Im neuen Akustikzentrum der Firma M-Plan im Flachter Gewerbegebiet Neuenbühl dreht sich künftig alles um Geräusche am und im Fahrzeug

Weissach - Die Nähe zu unseren spezifischen Kunden war entscheidend für den Standort in Weissach“, sagt Steffen Ratschan. Er leitet die Niederlassung von M-Plan in Stuttgart, zu der auch der Standort im Flachter Gewerbegebiet Neuenbühl gehört. Seit zwei Jahren ist das Unternehmen dort schon in angemieteten Räumen aktiv. Jetzt eröffnete das auf Ingenieurdienstleistungen im Automotive-Bereich spezialisierte Unternehmen eine neue Werkhalle mit Büroräumen im Gewerbegebiet Neuenbühl. Wer die Kunden am Standort Stuttgart-Weilimdorf – dort sind 200 Mitarbeiter beschäftigt – und auch in Weissach sind, wird schnell klar: die großen Automobilhersteller in der Region.

 

Steffen Ratschan und sein Stellvertreter vor Ort in Flacht, Alexander Kirtzeck, führen am Eröffnungstag durch den Neubau, der auf einem knapp 5000 Quadratmeter großen Areal steht. Herzstück ist eine Werkhalle, die fast die Hälfte der Fläche einnimmt. Dort sind elf Hebebühnen installiert, die die M-Plan GmbH ihren Geschäftskunden zur Verfügung stellt. Auf einer finden beispielsweise Kleinbusse Platz, weiter gibt es eine Bühne zum Vermessen der Achsen und einen Bremsenprüfstand. Im Auftrag von Kfz-Herstellern befassen sich die Mitarbeiter etwa mit spezifischen Geräuschen bestimmter Marken oder auch mit Schwingungen und Vibrationen.

Techniker messen die Außengeräusche von vorbeifahrenden Autos

Die Techniker haben vor der Halle einen mobilen Prüfstand aufgebaut, mit dem sie Außengeräusche von vorbeifahrenden Autos messen können. „Bei der Entwicklung von Fahrzeugen muss darauf geachtet werden, dass diese bestimmte Geräuschpegel nicht überschreiten“, erklärt Steffen Ratschan. Mit einem genormten Messaufbau werde das Fahrzeug-Geräusch beurteilt. Dies sei der einzige mobile Außengeräusch-Prüfstand in Süddeutschland, der zertifiziert sei, so der Stuttgarter Niederlassungsleiter.

Mit dem Thema Geräusche und Akustik wollen sich die Ingenieure und Techniker auch in einer weiteren Halle beschäftigen, mit deren Bau jetzt begonnen wird. Direkt gegenüber dem eben eröffneten Gebäudekomplex entstehen in einem zweiten Bauabschnitt auf weiteren 4500 Quadratmetern technisch komplexe Prüfstände, auf denen die Akustik von Fahrzeugen, beispielsweise Innengeräusche oder einzelne Bauteile, gemessen und anschließend optimiert werden kann.

150 Mitarbeiter werden in Flacht arbeiten

Wenn diese Halle fertig ist, werden etwa 150 M-Plan-Mitarbeiter in Flacht arbeiten können. „Dies wird nicht von heute auf morgen gehen. Unser Geschäft muss sich erst entsprechend entwickeln“, so Steffen Ratschan. Außerdem sind Ingenieure, Techniker, Kfz-Mechaniker und -Mechatroniker gesuchte Fachkräfte – und das nicht nur in Weissach.

Gestartet wird jetzt erst einmal mit etwa 30 Angestellten. „Wir haben uns entschlossen, erst die Infrastruktur zu schaffen“, sagt Steffen Ratschan. 15 Millionen Euro wird das Unternehmen in Flacht investiert haben, wenn alles fertig ist. Man habe übrigens zum ersten Mal ein Grundstück gekauft – direkt von der Gemeinde Weissach. „Weissach ist ein toller Standort“, betont auch Alexander Kirtzeck. Die unmittelbare Nähe zur Autobahn tut ein Übriges.

Das Ziel: Ein gesunder Branchenmix

Porsche ist seit Jahrzehnten das Synonym für die Wirtschaft in der Gemeinde – die das ändern will.

Mit etwa 1,5 Millionen Euro Einnahmen an Gewerbesteuer rechnet die Gemeinde Weissach in ihrem aktuellen Haushaltsplan. Nicht nur dem Bürgermeister Daniel Töpfer kommt das „fast schon mickrig“ vor, wie er das in seiner Haushaltsrede im Mai formuliert hat. Haben die Kämmerer in der kleinen Gemeinde doch in den Jahren zuvor regelmäßig mit zwischen 20 und 70 Millionen Euro rechnen können – natürlich von dem vormaligen „Hauptgewerbesteuerzahler“ Porsche. Doch diese Zeiten sind vorbei – zumindest. „Geht’s Porsche schlecht, geht’s der ganzen Gemeinde schlecht“, lautet die Formel, die seitdem in der Gemeinde kursiert.

Und die das ändern will. Das Ziel der Gemeinde seitdem: ein Branchenmix. „Zusammen mit dem Gemeinderat haben wir im vergangenen Jahr Kriterien für die Ansiedelung von Betrieben definiert, da wir dadurch eine Verbreitung dieses Gewerbemixes erreichen möchten“, sagt der Bürgermeister Daniel Töpfer. Zwar sind derzeit schon 600 Gewerbe angemeldet, vieles davon aber Kleinbetriebe – oder auf die Automobilbranche fixiert. Eine viel zu starke Konzentration auf Porsche werfen viele Bürger der Gemeindespitze daher vor. „Ich teile die Auffassung, dass eine breite Aufstellung beim Gewerbemix vorteilhaft ist“, sieht auch Daniel Töpfer ein. „Allerdings geht dies nicht von heute auf morgen. Wir können die Entscheidungen der letzten fünf bis zehn Jahre nicht in kürzester Zeit revidieren.“

Wer daher in Weissach einen Betrieb anmelden will, rennt beim Bürgermeister offene Türen ein. Sogar vereinzelte Gewerbegrundstücke gibt es noch, zum Beispiel in eben jenem Neuenbühl in Flacht, wo sich auch M-Plan aktuell vergrößert. „Derzeit befasst sich der Gemeinderat mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes, der eine moderate Erweiterung des Gewerbegebietes „Im Neuenbühl“ vorsieht“, kündigt Bürgermeister Daniel Töpfer an.