Die erste Gemeinderatssitzung unter dem neuen Rathauschef Daniel Töpfer lief erstaunlich harmonisch, trotz Mehrkosten bei der Porsche-Kita. Allerdings will der Schultes auch die chaotischen Strukturen im Rathaus radikal umbauen.

Weissach – Das Interesse ist einmal mehr groß. Daniel Töpfer betritt den Sitzungssaal, schüttelt alle Hände. Auf dem großen Display über der Regierungsbank laufen Zeichentrickfilme – der neue Monitor soll live getestet werden. Normalerweise wäre eine Gemeinderatssitzung in Weissach im Anschluss ziemlich eskaliert. Doch die 14 Tagesordnungspunkte wurden in 52 Minuten im Sinne des neuen Weissacher Geistes absolviert, fast ohne Diskussionen.

 

Dabei hätte es Grund genug gegeben für kritische Debatten. Etwa bei der Ferry-Porsche-Kita in der Nußdorfer Straße, die zusammen mit dem Sportwagenhersteller betrieben und gebaut wird. Die Kosten sind hier von 3,6 auf 3,9 Millionen Euro gestiegen, weil vieles übersehen wurde – vom Stromanschluss bis zur Küche oder dem Aushub der Baugrube. Nur leise Kritik daran von Bürgerliste-Fraktionschef Andreas Pröllochs: „Wir sollten eine Checkliste erarbeiten, damit wir das künftig schon im Vorfeld klären können.“ Auch wird erstmals ein Eröffnungstermin für die Porsche-Kita genannt, der 3. November.

Nein, streiten will heute keiner. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass sich der Technische Ausschuss eine Woche zuvor über die Kostensteigerungen eine Stunde lang die Köpfe heiß geredet hat. Dennoch, Konflikte werden in dem neuen Weissacher Rathausklima schnell gelöst.

Etwa, als es um die neue Medienanlage im großen Sitzungssaal geht – der Bürgermeister schlägt einen neuen, schärferen Monitor vor, die Räte wollen aber unisono eine Leinwand mit Beamer. Was früher zur erregten Debatte geführt hätte, wird nun einfach vertagt: „Wir werden das prüfen und Alternativen in der nächsten Sitzung vorlegen“, sagt Töpfer. Nur das Ansinnen des UL-Fraktionschefs Gerhard Mann, alle Beschlüsse vor der Abstimmung vorzulesen, lehnt der 26-Jährige ab.

Nun ist natürlich nicht alles auf einmal in Ordnung, was vorher in Unordnung war. Die Kostenexplosion bei der Porsche-Kita ist symbolisch für das große Durcheinander im Rathaus. „Es sind 20 bis 25 Bauprojekte gleichzeitig angefangen, ohne dass einer einen genauen Überblick über Kosten und Pläne hat“, sagt Töpfer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Unklare Zuständigkeiten und Prioritäten, völlig überlastete Mitarbeiter und immer wieder fehlende Unterlagen. Manchmal werde einfach drauflos geplant, Millionen ohne klare Grundlage ausgegeben. Es ist auch nicht geregelt, wer Rechnungen unterzeichnen darf. „Die Mitarbeiter engagieren sich unglaublich und tun ihr Bestes“, stellt Töpfer klar. Doch es gebe in vielen Bereichen schlicht zu wenig Personal, die hohe Kündigungsrate fordert ihren Tribut. Noch immer liegen das Ordnungsamt und die Jugendarbeit brach.

Hier will Töpfer schnell neue Strukturen schaffen, Kinder, Familie und Jugend wieder in einem Bereich zusammenfassen – dieser war beim Kleinkrieg zwischen der Vorgängerin Ursula Kreutel und dem Ex-Hauptamtsleiter Jürgen Troll aufgeteilt und alles direkt der Verwaltungschefin zugeordnet worden. Für Verwirrung sorgt auch, so ist zu hören, ein Reisegutschein über 2000 Euro an die Ex-Bürgermeisterin Kreutel als Abschiedsgeschenk – so mancher Gemeinderat war darüber ziemlich überrascht. Zudem gibt es wohl noch eine ganze Liste an Unregelmäßigkeiten, die im neusten Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt stehen. Dabei soll es um zu viel ausbezahlte Überstunden und um Reisekosten gehen. Der Bericht wird alsbald erwartet.

Töpfer stellt jedenfalls klar, dass er die undurchsichtigen Geschäfte der Kommbau aufklären will. „Das wird sauber aufgearbeitet“, erklärt er. Im November wird der Aufsichtsrat zum ersten Mal tagen, dann wird der Verwaltungschef eine Selbstverpflichtung vorschlagen: Das kommunale Bauunternehmen will sich künftig an die Vergabeordnung halten. Auch sonst wird Töpfer vieles auf den Kopf stellen – ein paar Überraschungen hat er noch parat.