Zurzeit sind wieder Gerüchte im Umlauf, dass die Weißenhofsiedlung verkauft werden soll. Doch der Bund als Eigentümer dementiert dies – will es aber auf Dauer nicht ausschließen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Weißenhofsiedlung in Stuttgart, eine der bedeutendsten Architektursiedlungen neuerer Zeit, soll wieder zum Verkauf stehen. Eine entsprechende Mitteilung liege der Stadtverwaltung vor, schreiben die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat in einem veröffentlichten Antrag. „Wir müssen frühzeitig überlegen, wie wir politisch damit umgehen“, begründete der Grünen-Stadtrat Andreas G. Winter den Antrag: „Denn wir haben kein Interesse daran, dass die Gebäude einzeln verkauft werden oder an jeden X-Beliebigen.“ Andreas Scharf, der Sprecher der Stadt, sagte dagegen, dass der Verwaltung derzeit nichts bekannt sei von Verkaufsabsichten.

 

Angebote für Mieter aus der Diplomatensiedlung

Die Gebäude aus dem Jahr 1927 gehören dem Bund. Claus-Peter Rehwald von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) bestätigte ganz grundsätzliche Überlegungen, die Siedlung eventuell zu verkaufen. Im Frühjahr habe sich der Bundesrechnungshof die Siedlung nochmals angeschaut. Konkrete Schritte zur Veräußerung seien derzeit aber nicht geplant, betonte Rehwald: „Im Moment suchen wir in der Weißenhofsiedlung sogar Wohnraum für umzugswillige Mieter der nahe gelegenen Diplomatensiedlung.“ Dort hatte sich eine erhöhte Radon-Belastung herausgestellt. Dieses Angebot an die Mieter zeige, dass die Bima zumindest nicht unmittelbar an einen Verkauf denke.

Schon seit mehr als zehn Jahren gibt es zwischen der Bima und der Stadt Stuttgart Gespräche über die Weißenhofsiedlung. Viel Kritik hatte sich die Bima damals eingehandelt, weil sie die Häuser und Wohnungen direkt den mehr als 80 Mietern zum Kauf angeboten hatte. Diese Pläne gab sie nach empörten Stellungnahmen von Bürgern und Politikern ganz auf. „Diesen Fehler würden wir jetzt sicher nicht nochmals begehen“, stellte Claus-Peter Rehwald dazu fest. Das soll wohl heißen: Man würde die Weißenhofsiedlung, wenn überhaupt, nur geschlossen an jemanden abgeben, der für den Erhalt Sorge tragen kann. Dafür käme zuvorderst die Stadt Stuttgart in Betracht. Laut Andreas Scharf hat die Bima vor Jahren schon zugesichert, immer zuerst die Stadt einzubeziehen, bevor sie mit Dritten verhandelt.

Uneinigkeit über einen möglichen Kaufpreis

Vor einigen Jahren hatte die Stadt dafür ein Stiftungsmodell ins Spiel gebracht, doch die Bima wollte einen realistischen Preis für die Siedlung haben und nicht nur einen symbolischen. Im Jahr 2012 standen zum letzten Mal konkrete Beträge im Raum: Zwischen zwölf und 15 Millionen Euro möchte die Bima für die Siedlung haben, die Stadt wollte angeblich höchstens die Hälfte bezahlen. Laut der Stadt Stuttgart sei die Weißenhofsiedlung seither kein Thema mehr gewesen.

Claus-Peter Rehwald schließt nicht einmal aus, dass der Bund nochmals ganz neu nachdenke. Im Koalitionsvertrag zwischen der CDU und der SPD sei wohl festgehalten, dass die Bima sich wieder verstärkt sozial aufstellen soll und nicht ausschließlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten folgen müsse. Dadurch könnte die Weißenhofsiedlung wieder ein Objekt werden, das die Bima im Bestand halten möchte.