Bei den Weltmeisterschaften im Rope Skipping in Hongkong ist auch der SSV Zuffenhausen vertreten. Als einer von neun Deut­schen löste der 16-jährige Julian Kilgus sein WM-Ticket durch den Gewinn der deutschen Einzelmeisterschaft in Frankenthal.

Zuffenhausen - Internationales Flair versprüht schon mal die Stimme aus dem Lautsprecher in der Sporthalle des SSV Zuffenhausen an der Schlotwiese: „Single-Rope-Speed! Ready-steady-go“, so die Worte, mit denen Julian Kilgus und seine Trainingsgruppe zum Tempo-Seilspringen aufgefordert werden. Von Sonntag an bis zum 5. August werden dann auch die Gegner international sein. Dann nämlich finden in Hongkong die World Rope Skipping Championships statt – die Weltmeisterschaften im Seilspringen, für die sich auch der 16-Jährige vom SSV Zuffenhausen qualifiziert hat.

 

Als einer von neun Deutschen löste Kilgus sein WM-Ticket durch den Gewinn der deutschen Einzelmeisterschaft in Frankenthal. In der Disziplin „Single-Rope-Speed 180“, drei Minuten Seilspringen mit möglichst großer Anzahl an Sprüngen, stellte er mit 494 Sprüngen einen neuen europäischen Rekord auf und lag damit nur sechs Sprünge unterhalb des Weltrekordes. Damit übernahm er auch die Spitzenposition in der deutschen Rangliste für männliche Springer. „Das ist schon cool. Dass ich insgesamt Erster werde, war echt überraschend“, sagt der Gymnasiast über seinen Erfolg. Gemeinsam mit Maria und Alicia Maier vom SSV Zuffenhausen sowie Marie Rossa von der SV Remshalden gelang Kilgus bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Dettingen/Erms zudem die Qualifikation für den Mannschaftswettbewerb in Hongkong.

Mit seiner Trainerin Annika Rex bereitet Kilgus sich nun dreimal pro Woche auf seine ersten Weltmeisterschaften im Aktivenbereich vor. Die Altersgrenze für die Junioren-WM hat er in diesem Jahr überschritten. Von 16 Jahren an wird bei den Erwachsenen gestartet. „Das Niveau ist schon sehr hoch. Da sind auch 25-jährige Amerikaner dabei, die schon vier Weltmeisterschaften hinter sich haben. Die haben natürlich viel mehr Erfahrung als Julian. Das ist schließlich seine erste WM“, sagt Rex und fügt hinzu: „Ich traue ihm aber schon eine Top-Ten-Platzierung zu.“

Als Vorreiter gelten USA, Australien, Kanada und Belgien

Als Aktive hat sie vor zwei Jahren selbst noch an der Weltmeisterschaft in Florida teilgenommen: „Das war der Hammer. Es waren total viele Zuschauer da, und jedes Land hat seinen eigenen Sprungstil. Die Japaner springen beispielsweise ganz anders als wir Deutsche“, sagt die 21-jährige Studentin über das WM-Erlebnis.

Jede Menge unterschiedliche Sprungstile dürften auch in Hongkong zu bestaunen sein, denn der Sport bekommt in immer mehr Ländern Wettkampfcharakter. Als Vorreiter gelten die USA, Australien, Kanada, Ungarn und vor allem Belgien – ein echter Rope-Skipping-Gigant. Dort hat der Sport einen hohen Stellenwert. Die Heim-Europameisterschaft 2010 lockte 4000 Zuschauer in die Antwerpener Lotto-Arena. Aber auch in Asien ist der Sport im Kommen: „Bei der letzten WM waren viele Athleten aus Hongkong, China und Indien mit dabei“, sagt Rex.

In Deutschland etabliert sich Seilspringen ebenfalls immer mehr als eigener Wettkampfsport – und wird nicht mehr nur als Fitnesstraining für eine andere Sportart angesehen. Bei dem der deutschen Einzelmeisterschaft vorangestellten Bundesfinale am 5. April in Frankenthal wurde mit insgesamt 132 gemeldeten Skippern ein neuer Rekord aufgestellt. So viele waren noch nie in einem Bundeswettkampf angetreten. „Der Sport verbreitet sich immer mehr. Das freut uns natürlich sehr“, sagt Annika Rex.

An Konkurrenz wird es Julian Kilgus in Hongkong also nicht fehlen. Seine eigenen Ziele formuliert er deshalb vorsichtig bescheiden: „Ich möchte einfach mit mir und meiner Leistung zufrieden sein. Und vielleicht klappt es ja auch mit den Top Ten. Das ist aber oft auch Glückssache. Man weiß halt nie so genau wie gut die Gegner sind. Es gibt ja keine TV-Übertragungen.“