750 Menschen aus der ganzen Welt haben sich bisher im Welcome Center Stuttgart beraten lassen. Sie suchen vor allem Hilfe bei der Suche nach Sprachkursen und Arbeitsstellen.

Stuttgart - Draußen regnet es, drinnen im Welcome Center ist der Empfang an diesem Vormittag sehr viel freundlicher. Andrea und Stipe Rasic sind frisch verheiratet. Der 35-Jährige hat bis vor Kurzem noch in Kroatien gelebt, seit November ist sein Wohnort Bad Cannstatt. In Kroatien hat Rasic als Lastwagenfahrer zwar immer Arbeit gehabt, Lohn gesehen aber hat er nur selten. In Deutschland hat er ein anderes Problem: Der 35-Jährige bekommt keine Arbeit, weil er zwar Deutsch versteht, aber kaum spricht. Von der Beraterin Olga Bugrowski wollen die beiden wissen, wie Rasic zu einem Sprachkurs kommt und ob er eine Arbeitserlaubnis braucht. Letztere braucht er als ein mit einer Deutschen verheirateter EU-Bürger zwar nicht, Bugrowski aber rät ihm trotzdem dazu, sich bei der Arbeitsagentur eine unbefristete Arbeitserlaubnis bestätigen zu lassen. „Die Arbeitgeber wollen etwas in der Hand haben“, sagt Suzana Hofmann, eine von zwei Leiterinnen des Stuttgarter Welcome Centers.

 

Seit September steht das Welcome Center am Charlottenplatz Neuzuwanderern offen. Bisher haben sich 750 Migranten beraten lassen, die meisten im persönlichen Gespräch, gut zehn Prozent per E-Mail und weitere zehn Prozent am Telefon. Ungefähr zwei Drittel stammen aus EU-Ländern, vor allem aus Italien, Griechenland, Kroatien und Spanien. Unter den Drittstaatlern sind es vor allem Zuwanderer aus Syrien. „Wir haben in den ersten Wochen kaum Werbung gemacht, trotzdem werden wir förmlich überrannt“, sagt Stuttgarts Integrationsbeauftragter Gari Pavkovic, der schon jetzt Zweifel hegt, ob die drei von Stadt und Region Stuttgart finanzierten Vollzeitstellen langfristig ausreichen werden. „Wir stellen fest, dass viele Beratungen aufwendiger sind als wir dachten und die veranschlagten zehn bis 15 Minuten nicht ausreichen“, so Pavkovic.

Gespräche dauern länger als veranschlagt

Auch bei Samer Gharibe aus Syrien dauert das Gespräch eine gute halbe Stunde, obwohl er gut vorbereitet ist und sich viele Informationen bereits selbst zusammengesucht hat. In Syrien hat Gharibe seinen Doktor in angewandter Chemie gemacht und für ein großes Unternehmen gearbeitet, bis die Firma von Islamisten übernommen wurde. Der 34-Jährige ist seit einigen Tagen in Stuttgart, hat bereits einen Integrationskurs begonnen und ist jetzt auf Arbeitssuche. Der Syrer legt der Beraterin Barbara Seith de Naber seine Zeugnisse, seine Bewertungen, seine Patentanmeldungen, seinen Pass und sein Visum vor und will wissen, ob er alles beisammen hat, was er für einen Neuanfang in dem ihm fremden Deutschland braucht. Gharibe fragt nach den deutschen Gepflogenheiten im Bewerbungsverfahren und möchte wissen, wo er geeignete Stellen finden könnte. Barbara Seith de Naber geht mit ihm die Unterlagen durch, verweist auf die Arbeitsagentur, sucht ihm aber auch einige Internetadressen heraus, die ihm bei seiner Jobsuche weiterhelfen können.

„Viele der Zuwanderer bringen ein Studium, viel Berufserfahrung oder eine Ausbildung mit, suchen aber nach Berufen, in denen sie ihre Qualifikation gar nicht einbringen können“, sagt Barbara Seith de Naber. In diesen Fällen könne eine Beratung hilfreich sein. „Manchmal brauchen die Migranten nur noch einen Baustein, um auch hier ihr Studium oder ihre Ausbildung anerkennen zu lassen, wissen dies aber nicht“, sagt die Beraterin. Ein weiteres Thema sind die Integrationskurse, auf die die Neuzugewanderten seit einigen Jahren einen rechtlichen Anspruch haben. Um an den Deutschkursen teilnehmen zu können, brauchen sie allerdings eine Zulassung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Unter bestimmten Voraussetzungen bekommen sie die Kurse ganz oder zur Hälfte erstattet. „Auch da ist es für Migranten nicht einfach, ohne Hilfe den Überblick zu behalten“, sagt die Beraterin Suzana Hofmann.