Für die Unterkunft für Flüchtlinge in Flacht gibt es nicht nur Lob. Vor allem die beengten Platzverhältnisse im Innern stoßen auf Kritik.

Weissach - Da war selbst Weissachs Bürgermeister Daniel Töpfer ganz baff. Als am Freitagabend die Eingangstür zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Flacht aufging, tummelten sich mehr als 250 interessierte Bürger in der Leonberger Straße 30, um sich ein Bild von dem dreigeschossigen Haus zu machen. „Mit solch einem großen Andrang habe ich nicht gerechnet“, gestand der Verwaltungschef, der sich hocherfreut über das Interesse im Ort zeigte.

 

Dass die rund 1,5 Millionen Euro für den Bau der Flüchtlingsunterkunft, in der maximal 56 Menschen Platz finden, eine gute Investition sind, darin waren sich die Besucher durchweg einig – zumal es nach dem Auszug der Flüchtlinge geplant ist, die Räume als Sozialwohnungen weiter zu nutzen. Die ersten 30 Bewohner, die derzeit noch in der Weissacher Sporthalle untergebracht sind, werden Mitte Oktober einziehen. Bis dahin werden auch die Küchen eingebaut.

„Vorbildlicher Standort“ mitten im Ort

Begrüßt wurde vor allem die Entscheidung, die Flüchtlingsunterkunft mitten im Ort zu bauen. „Das ist vorbildlich, weil es damit eine Möglichkeit gibt, wirklich Integration zu schaffen“, befand Andrea Pischke von der hiesigen Flüchtlingsinitiative Forum Asyl. In die gleiche Kerbe schlug auch Daniel Hörnle. „Es gibt nichts schlimmeres, als diese Menschen in ein Industriegebiet abzuschieben, wie es leider vielerorts der Fall ist“, meinte der Weissacher.

Auch die Einrichtung zweier Hotspots für die kostenlose W-Lan-Nutzung traf auf breite Zustimmung. “Für die meisten ist das internetfähige Handy der einzige Weg, um mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben“, sagte eine Weissacherin aus persönlicher Erfahrung. “Und wenn diese Möglichkeit wegfällt, dann merkt man ganz schnell, wie die Menschen sukzessive in ein tiefes Loch fallen.“

Beengte Platzverhältnisse missfallen so manchem Bürger

Doch es gab auch kritische Stimmen. Vielen Bürgern stießen besonders die „beengten Platzverhältnisse“ in den Zimmern für ein bis vier Menschen übel auf. „Als ich meine Runde machte, war ich schon entsetzt“, sagte eine Frau aus Weissach. Bei der Begehung seien auch Sachen gefallen, wie: „Da ist ja eine Zelle im Gefängnis größer“. „Und das ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen“, befand diese.

Auch Patricia Spreiter missfiel der geringe Wohnraum. „Man könnte sich damit abfinden, wenn wenigstens das Bad und die Toilette getrennt wären“, meinte die Frau, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. „Stellen Sie sich vor, da hockt jetzt einer morgens auf dem Klo und die anderen wollen Zähne putzen!“ Dass damit Ärger im Haus programmiert sei, dessen war sich die Weissacherin sicher. „Man hätte doch zumindest in jedes Zimmer ein Waschbecken einbauen können“, monierte sie.

So konnte sich auch Daniel Hörnle über die bei dem Neubau eingesparten 150 000 Euro nur bedingt freuen. „Leider hat man an der falschen Stelle gespart“, konstatierte der Weissacher, der aber keinen falschen Eindruck erwecken wollte. „Man muss es realistisch sehen: Die Menschen bekommen hier eine Unterkunft, die weitaus mehr Privatsphäre bietet als eine Sporthalle.“