Die Initiative „Welcome Dinner Stuttgart“ vermittelt Flüchtlingen ein Abendessen bei Gastgebern im Raum Stuttgart. Die Nachfrage ist enorm, wie die Organisatorin berichtet.

Stuttgart - Kann ich schwäbische Maultaschen meinen kurdischen Gästen servieren? Wie koche ich „halal“? Welche Zutaten darf ich verwenden und welche nicht, wenn ich Besuch von Muslimen bekomme? Diese und ähnliche Fragen könnten sich zukünftige Gastgeber stellen, die beim Welcome Dinner Stuttgart mitmachen. Die Plattform vermittelt Begegnungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in den eigenen vier Wänden.

 

„Über das Essen geht ganz viel – auch Hemmschwellen überwinden“, gibt sich Kristina Mauser von Welcome Dinner Stuttgart überzeugt. Seit drei Monaten engagiert sie sich ehrenamtlich in Flüchtlingswohnheimen. Wenn sie dort zu Besuch ist, wird sie immer wieder von den Menschen zum Essen eingeladen. Nun dreht sie den Spieß um: „Mit diesem Projekt wollen wir eine Möglichkeit bieten, dass sich Menschen aus anderen Ländern kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt sie.

Fast 1000 Follower binnen zwei Wochen

Dass die Stuttgarter sehr fremdenfreundlich sind, erfuhren die Organisatoren von Welcome Dinner Stuttgart schon beim Start ihrer Facebook-Seite am 12. August. Binnen zwei Wochen sammelte Aktion mehr als 900 Klicks „Gefällt mir“. „Eine tolle Idee! Es ist mir völlig egal, was für eine Religion die Gäste haben, sagt mir einfach was ich kochen soll. Ich bin auf jeden Fall dabei“, schreibt eine Nutzerin.

Wer mitmachen will, kann sich über ein kurzes Formular anmelden. Das gibt es seit dieser Woche auf der Website des Welcome Dinner Stuttgart. Sowohl die Gastgeber als auch die eingeladenen Flüchtlinge geben ihre Wünsche und Vorstellungen an. Außerdem kann man die gewünschte Anzahl der Gäste angeben, ob Kinder mit dabei sein dürfen und welche Sprachkenntnisse vorhanden sind. „Eine Verständigung am Essenstisch muss möglich sein“, erklärt Kristina Mauser. Außerdem werden spezielle Essenswünsche und -gewohnheiten sowie etwaige Allergien abgefragt.

Vierköpfiges Organisatorenteam

Die Vermittlung der Gastgeber mit ihren internationalen Gästen übernimmt dann das vierköpfige Team von Welcome Dinner Stuttgart. „Wir kannten uns vorher gar nicht“, erzählt Kristina Mauser.

Zusammengebracht hat die Gruppe ein Post der Facebookseite Refugees, Welcome to Stuttgart. Dort wurde vom Welcome Dinner Hamburg berichtet. Kristina Mauser teilte den Post mit dem Kommentar: „Ich mach’s für Stuttgart. Wer macht mit?“ Daraufhin melden sich bei ihr Nina Möhrle (Mitarbeiterin in der Landesverwaltung), Sucy Pretsch (Inhaberin der Jane Fox Werbeagentur) und Nicolas Mauch (Student an der Uni Stuttgart).

Alle sind bereit, ins „kalte Wasser“ zu springen. In den ersten Gesprächen klären sie, wer was zu dem Projekt beitragen kann, aber vor allem: wie man das Welcome Dinner in Stuttgart umsetzt.

Die ersten Dinners sollen Mitte September stattfinden

Dabei greift das Team auf die Erfahrungen von Welcome Dinner Hamburg zurück. Schon fast 3000 Menschen begleiten die Aktion dort. Berichte von Hamburger Gastgebern motivieren die Initiatoren in Stuttgart. Ein Beispiel: „Dank Welcome Dinner haben wir am 28.07. Babiker aus Eritrea bei Nudelauflauf und Eis mit heißen Himbeeren kennengelernt. Wir haben an diesem Abend viel über Eritrea erfahren, über deutsche Ausdrucksweisen diskutiert, Hausaufgaben korrigiert und uns zu einem weiteren Treffen im Museum für Hamburgische Geschichte verabredet.“

Die ersten Anmeldungen für das internationale Abendessen liegen nun auch in Stuttgart vor; ab Mitte September sollen die ersten Welcome Dinner stattfinden. Kristina Mauser und ihr Team hoffen, dass nicht nur gut gegessen, sondern auch Klischees und Ängste abgebaut werden – ganz nach dem Rezept von William Shakespeare: „Geselliges Vergnügen, muntres Gespräch muss einem Festmahl die Würze geben.“