Seit fünf Jahren dampfen die Museumszüge der Schwäbischen Waldbahn an Sonn- und Feiertagen bergauf- und bergab – was nun mit einem kleinen Festakt gefeiert worden ist.

Welzheim - Die Zukunft wird weisen, ob unsere Entscheidung richtig war“, hatte der damalige Welzheimer Bürgermeister Hermann Holzner zur Eröffnung der Waldbahnstrecke zwischen Schorndorf und Welzheim im Jahr 2010 ohne jede Hybris verkündet. Am Samstag haben alle Beteiligte die ersten fünf Jahre Museumsbahnbetrieb mit den verschiedensten Jubiläen gefeiert – und der jetzige Welzheímer Bürgermeister Thomas Bernlöhr hat ein kleines Fazit gegeben. Die Frage, ob die Bahn die erhofften positiven Effekte für die Stadt Welzheim gebracht hätte, könne er „mit einem ziemlich uneingeschränkten Ja beantworten“, sagte Bernlöhr. Wobei er die die Kosten nicht verschwieg: Die Sanierung des Viaduktes an der Laufenmühle werde wohl mehr als die zunächst veranschlagten 1,2 Millionen Euro kosten, sagte der Bürgermeister. Man arbeite im Rathaus mit Hochdruck daran, bald belastbare Zahlen vorlegen zu können und mögliche Zuschüsse abzuklären.

 

Der Feierstimmung tat dies keinen Abbruch. Besonders am Samstag, den vom Wetter her besten Tag des Wochenendes, stürmten die Fahrgäste die Museumsbahn regelrecht. Von 13.50 Uhr an waren alle Fahrten von Schorndorf nach Welzheim kostenlos. Die Wieseltriebwagen und ein historischer Dieselzug transportierten massenhaft Fahrgäste zum Welzheimer Tannwald, wo am Biergarten ein kleines Festzelt aufgebaut war. Zum Teil, so berichtete Bert Hellwig vom Verein Dampfbahnfreunde, habe der Ansturm sogar den Fahrplan verschoben, weil die vielen ein- und aussteigenden Besucher längere Haltezeiten notwendig machten als geplant.

Am Samstagabend waren dann alle Beteiligten zur kleinen Feier in das Festzelt geladen, denn es galt, noch weitere Jubiläen zu begehen. Der Landrat Johannes Fuchs vertrat den Zweckverband Wieslauftalbahn, der die Strecke vor 25 Jahren zum symbolischen Preis von einem Euro übernahm. Er sprach „von einer Erfolgstory des öffentlichen Nahverkehrs“, die sein Amtsvorgänger Horst Lässing damals zusammen mit den Kommunen Schorndorf und Rudersberg in die Wege geleitet hatte. Auch wenn die Strecke inzwischen 20 Millionen Euro an Sanierungen gekostet habe, seien die erhofften Fahrgastzahlen bei weitem übertroffen worden.

Im vergangenen Jahr waren 1,1 Millionen Passagiere mit den Zügen der Wieslauftalbahn unterwegs. Als „die wahren Helden“ bezeichnete Fuchs jene Mitglieder des Fördervereins, die bisher 40 000 Arbeitsstunden zum Erhalt der Bahnstrecke aufwandt haben. „Ich habe mit überlegt, dass ich nach meinem Ruhestand mit dem Freischneider vorbeischaue“, stellte der Landrat in Aussicht.

Ein 30-Jahre-Jubiläum kann der Verein Dampfbahnfreunde Kochertal (DBK) feiern, der die Museumsbahnzüge auf der Strecke stellt. Man habe dem Zugbetrieb ebenfalls den Weg geebnet, sagte dessen Vorsitzender Bert Hellwig. An Pfingsten 1992 wollte die DBK zum ersten Mal Dampfzüge im Unteren Wieslauftal verkehren lassen, was wegen des damaligen Dampflokverbots der Deutschen Bahn offiziell nicht möglich war. Kurzerhand mietete die Württembergische Eisenbahngesellschaft die Strecke für einen Tag, berichtete Hellwig. Dies habe gezeigt, dass der Museumsbahnbetrieb auf der Strecke möglich war, sagte der DBK-Chef.

Der Vorsitzende des Fördervereins Welzheimer Bahn, Johannes Friz, erinnerte an die Geburtswehen und die „komplizierte Schwangerschaft“, welche die Waldbahn in ihrer Vorphase durchgemacht hatte. Den ersten Freiwilligeneinsatz zum Ertüchtigen der Strecke gab es im Mai 1999. Der älteste Vereinsaktive, der sich heute noch um Wasserdurchlässe kümmere, sei bereits 87 Jahre alt, sagte Friz, der um neue ehrenamtliche Helfer warb, die sich künftig der Bahnstrecke annehmen könnten.