Die Stadt bewahrt die historische Drittelscheuer nicht nur vor dem Zerfall, sondern bindet das Gebäude in die Museumskonzeption ein. Der Kultureinrichtung eröffnen sich damit neue Perspektiven.

Wendlingen - Der Gemeinderat steht zum Wendlinger Stadtmuseum. Das Gremium hat jetzt beschlossen, die Drittelscheuer zu sanieren. Das zum dreiteiligen Ensemble des Stadtmuseums gehörende Gebäude ist bisher ungenutzt. Das wird sich nach der Sanierung aber ändern. In Abstimmung mit dem Museumsverein soll die Scheuer in die Konzeption der Einrichtung einbezogen werden, lautet der einhellig gefasste Beschluss.

 

Stadt investiert rund 540 000 Euro

Für die Sicherung der 1752 fertiggestellten Drittelscheuer sind Kosten in Höhe von rund 450 000 Euro angesetzt. Dringenden Handlungsbedarf gibt es an der Dachkonstruktion und am Fundament. Die Scheuer hat sich im Laufe der Zeit gesetzt, und das Mauerwerk ist nach außen gekippt. Bliebe die Stadt untätig, würde das Gebäude über kurz oder lang in sich zusammenfallen. Weitere rund 90 000 Euro soll es kosten, um der Wendlinger Drittelscheuer wieder Leben einzuhauchen.

Vorgesehen ist, die Scheuer in den Museumsrundgang zu integrieren. Wie dies konkret aussehen wird, ist derzeit noch offen. Was die künftige Einbeziehung der Scheuer in das Stadtmuseum angeht, gibt es zwischen der Stadt und dem Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen als Betreuer des Museums grundsätzlich einen Konsens. „Die Details müssen wir aber noch gemeinsam abstimmen“, sagt der Wendlinger Bürgermeister Steffen Weigel über den Stand der Dinge.

Der Eingang des Museums soll verlegt werden

Vorgesehen ist, den bisherigen Eingangsbereich vom barocken Pfarrhaus zu der angedockten Drittelscheuer zu verlegen. Von der Scheuer wären Besucher dann über den liebevoll angelegten Museumsgarten, in dem auch schon mal Hochzeiten gefeiert werden, mit dem Pfarrhaus verbunden. Dieses war im Schulterschluss zwischen der Stadt Wendlingen und dem Museumsverein renoviert und dann im September 2004 als neues Domizil für die Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit feierlich eröffnet worden.

Der dritte wesentliche Teil des Ensembles – zu dem auch noch ein Back- und Waschhaus und eine idyllische Gartenlaube zählen – ist die Pfarrscheuer. Weil dieses Gebäude vom Holzwurm befallen und der Dachstuhl marode war, wurde es bereits vor sechs Jahren instand gesetzt. Derzeit ist dort eine alte Schmiede untergebracht, die allerdings nur zu bestimmten Anlässen zu besichtigen ist. Zunächst hatte Wendlingen vorgehabt, die Museumsgebäude in kürzeren Abständen zu sanieren. Doch aus finanziellen Gründen musste man beim Museum einen Gang zurückschalten.

Mit dem Fund einer römischen Badeanlage fängt alles an

Gründung
Im Jahr 1962 gründen die Mitglieder des Schwäbischen Albvereins Unterboihingen ein Heimatmuseum. Der Auslöser dafür ist der Fund einer römischen Badeanlage in der Nähe der Autobahn. Der Museumsverein selbst wird dann erst 1991 aus der Taufe gehoben. Im alten Rathaus von Unterboihingen ist das Heimat-museum für die Dauer von 35 Jahren untergebracht.

Umzug
Im Jahr 1998 zieht das Museum in das Pfarrhaus um, das die Stadt von der katholischen Kirche gekauft hat. Das Pfarrensemble künftig als Museum zu betreiben, hatte der Gemeinderat bereits vier Jahre zuvor beschlossen. Wie sich herausstellt, kann das Haus in seinem damaligen Zustand aber nicht genutzt werden. Im Jahr 2000 verfrachten circa 50 Helfer die Exponate in ein Zwischenlager.

Neukonzeption
Die Historikerin Michaela Häfner erarbeitet eine Neukonzeption für das Museum und erntet dafür Beifall. Die erste Bauphase umfasst den Ausbau des Pfarrhauses zum neuen Stadtmuseum. Seit der Eröffnung im Jahr 2004 gibt es im Stadtmuseum neben der ständigen Sammlung Sonder- und Wechselausstellungen zu sehen – darunter auch zahlreiche Kunstausstellungen.