Vor allem Kinder stecken sich inzwischen weit seltener an, die Chancen auf eine Behandlung steigen. Kein Zweifel: Der Kampf gegen das HI-Virus kommt weltweit voran. Doch es bleiben Probleme - etwa, dass gut 17 Millionen Menschen gar nichts von ihrer Infektion wissen.

Genf - Seit mehr als 30 Jahren kämpft die Welt gegen die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids. Das Humane Immunschwächevirus (HIV) ist die Ursache für die Krankheit Aids. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und infizierte Injektionsnadeln übertragen. Das Virus ist sehr wandlungsfähig. Viele Tests für einen Impfstoff sind bisher gescheitert.

 

Der Erreger legt unter anderem bestimmte Immunzellen lahm. Deshalb kann das Abwehrsystem des Körpers Krankheitserreger wie Bakterien und Viren nicht mehr wirkungsvoll bekämpfen. Selbst an sich harmlose Infektionen können so zur tödlichen Bedrohung werden.

Nach einer erkannten HIV-Infektion lassen sich Ausbruch und Symptome von Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom) mit verschiedenen Medikamenten bekämpfen.

Lebenserwartung ist gestiegen

Die Kombination solcher Arzneien kann die Vermehrung des Erregers im Blut verhindern. Lebensqualität und -erwartung der Patienten sind durch diese Therapien deutlich gestiegen. Sie haben jedoch Nebenwirkungen und können Patienten noch nicht heilen.

Neben den verbesserten Medikamenten für HIV-Infizierte lassen aber auch jüngste Zahlen der UN hoffen, dass die Seuche in absehbarer Zeit unter Kontrolle sein könnte.

Noch nie hatten so viele HIV-Infizierte eine Chance auf ein Therapie, die ihr Leben verlängern und die Gefahr von Übertragungen vermindern kann. Die UN spricht - im langjährigen Vergleich - von „außergewöhnlichen Fortschritten“.

Ein Überblick der Daten, die vom Anti-Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) jüngst in Genf präsentiert wurden.

HIV-Infizierte

2014 haben sich zwei Millionen Menschen mit dem HI-Virus angesteckt. Damit ist die Zahl der Neuansteckungen seit 2000 um 35 Prozent gesunken. Bei Kindern ist der Trend noch deutlicher: Etwa 220 000 steckten sich im vergangenen Jahr mit dem Virus an, vor 15 Jahren waren es noch 520 000.

HIV global

Weltweit leben 36,9 Millionen Menschen mit dem Erreger. Die meisten davon in Zentralafrika oder im südlichen Afrika (25,8 Millionen). In Asien und im pazifischen Raum sind es fünf Millionen Menschen, die sich angesteckt haben. In West- und Mitteleuropa sowie in Nordamerika geht man von 2,4 Millionen Infizierten aus. Geschätzt etwa 17,1 Millionen Menschen wissen gar nicht, dass sie infiziert sind.

Behandlung

Eine Heilung ist bisher nicht möglich. Moderne Medikamente können aber dafür sorgen, dass Aids nicht oder erst nach vielen Jahren zum Ausbruch kommt. 15,8 Millionen Menschen erhalten derzeit eine Therapie mit antiretroviralen Medikamenten. Das ist eine Verdoppelung der Zahl seit 2010. Besonders deutlich wird der Fortschritt beim Langzeitvergleich: 2005 hatten gerade einmal 2,2 Millionen Menschen mit HIV Zugang zu solchen Medikamenten.

Regionen

In den einzelnen Teilen der Welt ist die Versorgung der Infizierten sehr unterschiedlich. So erhalten laut UN nur etwa 14 Prozent der Betroffenen in Nordafrika und dem Mittleren Osten eine Therapie. Ähnlich gering sind die Aussichten auf Behandlung in Osteuropa und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Überdurchschnittlich gut sind die Chancen für Infizierte in Europa, Nord- und Lateinamerika sowie der Karibik.

Todesfälle

1,2 Millionen Menschen sind 2014 an Krankheiten im Zusammenhang mit Aids gestorben. Deutlich weniger als zum Maximum im Jahr 2004, als es etwa zwei Millionen Todesfälle gab. Seit Beginn der Epidemie in den 1980er Jahren haben sich weltweit etwa 78 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Die Hälfte von ihnen starb infolge der Infektion.

Ziele

Bis 2020 - so der Plan - soll sich die Zahl der Menschen, die mit Medikamenten behandelt werden, erneut verdoppeln. Aufklärung und eine besonders gezielte Ansprache von Risikogruppen wie Drogenabhängigen und Prostituierten sollen für eine weitere Verbesserung der Situation sorgen. Bis 2030 wird das Ende der Epidemie angestrebt.

Kosten

Die Bekämpfung der Seuche hat enorme Summen gekostet. Seit 2000 wurden geschätzt 187 Milliarden Dollar (176 Milliarden Euro) investiert. Aktuell fließen rund 20 Milliarden Dollar in Anti-Aids-Maßnahmen. 2020 soll mit 31 Milliarden Dollar der Höhepunkt der jährlichen Kosten erreicht sein.