Auf 3,5 Millionen Euro wird die Sanierung des Laufenmühleviaduktes geschätzt – 2,3 Millionen Euro mehr, als ursprünglich veranschlagt gewesen war. Nun sucht die Stadt Welzheim nach kreativen Lösungen der Finanzierung.

Welzheim - Seine Laune sei in den vergangenen Tagen nicht gerade glänzend gewesen, gesteht der Welzheimer Bürgermeister Thomas Bernlöhr am Donnerstag am Telefon. Kein Wunder – hat sich doch jüngst herausgestellt, dass die Sanierung des historischen, knapp 120 Meter langen Eisenbahnviaduktes an der Laufenmühle erheblich teurer wird, als gedacht. Bislang war man in Welzheim davon ausgegangen, dass allein die Betonaußenhülle des Viadukts saniert werden muss, um zu verhindern, dass die Armierungseisen zu rosten beginnen. Rund 1,2 Millionen Euro waren dafür veranschlagt worden, eine wenige Zentimeter dicke Betonschicht aufzubringen.

 

Im Zuge der anstehenden Sanierung habe man neben der Oberfläche auch tiefere Schichten des etwa 100 Jahre alten Betonbauwerks untersucht, das als einer der Höhepunkte für Fahrgäste der Schwäbischen Waldbahn gilt. Rund 90 Bohrkerne wurden entnommen und auf ihre Stabilität hin überprüft. Das Ergebnis war niederschmetternd: Bei der Mehrzahl der Bohrkerne zeigte sich, dass sie nicht ausreichend tragfähig waren. „Dass der Beton so schlecht ist, konnte keiner annehmen“, sagt Bernlöhr: „Beim Strümpfelbachviadukt, das zur gleichen Zeit und in gleicher Weise erstellt wurde, ist der Beton super.“

Nicht der Zahn der Zeit sei für den maroden Beton im Laufenmühleviadukt verantwortlich, betont der Welzheimer Bürgermeister: „Die Brücke steht schon seit 100 Jahren so da und ist stabil.“ Das sei ein bisschen wie beim berühmten Beispiel der Hummel, die theoretisch nicht fliegen können dürfte, es aber praktisch dennoch tut.

Nun gelte es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Sanierungskosten zu drücken. Die Verwaltung verfolge mehrere Ansätze. Zusätzlich zu der klassischen Methode eines Statikers wolle man alternative Berechnungsmethoden anwenden, etwa eine Computersimulation, mit der sich der Nachweis der Standsicherheit erbringen lassen könnte. Sollte das klappen, würde das die Kosten erheblich senken. Denn extrem teuer wäre eine Komplettsanierung, bei der das Viadukt rundum in ein bis zu 50 Zentimeter dickes Skelett aus Stahlbeton gepackt wird, welches die Standfestigkeit sichert.

Rund 500 000 Euro hat das Land als Zuschuss für die Sanierung zugesagt. Die Stadt will nun versuchen, weitere Fördertöpfe anzuzapfen. Eine Idee sei, das reine Bahnbauwerk mit weiteren Funktionen auszustatten, sagt Thomas Bernlöhr. Vielleicht wäre denkbar, Teile des Viadukts als Kletterwand oder Aussichtsplattform zu nutzen. Auch für den Fahrbetrieb sei ein Alternativkonzept ab dem Bahnhof Laufenmühle nötig.

Laut dem Welzheimer Beigeordneten Reinhold Kasian läuft die Betriebserlaubnis für das Viadukt nur noch bis Ende dieses Jahres. Man erwäge, eine Lok im oberen Teil der Strecke „einzuschließen“, sodass die Fahrgäste nach einem kleinen Fußmarsch über das Viadukt in einem anderen Zug ihre Fahrt nach Welzheim weiter fortsetzen könnten.

Den Gemeinderat hat der Bürgermeister mehrheitlich hinter sich: Mit Ausnahme einer Gegenstimme des Freie-Wähler-Stadtrats Sebastian Buhl billigten die Räte die Vorschläge der Stadt. „Wir sind nicht ganz hoffnungslos“, sagt auch Johannes Fritz, der den Förderverein für die Welzheimer Bahn vertritt. Das Viadukt an der Laufenmühle sei „die letzte große Baustelle an der Strecke, die zu meistern ist“.

Für den Bürgermeister Thomas Bernlöhr ist jedoch eines klar: „Drei Millionen werden wir als Stadt allein nicht schultern können. Wir sind jetzt auf die Hilfe der Raumschaft und Drittmittelgeber angewiesen.“ Die Investition lohne sich, sagt er, denn „die Waldbahn hat sich zu einer Lokomotive für den Tourismus in der Gegend entwickelt. Es wäre jammerschade, sie aufs Abstellgleis zu schieben“.