Der Welzheimer Vermessungsingenieur Werner Mayr hat sich eine spezielle Nische der Fotografie erarbeitet.

Welzheim - Unbemannte Flugobjekte, die aus der Luft Bilder machen, haben inzwischen einen zweifelhaften Ruf. Wenn allerdings Werner Mayrs Flieger von oben aus fotografieren, dann hat das einen durchweg friedlichen Hintergrund. Der promovierte Vermessungsingenieur hat sich vor drei Jahren mit seiner Firma Germap in Welzheim selbstständig gemacht. Seine Firma verkauft spezielle ferngesteuerte Flieger, die in bis zu 100 bis 140 Meter Höhe aufsteigen und von dort aus den Boden fotografieren. Auf Bestellung fertigt Mayr auch räumliche Aufnahmen von Arealen an, die er aus vielen Einzelbildern zusammensetzt und berechnet. Deponiebetreiber, Golfplatzbesitzer oder Landschaftsplaner zählen zu den Kunden der Welzheimer Firma, die momentan fünf Beschäftigte hat.

 

Problematische Datenmengen

Sein Geschäftsfeld kennt der 57-Jährige nicht nur von der praktischen, sondern auch von der theoretischen Seite. Er habe sich bereits begleitend zum Studium in den 1980er Jahren an der TU München erste Programmierkenntnisse angeeignet, erzählt er. Das Erstellen von Karten habe sich in diesen Jahren immer technischer, immer computerorientierter entwickelt.

Nach Zwischenstationen im amerikanischen Boulder und bei Siemens arbeitete Mayr etliche Jahre für das Optikunternehmen Karl Zeiss, wo er mithalf, Kameras für Luftbildfotografie zu entwickeln. Zu Beginn der 2000er Jahre wechselte er zu der Stuttgarter Entwicklerfirma Inpho, die Programme erstellt, mit denen man den großen Datenmengen der Fotos Herr werden kann. Bei manchen Luftbildaufträgen fielen 2000 bis 3000 Bilder an, die weiterverarbeitet werden müssten, erzählt der Ingenieur.

Dass die Flugzeuge, die seine Firma verkaufe, an Modellflieger erinnerten, sei kein Zufall, sagt Mayr. Das aus aufgeschäumtem Kunststoff bestehende Gehäuse der sogenannten UAVs (Unmanned Aerial Verhicle) stammen aus der Modellflugbranche. „Wir fliegen mit Spaß, aber nicht zum Spaß“, betont der Ingenieur. In seiner Firma in Welzheim werden die Flugzeuge dank Technik und Software zu hochwertigen Fluggeräten. Unter anderem sind sie mit einem Autopilot und einem Gerät zur Positionsbestimmung ausgestattet.

Pilot muss immer Blickkontakt haben

Theoretisch könnte sich jedes der Objekte daher nach dem Abheben alleine orientieren, programmierte Routen abfliegen, reichlich Bilder machen und danach zum Startplatz zurückkehren. Allerdings sei es in Deutschland Vorschrift, dass der Pilot immer Blickkontakt zu seinem Modellflugzeug habe, um im Fall der Fälle sofort eingreifen zu können, sagt Mayr. Um die Flieger zu beherrschen, schult seine Firma daher die Piloten in mehrtägigen Seminaren, zum Teil auf einem kleinen Modellflugplatz in Welzheim. Eine spezielle Lizenz benötigten die Piloten nicht, sofern das Flugzeug inklusive seiner Technik weniger als fünf Kilo wiege, erklärt Mayr.

Rund 45 Minuten reichen die Akkus für die Motoren, bis das UAV das beauftragte Gebiet gescannt und die Bilddaten auf einer kleinen Karte gespeichert hat. Die übrige Arbeit erledigen Mayrs Beschäftigte dann in Welzheim am Computer. Die verschiedenen Bilder werden anhand ihrer Positionsdaten zusammengesetzt. Sofern der Kunde ein Höhenprofil mitbestellt hat, wird dieses ebenfalls errechnet. Den Betreibern von Mülldeponien kann Mayr damit genau sagen, um wie viel Volumen die Abfallberge auf ihrem Gelände zugenommen haben und wie viel Platz dort noch ist. Und den Landschaftsplanern kann Mayrs Firma beispielsweise ausrechnen, ob eine künstlich aufgeschüttete Insel, welche ein Flussbett naturnäher gestalten soll, tatsächlich ihren Zweck erfüllt.

Einen ganz speziellen Zweck erfüllen indes die Luftbilder von Golfplätzen. Sie werden von einer Softwarefirma in Auftrag geben, welche eine hochpreisige Golfsimulation betreibt. Wer es sich leisten kann, kann damit im heimischen Trainingsraum realitätsnah einen Parcours auf einem beliebigen Golfplatz nachspielen.

Pflicht zur Kontrolle

Definition
Die unbemannten Flugzeuge, die Werner Mayrs Firma vertreibt, sind keine Drohnen im klassischen Sinn. Die militärischen Ausspäher, die durch Einsätze in Krisengebieten bekannt sind, fliegen weitgehend autonom. Bei Modellflugzeugen ist dies in Deutschland nach der gegenwärtigen Rechtslage nicht zulässig. Ein Pilot muss immer unmittelbar Einfluss nehmen und deswegen auch sein Flugzeug zur Kontrolle immer sehen können.

Zukunft
Sogenannte Kopter, ferngesteuerte Hubschrauber, sollen künftig immer mehr Aufgaben übernehmen. Sie eignen sich besser zum Fotografieren aufragender Objekte, wie Brücken oder Türme.