In der Strudelbachgemeinde laden Familien zum besinnlichen Beisammensein in der Vorweihnachtszeit ein. Am lebendigen Adventskalender öffnet sich jeden Abend ein anderes, bunt geschmücktes Fenster.

Weissach - Mit anderen die Vorfreude auf Weihnachten zu teilen und miteinander die Adventszeit zu erleben – diese Idee steckt hinter den „lebendigen Adventskalendern“. Vom 1. Dezember an kommen die Menschen im Ort jeden Abend für ein paar Minuten zusammen, zünden Lichter an, singen Lieder und warten gemeinsam auf die Ankunft Jesu. In Weissach organisieren Matthias Hettinger und sein Team den Adventskalender in diesem Jahr bereits zum siebten Mal.

 

Die Kirchturmglocken schlagen 18 Uhr, irgendwo in der Strudelbachgemeinde öffnet sich ein hell erleuchtetes, bunt geschmücktes Fenster. In der Regel kommen so um die 40 Menschen an einem Abend, berichtet Matthias Hettinger. „Gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit ist es für viele eine Gelegenheit, wenigsten ein paar Minuten am Tag Ruhe zu finden“, weiß er aus Erfahrung. Für die Bürger in Weissach und Flacht ist der lebendige Adventskalender inzwischen aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. „Würden wir ihn nicht mehr organisieren, stände das Telefon nicht mehr still“, sagt Hettinger. Während es in der ersten Jahren etwas gedauert habe, 23 Gastgeber zu finden, sei die Teilnehmerliste für dieses Jahr ziemlich schnell voll gewesen.

Das Programm für das besinnliche Beisammensein gestalten die Gastgeber jeweils selbst. Die Menschen singen und beten gemeinsam, mal werden Gedichte vorgetragen, andere spielen ein kurzes Theaterstück. Der Hintergrund der lebendigen Adventskalender sei durchaus ein christlicher, erklärt Matthias Hettinger. „Das gemeinsame Warten auf Weihnachten hat einen religiösen Charakter“, sagt er. Angesprochen fühlen sollten sich aber alle Menschen im Ort: Protestanten, Katholiken und auch diejenigen, in deren Leben die Kirche keine große Rolle spielt.

Gerade für ältere Mitbürger sei es in der dunklen Jahreszeit ein gutes Angebot. „Für manche ist der lebendige Adventskalender der einzige soziale Kontakt zu anderen“, weiß Hettinger. Auch viele Familien mit Kindern stehen Abend für Abend vor einem anderen Fenster, genießen den Moment der Besinnung, der im Übrigen niemals länger als 18 Minuten dauert. „Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis“, findet Hettinger. Anschließend geht es meist noch gemütlich weiter, es gibt warmen Punsch und Plätzchen oder Lebkuchen. Dann verabschieden sich die Menschen, bis sie am nächsten Abend vor einem anderen, hell erleuchteten Fenster wieder zusammenkommen. Meist seien es Privatpersonen oder Familien, die ein Fenster des Adventskalenders schmücken. Aber auch Kindergärten, Schulklassen sowie kirchliche Gruppen oder Vereine nehmen für einen Abend das Programm in die Hand. Auch ein Fenster des Weissacher Rathauses wird jedes Jahr bunt geschmückt.

Eines ist den Organisatoren des lebendigen Adventskalenders wichtig. „Wir wollen das Ganze nicht kommerzialisieren“, erklärt Hettinger. Denn bei der Aktion stehe der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund. Vor sieben Jahren hat Hettinger gemeinsam mit einigen anderen den Verein Lebendiger Adventskalender gegründet. „Wir wollen damit anderen Gemeinden, die so etwas ebenfalls organisieren möchten, eine Plattform bieten“, erklärt Hettinger. Auf einer Internetseite des Vereins können sich die Menschen austauschen, Tipps und Inspirationen holen. „Die Leute können auf unserer Homepage ihre Veranstaltungen eintragen“, sagt Hettinger. In mehr als 30 Städten und Gemeinden in Deutschland gibt es mittlerweile einen lebendigen Adventskalender.

Ein besonders schönes „Türchen“ für den Adventskalender hat das Weissacher Urgestein Theo Morlok zu bieten. Jedes Jahr öffnet er seinen großen Gewölbekeller in der Schulstraße, gleich außerhalb der mächtigen Wehrkirche. Punkt 18 Uhr gibt das imposante Scheunentor den Blick frei auf das stimmungsvoll beleuchtete Innere des Gewölbes. Am Samstag, 15. Dezember ist es wieder so weit. Matthias Hettinger freut sich schon: „Da kommen immer an die 100 Menschen und die Stimmung ist unbeschreiblich“, sagt er.