Das Team des Weltladens in Stuttgart-Vaihingen sucht Verstärkung für den Verkauf und neue Ideen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Eine kleine Gruppe ist es, die sich an diesem Abend im Weltladen trifft. Alle zwei Wochen kommen die ehrenamtlichen Verkäufer in dem Geschäft am Vaihinger Markt 11 zusammen, um sich auszutauschen. Das Problem ist, dass es zu wenige sind. „Wir suchen ehrenamtliche, die den Fairtrade-Gedanken weitergeben wollen“, sagt Jürgen Möck.

 

Der Laden hat sich mittlerweile etabliert. 2017 feiert er sein 30-jähriges Bestehen. Alles fing mit einem Stand auf dem Wochenmarkt an. Anschließend teilte sich das Team die Räume an der Ernst-Kachel-Straße 5 zunächst mit dem Mütterzentrum. Mittlerweile füllt der Eltern-Kind-Treff Müze diese allein aus. Zwischenzeitlich war der Weltladen auf dem Kelterberg. Als das Team vor knapp 20 Jahren seine neuen Räume am Vaihinger Markt eröffnete, hielt Fritz Kuhn die Rede. Damals war er aber ein einfacher Abgeordneter und noch nicht Stuttgarter Oberbürgermeister.

Der Weltladen am Vaihinger Markt ist beliebt. „Das hat eine Umfrage im vergangenen Sommer gezeigt“, sagt Nina Freund. Denn das Ergebnis war, dass sich die Kunden einen größeren Laden und ein umfangreicheres Angebot wünschen. Andere Kritikpunkte gab es nicht.

Viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit

Der Laden hat montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Verkauft wird wochentags in zwei Schichten: von 10 bis 14 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Das sind viele Stunden, die fast ausschließlich von Ehrenamtlichen abgedeckt werden. Doch verlässliche Öffnungszeiten sind dem Team wichtig. „Sonst entsteht schnell ein negatives Image nach dem Motto: die öffnen nur, wenn sie gerade wollen“, sagt Möck. Gelegentlich macht der Laden allerdings schon früher auf. Vor allem an Markttagen ergibt das Sinn. Vorausgesetzt, dass die eingeteilten Ehrenamtlichen schon früher Zeit haben.

Derzeit umfasst die Gruppe der Verkäufer 15 Personen. Hinzu kommt eine hauptamtliche Kraft. Die übernimmt aber nur eine Schicht und ist ansonsten für den Einkauf und die Dekoration des Schaufensters verantwortlich. Weil das Team so klein ist, müssen manche jede Woche ran. „Und wenn Urlaubszeit ist, wird es schnell richtig knapp“, sagt Peter Müller-Rockstroh.

Für die Verkäufer gehe es um einen Zeitaufwand von vier Stunden alle ein bis zwei Wochen, sagt Möck. Die einzige Voraussetzung, um mitzumachen, sei das Interesse am fairen Handel. „Wir arbeiten die neuen Kollegen ein, so dass sie sich mit der Kasse und den Produkten auskennen“, erläutert Möck.

Die Idealisten haben schon viel erreicht

Nina Freund macht ein bisschen Werbung: „Wer bei uns arbeitet, erweitert seinen Horizont und bekommt einen ganz anderen Bezug zu den Waren, die wir hier verkaufen.“ Das sei der Lohn für die Arbeit. Denn Geld gibt es nicht. „Dafür aber viele neue und nette Kontakte und manchmal eine Tafel abgelaufene Bio-Schokolade“, sagt Freund und lacht. Ein wenig Idealismus gehört eben auch dazu.

Und die Idealisten haben schon viel erreicht. Seit April 2012 ist Vaihingen Fairtrade-Stadtbezirk. Die Initiative ging damals vom Weltladen aus. Damit der Stadtbezirk den Titel auch zu recht trägt, muss es regelmäßig Aktionen zum Thema fairer Handel geben. Und dabei hakt es derzeit. „Darum brauchen wir nicht nur neue Verkäufer, sondern dringend auch neue Ideen und Hände, welche diese Ideen umsetzen“, sagt Peter Frommer und ergänzt lachend: „Beides lässt sich aber wunderbar kombinieren. Man kann ja beim Verkaufen Ideen entwickeln.“

Team spendet jeden überschüssigen Euro

Mobiltelefone enthalten wertvolle Rohstoffe. Darum sammelt das Team des Vaihinger Weltladens, Vaihinger Markt 11, im Namen der Deutschen Umwelthilfe und der Telekom seit September 2015 alte Handys, um sie fachgerecht recyceln zu lassen. Bis Anfang Dezember lagen bereits 106 ausgediente Geräte in den Pappboxen. In den Handys enthalten sind insgesamt 2,65 Gramm Gold, 15,9 Gramm Silber und 954 Gramm Kupfer. Diese Materialien fließen nun zurück in den Wertstoffkreislauf.

Der Weltladen darf keine Verluste machen. Da das Geschäft von einem Verein getragen wird, kann es aber auch keine Gewinne geben. Darum spendet das Team jeden Euro, den es als Überschuss erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr waren das 3570 Euro. Das Geld geht zum einen an ein Kinder- und Familienzentrum im Kongo und den Verein Kipepeo, der für sauberes Wasser in Uganda und Tansania sorgen möchte. Darüber hinaus bedenkt der Weltladen zwei örtliche Vereine. Shishu Neer kümmert sich um Straßenkinder in Bangladesch, Kranich setzt sich für ein würdevolles Leben von Menschen mit Aids in Uganda und Kenia ein.