Ein Feuer in einem Betrieb für Kunststoffrecycling hat am Montagvormittag in Welzheim-Breitenfürst einen Schaden von rund zwei Millionen Euro verursacht. Die Kriminalpolizei sucht nun in dem zerstörten Gebäude nach der Brandursache.

Welzheim - Wolfgang Leitz steht vor den Trümmern seines Betriebs im Gewerbegebiet Reizenwiesen in Welzheim-Breitenfürst. „Da ist meine Existenz niedergebrannt“, sagt der Welzheimer fassungslos. Am Montagmorgen gegen 7 Uhr hat er ein Feuer im hinteren Bereich einer seiner beiden jeweils rund 4000 Quadratmeter großen Fabrikhallen bemerkt und sofort gemeinsam mit einem Mitarbeiter begonnen, die Flammen zu bekämpfen. „Hier hängen ja überall Feuerlöscher“, sagt Wolfgang Leitz über seinen Kunststoffrecycling-Betrieb, in dem er nach eigenen Angaben seit zwölf Jahren Folienverpackungen aufbereitet.

 

Mit den Löscharbeiten sei er zunächst gut vorangekommen, erzählt der geschockte Geschäftsmann, doch dann sei der zweite Feuerlöscher leer gewesen und Ruckzuck habe sich die Halle mit Rauch gefüllt. So hat er wohl oder übel den Löschversuch abbrechen und die Feuerwehr alarmieren müssen. Dann hat er seine Frau und die zwei Kinder in Sicherheit gebracht. Die drei waren noch im Wohngebäude, einem Holzblockhaus direkt hinter der brennenden Halle.

„Der Rauch ist extrem giftig“, sagt Achim Sailer, der stellvertretende Kommandant der Welzheimer Feuerwehr. An diesem Montagmorgen hat er die Rolle des Einsatzleiters übernommen, denn der Kommandant ist im Urlaub. „Unsere Hauptaufgabe war es, dafür zu sorgen, dass das Wohnhaus verschont bleibt“, erklärt Sailer. Bis zu 101 Feuerwehrleute sind an der Brandstelle im Einsatz gewesen, neben der Welzheimer und der Alfdorfer Wehr waren Einsatzkräfte aus Schorndorf, Backnang und Waiblingen angerückt. Aus Fellbach ist der Gerätewagen Atemschutz zum Brandort gekommen, ein Sonderfahrzeug mit Atemschutzausstattung wie Atemschutzmasken und Pressluftflaschen.

Polizei: Keine unmittelbare Gefahr durch Rauch

Löscharbeiten in dieser Montur seien für die Einsatzkräfte „außerordentlich anstrengend“, sagt Sven Knödler vom Deutschen Roten Kreuz (DRK): „Das ist ein Einsatz wie in der Sauna.“ Insgesamt 18 haupt- und ehrenamtliche DRK-Mitarbeiter hätten die Feuerwehrleute versorgt. Zwei Menschen, eine 46-jährige Frau und ein 34 Jahre alter Mann, wurden wegen einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei hatte die Bevölkerung schon kurz nach dem Ausbruch des Feuers vorsichtshalber über das Radio gebeten, Fenster verschlossen zu halten, obwohl es nach ihrer Einschätzung „keine unmittelbare Gesundheitsgefahr durch den abziehenden Rauch“ gegeben hat.

Am frühen Montagnachmittag gibt der Kreisbrandmeister Andreas Schmidt vorerst Entwarnung: Die Löscharbeiten seien abgeschlossen, ein Abbruchunternehmen habe bereits mit einem Bagger begonnen, Teile der eingestürzten Metallfassade wegzuräumen. Die Feuerwehr Welzheim bleibe mit einem Fahrzeug vor Ort, um vereinzelte Glutnester nachzulöschen. Der Brand habe sich extrem schnell ausgebreitet, sagt der Kreisbrandmeister. Die Feuerwehr habe extrem viel Wasser gebraucht, um den Vollbrand zu löschen und vor allem auch die angrenzenden Gebäude und Firmen zu schützen.

Feuerwehr muss Wasserleitung zum See legen

„Das Wasser war etwas knapp“, erzählt Andreas Schmidt. Zu Mutmaßungen, die am Brandort zu hören waren – nämlich, dass eine seit längerem bestehende Baustelle in Breitenfürst, bei der auch Wasserleitungen verlegt wurden, die Wasserknappheit mit verursacht habe, will er sich nicht äußern. Um den Engpass zu beseitigen, hatte die Feuerwehr eine Leitung zum knapp zwei Kilometer entfernten Ropbachsee gelegt. Auch der Schwimmteich im Garten der Familie Leitz wurde als Wasserlieferant genutzt und leer gepumpt.

Die Bilanz des Brandes: Zumindest eine der Hallen ist abbruchreif, Teile des in Stahlskelettbau gefertigten Gebäudes sind bereits eingestürzt. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach und Fertigungsmaschinen in der Halle sind vom Feuer zerstört worden. „Ich glaube nicht, dass wir hier so schnell wieder produzieren können“, sagt Wolfgang Leitz, der drei Mitarbeiter beschäftigt.

Ein Polizeisprecher erklärt am späten Montagnachmittag, die Kripo habe mit ihrer eigentlichen Arbeit noch gar nicht beginnen können: „Der Brandort muss erst erkalten und es besteht Einsturzgefahr.“ Die erste vorsichtige Schätzung des Schadens liegt bei rund zwei Millionen Euro.