Niederlagen sind nie einfach. Und wenn sie im Licht der Öffentlichkeit stattfinden, erst recht nicht. Doch vier Wochen nach der Wahl von Daniel Töpfer zum Bürgermeister ist Ursula Kreutel gefasst, sieht der Zukunft optimistisch entgegen.

Weissach - Niederlagen sind nie einfach. Und wenn sie im Licht der Öffentlichkeit stattfinden, erst recht nicht. Doch vier Wochen nach der Wahl von Daniel Töpfer zum Bürgermeister ist Ursula Kreutel gefasst, sieht der Zukunft optimistisch entgegen. „Ich habe mich nicht verbiegen lassen, und kann noch in den Spiegel sehen“, sagt sie, und blickt positiv auf ihre achtjährige Amtszeit zurück. Bis 4. September ist sie noch im Amt, aber im Urlaub. Die 48-Jährige hat damit abgeschlossen, und ist derzeit auf Jobsuche.

 

Auch und gerade in dieser schwierigen Phase zeichnet Ursula Kreutel eine Grundgelassenheit aus, die sie selbst während der teilweise heftigen Konflikte im Rathaus nie aufgegeben hat. „Vielleicht kommt es vom Leistungssport“, sagt die scheidende Rathauschefin. Und erzählt eine Geschichte, wie sie als junge Frau bei einem Diskuswurf-Wettbewerb um zwei Zentimeter verloren hat – gegen ihre beste Freundin.

„Das war der kleinstmögliche Abstand“, sagt Ursula Kreutel mit dem Abstand von 20 Jahren. Nicht ganz so knapp, aber dennoch eng war der Wahlkampf am Ende. Vielleicht hat Ursula Kreutel aber auch schon Schlimmeres erlebt, Schicksalsschläge, die gegen manche Aufgeregtheit gelassen machen. Aber darüber will sie eigentlich nicht reden.

Ist der Wahlkampf emotional entgleist?

Doch natürlich macht sich die 48-Jährige so ihre Gedanken. Über ihre Amtszeit, und den Wahlkampf. „Eigentlich haben wir viel hinbekommen in den acht Jahren“, beharrt sie. Doch das habe nicht mehr gezählt, in den Wochen vor der Entscheidung sei es um Emotionen, um die Probleme gegangen, nicht mehr um die Bilanz. „Ich habe festgestellt, dass ich mit meiner Botschaft nicht mehr durchgedrungen bin“, analysiert sie diese Endphase, „der Wahlkampf ist emotional entgleist.“

Bleibt die Frage, ob es Fehler gegeben hat. Schließlich ging es im Wahlkampf irgendwann nur noch um die hohe Personalfluktuation im Rathaus, was immer wieder zu Disfunktionalitäten geführt hat. Und um das Verhältnis zum Gemeinderat. Würde sie alles so wieder machen? „Bei den wichtigen Weichenstellungen ja“, antwortet Ursula Kreutel nach kurzem Nachdenken. Allerdings würde sie wohl taktisch manchmal anders vorgehen, vielleicht etwas mehr oder anders kommunizieren.

„Es wäre falsch zu sagen: Ich habe keine Fehler gemacht“, sagt sie. Wie die großen Weichen also – dabei geht vielleicht auch um die Frage, wie eine Frau Chefin mit den Weissacher Verhältnissen umgegangen ist: Mit dem selbstbewussten Gemeinderat, mit dem hohen Verschleiß an Verwaltungschefs, mit der Garde an mächtigen Männern. Und vielleicht auch mit manchem Missstand, der sich durch die Porsche-Millionen und lange Vakanz an der Rathausspitze eingeschlichen hat.

Zwei Sichtweisen der Amtszeit

„Es gab einigen Nachholbedarf“, sagt Ursula Kreutel dazu nur. Sie hat sich aber nicht anpassen wollen, hat mit einigen Gewohnheiten aufgeräumt, und ist dabei vielen auf die Füße getreten. Am Ende vielleicht zu vielen, sodass kaum noch Verbündete da blieben? Möglich. Wie immer gibt es zwei Sichtweisen in Weissach. Ursula Kreutel als Saniererin, die aufgeräumt hat, dabei viel Staub aufgewirbelt und manches Projekt angestoßen hat. Oder eben der Dauerkonflikt, der am Ende in sich selbst erstarrt ist. Wahrscheinlich gehört beides zur Bilanz dazu. Immerhin rund 40 Prozent der Bürger standen noch auf ihrer Seite, trotz allem. „Ich fühle mich nicht abgestraft“, sagt Kreutel daher.

Und so beginnt das neue Leben. Im ihrem Wohnhaus springt der neue Königspudel Orpheus fröhlich umeinander, die Tochter Katharina freut sich, dass ihre Mutter jetzt etwas mehr Zeit hat. Doch es geht weiter. Ein Übergangsgeld gibt es für abgewählte Bürgermeister nicht, Kreutel fällt nach 26 Jahren im öffentlichen Dienst aber nicht ins Bodenlose. Klar ist: Sie will mit 48 Jahren weiter arbeiten, gerne auch in Führungspositionen. Im Staatsanzeiger, der Stellenbörse für den öffentlichen Dienst, hat sie eine Anzeige geschaltet.

Ungewöhnlich, aber Ursula Kreutel geht auch hier den direkten Weg. Noch ist es zu früh, über Perspektiven zu reden. Mit dem Bürgermeisterjob hat die ehemalige Leichtathletin aber noch nicht abgeschlossen. „Ausschließen will ich das nicht, wenn es passt“, sagt sie, „aber es ist jetzt auch nicht der nächstbeste Gedanke.“ Bei den Freien Wählern außerhalb von Weissach und in der kommunalpolitischen Szene, aber auch in der freien Wirtschaft genießt Kreutel jedenfalls weiter Ansehen.

So bleibt eine gemischte Bilanz nach acht Jahren Amtszeit. Große Erfolge bei der Kinderbetreuung, viele Bauprojekte und ein Verwaltungsumbau, Porsche ist gewachsen. Aber eben auch der Weissacher Streit. Ursula Kreutel ist mit sich im Reinen: „Ich wohne weiter gerne hier. Weissach bleibt für mich wichtig.“