wird das Wasser teurer. Für die Verbraucher ist das keine gute Nachricht, für die Finanzstrategen der Gemeinde gleichwohl eine absolute Notwendigkeit. Ist doch der Preis für das wichtigste Lebensmittel seit 15 Jahren unverändert. Und in dieser Zeit hat sich ein Bilanzverlust von voraussichtlich mehr als 2,8 Millionen Euro aufgetürmt.

 

So stimmte denn auch der Gemeinderat am späten Montagabend einmütig dafür, die Gebühr von bisher 1,10 Euro pro Kubikmeter auf 1,96 Euro zu erhöhen. Die neuen Tarife treten zum Jahreswechsel in Kraft.

Mit eindringlichen Worten hatte vor dem Beschluss die Kämmerin Karin Richter geschildert, welche dramatischen Auswirkungen der seit 2001 gültige Wasserpreis auf die Finanzlage des kommunalen Eigenbetriebs Wasserversorgung hat. Reichten die Gebühren in den vergangenen Jahren doch bei weitem nicht aus, die Kosten zu decken.

Hohe Verluste

Entsprechend hoch waren die Verluste: 170 487 Euro im Jahr 2011, 277 234 Euro 2012, 489 879 Euro 2013 und 323 507 Euro im Jahr 2014. Die Abrechnungen der Wirtschaftsjahre 2015 und 2016 sind noch nicht abgeschlossen. Allerdings geht die Kämmerin von einem Finanzloch in der Größe von fast 800 000 Euro für beide Jahre aus. Zusammen also, so prognostiziert Karin Richter, wird der Bilanzverlust auf mehr als 2,8 Millionen Euro steigen.

Allerhöchste Zeit zum Gegensteuern also, befand Daniel Töpfer. Der Bürgermeister machte in der Ratssitzung keinen Hehl daraus, dass es für ihn unverständlich ist, dass die Wassertarife nicht schon viel früher erhöht wurden.

Gerhard Strauß von der Bürgerliste erklärte, dass die Gebührengestaltung in der Vergangenheit eine bewusste Entscheidung des Gemeinderates gewesen sei. „Wir waren uns darüber im Klaren, dass es erhebliche Defizite gab“, sagte der dienstälteste Gemeinderat. Darauf habe die damalige Bürgermeisterin Ursula Kreutel mehrfach hingewiesen und das Gremium aufgefordert, „das in Ordnung zu bringen“. Angesichts der früheren guten Finanzlage habe der Rat aber die Bürger entlasten wollen.

Daniel Töpfer sah dennoch die frühere Rathausspitze in der Verantwortung: „Das handwerkliche Rüstzeug war über viele Jahre in der Verwaltung nicht vorhanden“, kritisierte der Bürgermeister, der seit gut zwei Jahren im Amt ist. „Solche Fehler und Verfehlungen dürfen nicht passieren. Aber hier hat es keinen interessiert.“

Weissach war sehr günstig

Die Kämmerin verwies drauf, dass es in Weissach seit 15 Jahren „einen unglaublich günstigen Wasserpreis“ gibt, der kreisweit seinesgleichen suche. In den meisten Kommunen koste der Kubikmeter Wasser im Schnitt zwischen 1,70 und 1,90 Euro, in manchen sogar mehr (siehe Tabelle).

Töpfer machte deutlich, dass es nicht beim jetzigen Tarif bleiben muss: „Damit decken wir ausschließlich den laufenden Betrieb. Um den Patienten zu heilen, brauchen wir noch einige Millionen.“

Deshalb wollte der Rathaus-Chef weitere „Anpassungen in den nächsten Jahren“ nicht ausschließen. Denn: „Die guten Zeiten sind schon lange vorbei.“