Am Donnerstag startet die 19. Ausgabe des Weltweihnachtscirus’ in Stuttgart – mit mehr als 20 Topleistungen.

Stuttgart - Die heiße Phase der Vorbereitung hat am vergangenen Wochenende begonnen, im großen Zirkuszelt auf dem Cannstatter Wasen. Alle Artisten sind jetzt da. Es werden aber immer noch lautstark Löcher gebohrt für die Absegelung (Abspannung) der Trapeze, es wird noch Teppich verlegt, es werden Scheinwerfer programmiert – und da wuselt und wimmelt es auch im Zentrum des Ganzen, in der Manege.

 

Draußen, im Zirkuscafé, verkündet der Chef am Montag vor Journalisten mit großem Stolz: „„ Der 19. Weltweihnachtscircus ist nicht nur ein großes Zirkusfestival, er ist auch ein großes Familienfest.““ Henk van der Meyden aus Den Haag ist Zirkusproduzent aus Leidenschaft, er investiert Millionen in diese Show, die nur in Stuttgart und nur gut vier Wochen lang bis zum 8. Januar 2012 gezeigt wird.

Dutzende Artisten aus aller Welt präsentieren dem Publikum, wozu Menschen im modernen Zirkus fähig sind. Und sowohl der Produzent als auch der Regisseur Patrick Rosseel achten darauf, dass die Elemente des klassischen Zirkus nicht zu kurz kommen. Und vor allem darauf, dass aus vielen Nummern ein stimmiges und begeisterndes Ganzes wird. Wo soll man bei der Vorstellung der Artisten beginnen, und wo soll man aufhören? Henk van der Meyden ist auf drei Auftritte sehr stolz: Da ist die Nummer mit den fliegenden Pagoden aus China. „Die wollte ich schon seit sieben Jahren bringen, keiner der vielen Tausend Artisten in China hat sie imitieren können.“ Das ist eine perfekte Kombination „aus klassischem und neuem Zirkus“.

Trapeznummer aus Fernost

Auch eine andere Truppe aus Fernost begeistert den Holländer: die Trapeznummer mit den fliegenden Menschen aus Nordkorea. Fast jedes Jahr ist vom Nationalzirkus aus Pjöngjang eine Truppe in Stuttgart dabei, von der die Zuschauer durch Dutzende von waghalsigen Flügen und Salti mitgerissen werden. Die jetzt angereisten Artisten aber seien so perfekt, sagt der Chef, „die fliegen blind“.

Und einem Dritten gilt fast noch mehr Zuwendung des Produzenten: David Larible, Italiener, Clown. Er bekommt so viele Vorschusslorbeeren wie kein anderer an diesem Mittag. Seit Jahren bemühe er sich um ihn, sagt van der Meyden, jetzt endlich habe es geklappt. Im größten Zirkus der Welt in Amerika hat Larible jahrelang gespielt, jetzt ist er seit einigen Jahren wieder in Europa und begeistert die Menschen im Circus Roncalli – und jetzt in Stuttgart.

Der beste klassische Clown in der Welt“ sei er, sagt der Mann, der ihn für seine 19. Produktion in Stuttgart engagiert hat. Mit minimalen Mitteln erreiche David Larible das Maximale.“ Der Angesprochene freut sich über das Lob, preist das schöne Zelt – und dann ist er weg, zu den Proben. Bis Donnerstagabend ist nicht mehr viel Zeit. Arbeit im Zirkus findet zwar auch tagsüber statt, so wie jetzt, oft aber auch mitten in der Nacht. Um eins, zwei oder drei, da sieht man sie in diesen Tagen immer noch, im Rund oder in der Regie.

Tiere aus der Schweiz

Was aber wäre ein Zirkus mit jeder Menge Akrobaten und einem Clown, der das Kleine und Poetische schätzt, ohne Tiere? Die kommen wieder, wie fast jedes Jahr, aus der Schweiz, vom Nationalcircus der Gebrüder Knie. Auch dieser Name steht in der Zirkuswelt für Topqualität. Géraldine-Katharina Knie und ihr Mann Maycol Errani stehen mittendrin in der Pferdefreiheit und der Parade der Lamas. Maycol Errani hat zudem einen weiteren Auftritt mit seinen Brüdern als Bodenakrobatiktrio.

„Für die Leute ist das nicht irgendein Zirkus, sondern „unser“ Zirkus“, sagt van der Meyden. Ein großer Teil der Besucher komme mittlerweile regelmäßig jedes Jahr, und 60 Prozent seien Familien. Mehr als 100 000 Karten habe man schon verkauft; bis 8. Januar sind 62 Vorstellungen geplant, davon zehn am Vormittag.

Der Erlös der Premiere geht zum zwölften Mal an die Olgäle-Stiftung. Darüber ist Susanne Dieterich vom Vorstand mehr als dankbar: Die Stiftung hat nach ihren Angaben bisher mehr als 320 000 Euro an Premierenerlösen erhalten. Damit gehören Henk van der Meyden und seine Artisten zu den größten Förderern des Stuttgarter Kinderkrankenhauses.