Für viele Handwerksberufe gibt es seit 2004 keine Meisterpflicht mehr. Unter den Folgen leiden insbesondere Meisterbetriebe, die im Wettbewerb nun kaum noch mithalten können. Klaus Häcker, Chef eines großen Betriebes, kennt die Situation.

Weissach - Seit dem Jahr 2004 gilt für viele Handwerksberufe keine Meisterpflicht mehr. Das heißt: Jeder Mensch darf sich beispielsweise als Uhrmacher oder Fliesenleger selbstständig machen, ohne eine entsprechende Ausbildung oder Qualifikation vorzuweisen. Ziel war es, so die Arbeitslosigkeit zu senken. Unter dem folgenden Druck auf dem Markt leiden seither vor allem die tatsächlichen Meisterbetriebe, sagt Klaus Häcker, Geschäftsführer von Häcker Fliesen und Naturstein in Weissach.

 

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz sowie Oliver Zander, der Kreisvorsitzende der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT), haben ihm einen Besuch abgestattet, um sich über das Thema auszutauschen.

„Es könnte besser laufen“

„Wir haben trotzdem eine gute Auslastung“, heißt es von Klaus Häcker gegenüber unserer Zeitung. „Aber es könnte durchaus auch besser sein. Zum Beispiel würden wir nie den Auftrag für einen Neubau bekommen“, sagt er. „Denn mit den Tariflöhnen, die wir unseren Mitarbeitern bezahlen müssen, sind wir überhaupt nicht wettbewerbsfähig.“ Als Beispiel nennt er das Neubaugebiet Schnallenäcker II in Renningen. Wo so viele neue Wohnungen entstehen, könne das immer nur über entsprechende Unternehmer laufen, die durch dieses Raster fallen. „Wir werden dann allenfalls zum Reparieren oder Renovieren gerufen.“ Bei den Kommunen sei das übrigens nicht anders. „Die müssen immer das günstigste Angebot nehmen. Und ich fürchte, dass es auch niemanden groß interessiert, wo der Fliesenleger herkommt, der das Rathaus fliest.“

Die Fliesenleger hat der „Meisterfall“ besonders schwer getroffen, erklärt Mariam Ghalaini, die Geschäftsstellenleisterin der Fliesenlegerinnung in Stuttgart. Seit der Gesetzesänderung stieg die Zahl der Betriebe in Deutschland um mehr als 100 Prozent von 30 000 auf rund 70 000. „Es bildeten sich zahlreiche Ein-Mann-Betriebe“, berichtet Ghalaini. Diese mussten lange kein Geld in die Sozialkasse einzahlen. „So konnten sie natürlich sehr niedrige Löhne ansetzen und alles viel billiger anbieten.“ Doch wie kann ein Ein-Mann-Betrieb Großaufträge wie in einem Neubaugebiet überhaupt stemmen?

Schritt in die richtige Richtung?

„Das meiste sind keine richtigen Einzelbetriebe mehr, viele schließen sich als Subunternehmer zusammen“, so Ghalaini. Zwar müssten inzwischen eigentlich alle Unternehmer an die Sozialkassen der Bauwirtschaft zahlen. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, findet sie. Das aber zu kontrollieren, sei immer noch sehr schwer. Und das Problem des Qualitätsverlusts bleibe damit auch. „Die Meldungen über Schadensfälle, die an uns gehen, haben in den vergangenen zehn Jahren sprunghaft zugenommen.“

Oft, ergänzt Häcker, seien auf Baustellen dann Fliesenleger aus dem Ausland tätig, die keine genauen Berufskenntnisse hätten, auf 400-Euro-Basis angestellt seien oder sogar schwarz bezahlt würden. Klaus Häcker wie auch Mariam Ghalaini sprechen sich deshalb klar für eine Rückkehr zum Meisterzwang aus. Gleiches gilt für die CDU, sagt Sabine Kurtz. Zudem müsse das hiesige Ausbildungsmodell eine „größere gesellschaftliche Wertschätzung erfahren“.