Steffen Weigel ärgert sich über die Initiative zur Erhaltung der Johanneskirche und findet deutliche Worte.

Wendlingen - Nachdem beim Bürgerentscheid über die Zukunft der Wendlinger Johanneskirche vor einem Monat wie berichtet das notwendige Quorum verfehlt worden ist, hat nun der Gemeinderat erneut das Wort gehabt. Das Gremium bekräftigte einstimmig seinen bereits zuvor gefassten Beschluss, das Gebäude nicht zu erhalten. Vergeblich haben die Initiativen Pro Johanneskirche und Freundeskreis dafür geworben, die Kirche künftig in ein geplantes Gemeindezentrum einzubinden.

 

In der Kirchengemeinde gehen die Meinungen auseinander

Während der Sitzung drückte der Wendlinger Bürgermeister Steffen Weigel indessen mit deutlichen Worten sein Missfallen über eine gemeinsame Stellungnahme der beiden Initiativen zur Erhaltung der Johanneskirche aus. In der Erklärung heißt es, Weigel habe zugesagt, einen Mediator einzuschalten mit dem Ziel, die Wogen innerhalb der Evangelischen Kirchengemeinde zu glätten.

Denn außer dem Gemeinderat hatte vor dem Bürgerbegehren auch schon der Kirchengemeinderat mehrheitlich den Abriss der Johanneskirche beschlossen. Dies, weil die Zahl der Kirchgänger sinkt und in Wendlingen keine zwei Kirchen benötigt werden. Eine Abrissgenehmigung wurde bereits erteilt. Anstelle der Kirche soll ein Gemeindezentrum mit betreutem Wohnen für Menschen mit einer Behinderung gebaut werden. Die Initiativen hingegen fordern ein Konzept, bei dem das Gemeindezentrum gebaut wird, die Johanneskirche aber erhalten bleibt. Laut den Initiativen boykottierten Kirchgänger den Gottesdienst und der Gemeindefrieden sei nachhaltig gestört. Von daher halten sie eine Mediation für notwendig.

Bürgermeister will sich nicht instrumentalisieren lassen

Steffen Weigel indessen wehrt sich entschieden gegen die Darstellung, wonach er die Einschaltung eines Mediators zugesichert habe. Vielmehr sei es so gewesen, dass am Abend des Bürgerentscheids am 6. November ihn ein Vertreter des Freundeskreises angesprochen und gefragt habe, ob er zu einem Gespräch bereit sei. Hierzu habe er eingewilligt. „Selbstverständlich bin ich zu einem Gespräch bereit. Wenn Bürger dies wünschen, mache ich das immer.“

Von einer Mediation sei hingegen nie die Rede gewesen. „So war das von mir natürlich nicht gemeint“, betont Steffen Weigel. In ihrer Erklärung kündigen die Initiativen an, dass Thomas Erne die Mediation übernehmen solle. Der Leiter des Instituts für Kirchenbau an der Universität Marburg und ehemaliger evangelischer Pfarrer von Köngen nahm per E-Mail Kontakt mit Weigel auf, der ihm dann aber seinen Standpunkt klarmachte.

Für die Stadt ist das Thema nun erledigt

Er sei nicht bereit, sich instrumentalisieren zu lassen, erklärte Steffen Weigel in der Gemeinderatssitzung. Er habe den Eindruck, dass nach dem gescheiterten Bürgerentscheid bei den Initiativen die Meinung vorherrsche: „Der Bürgermeister soll’s für uns richten.“ Steffen Weigel betont indessen, dass nach dem erneuten Beschluss des Gemeinderats die Sache für die Stadt erledigt sei. „Das Thema ist jetzt wieder bei der Kirchengemeinde, also da wo es auch hingehört“, sagt Steffen Weigel.

Am 6. November votierte zwar eine klare Mehrheit von 55 Prozent der Abstimmenden im Sinne der Bürgerinitiativen. Doch durch die geringe Beteiligung wurde das obligatorische Quorum von 20 Prozent der Stimmberechtigten klar verfehlt. Deshalb war dann zunächst wieder der Gemeinderat der Stadt Wendlingen am Zug.