Claudia Rexer behält auch dann die Nerven, wenn es mal hektisch wird. Die 48-Jährige war im Stuttgarter Ordnungsamt fünf Jahre lang für fast alle Großevents zuständig. Seit November ist die Eltingerin die rechte Hand von Bürgermeisterin Ursula Kreutel – und ist in der bewegten Weissacher Kommunalpolitik so etwas wie der ruhende Pol.

Weissach – Claudia Rexer behält auch dann die Nerven, wenn es mal hektisch wird. Die 48-Jährige war im Stuttgarter Ordnungsamt fünf Jahre lang für fast alle Großevents zuständig. Als der VfB Stuttgart zum Beispiel 1997 den Pokalsieg auf dem Wasen gefeiert hat. Oder ein Popkonzert in der Schleyerhalle außer Kontrolle zu geraten drohte. Seit November ist die Eltingerin die rechte Hand von Bürgermeisterin Ursula Kreutel – und ist in der bewegten Weissacher Kommunalpolitik so etwas wie der ruhende Pol.

 

Dass Claudia Rexer beruflich in den Altkreis zurückkehren würde, war lange Zeit nicht absehbar. Dabei hat sie privat fast ihr ganzes Leben in Leonberg verbracht. Ein paar Jahre hat sie in Ditzingen und in Stuttgart gewohnt, nun hat sie an der Stelle in Eltingen, wo früher das Haus ihres Großvaters stand, ein neues gebaut, und bewohnt dieses. „Ich mag Eltingen, ich wohne zentral und kann zu Fuß alles erledigen“, sagt sie. Nach dem Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium in Leonberg hat Rexer die klassische Verwaltungsausbildung absolviert. Zwei Jahre praktisch im Ditzinger Rathaus, zwei Jahre theoretisch an der Fachhochschule in Ludwigsburg.

Die Frau für das Halteverbot

Als frisch gebackene Diplom-Verwaltungswirtin schaute sie sich auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt um – und wurde im Stuttgarter Ordnungsamt fündig. So wurde sie Sachbearbeiterin für Verkehrsrecht – und war in Cannstatt, Münster und Mühlhausen für dauerhafte Schilder zuständig. Von der Tempo-30-Tafel bis zum Halteverbot. „Die Bürger ärgern sich oft über Geschwindigkeitsbegrenzungen. Im Amt habe ich die andere Seite gesehen“, erinnert sich die 48-Jährige. Gleichwohl, den Kontakt mit erbosten Bürgern und kritischen Bezirksbeiräten hat sie schon ganz früh kennengelernt.

Dann folgte für fünf Jahre die schon erwähnte Station bei der Veranstaltungskontrolle. „Königsdienststelle“ nannte ihr Chef dies wegen ihrer wichtigen Bedeutung. Hochspannend war die Aufgabe. Egal ob beim Rolling-Stones-Konzert im Jahr 1999 auf dem Cannstatter Wasen, bei Open-Air-Veranstaltungen im Stadion, oder bei unübersichtlichen Massenevents in den großen Konzerthallen.

Es gab durchaus kritische Situationen. Claudia Rexer erinnert sich an die Bravo-Super-Show in der Schleyerhalle. „Wir haben das völlig unterschätzt, waren vielleicht sogar etwas blauäugig“, erzählt sie. Die 14-jährigen Teenager seien völlig euphorisch gewesen, hätten vor der Halle nachts gezeltet, und stundenlang vorher schon herein gedrängt. Das Ordnungsamt entschied, die Kids schon früher in den Saal zu lassen, damit sie sich an den Gittern nicht quetschen. „Natürlich ist die Polizei auch da, aber man trägt immer die Verantwortung“, sagt Rexer. Wenn etwas schief gehe, müsse man sich erklären, notfalls auch gegenüber dem Staatsanwalt.

Wenn der Wasen voller Leute ist

Zum Glück ging nie etwas schief. Rexer absolvierte weitere Stationen in der großen Verwaltung der Landeshauptstadt, war etwa für den Stuttgartlauf oder Radrennen zuständig, und für das Radwegnetz der Neckarstadt. Dann kam die Stellenausschreibung in Weissach. „Das war nach 20 Jahren in Stuttgart für mich die letzte Möglichkeit, noch etwas Neues anzufangen“, sagt die 48-Jährige, die in ihrer Freizeit seit vielen Jahren in Ditzingen Tischtennis spielt. Dass es nicht einfach werden würde, war ihr bewusst. Einerseits muss sie nun als Generalistin fast alle Rechtsfelder abdecken – von ungültigen Porsche-Ratsbeschlüssen über die Feuerwehrfusion bis zur Genehmigung für einen Brötchenwagen.

Andererseits schied ihr Vorgänger nach Klagen und Rechtsstreitigkeiten im Unfrieden. Und natürlich ist die Weissacher Kommunalpolitik stark vom Wahlkampf geprägt, und von der Konfrontation zwischen Bürgermeisterin und Teilen des Gemeinderates. Claudia Rexer sagt dazu nur diplomatisch: „Ich kenne das von anderen Gremien. Das ist in manchen Orten mehr, in anderen weniger ausgeprägt,“

Ihr macht die Aufgabe jedenfalls großen Spaß. „Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden, es gibt motivierte Kollegen und gute Arbeitsbedingungen“, findet die 48-Jährige. Auch die heftigen Debatten im Gemeinderat stören sie nicht: „Ich empfinde das gar nicht als so schlimm.“ Ein wichtiger Unterschied zu früher ist aber, dass sie jetzt mehr in der Öffentlichkeit steht – und in der Zeitung. Nach gut 150 Tagen im Amt, in denen sie zum Teil auch noch das verwaiste Ordnungsamt mit verwalten musste, kommen jetzt die Kommunal- und im Juli die Bürgermeisterwahlen.

Danach hofft sie, dass wieder mehr Normalität einkehrt, dass sich die vielen neuen Mitarbeiter eingearbeitet haben. Mit dem Ratsbeschluss zum neuen Verkehrskonzept sieht sie einen wichtigen Startpunkt: „Jetzt können wir arbeiten und die einzelnen Themen umsetzen.“ Dann betreibt sie noch etwas Kommunalmarketing, verweist auf die Vorteile von Weissach mit über 50 Vereinen und einer guten Infrastruktur: „Man sollte mehr das Positive sehen.“