Der Kirchengemeinderat will einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Dieser soll Vorschläge für ein Gemeindezentrum mit betreutem Wohnen in der Stadtmitte bringen. Für einen Neubau müsste das Gotteshaus abgerissen werden.

Wendlingen - Welche Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb hervorgehen werden, den der Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Wendlingen jetzt beschlossen hat, ist offen. Doch eines lässt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit heute schon sagen: Die Johanneskirche in der Albstraße wird wohl abgerissen, um einem neuen Gemeindezentrum Platz zu machen. Dies soll Teil der Wettbewerbsaufgabe sein. Lediglich der Kirchturm soll nach dem Votum des Kirchengemeinderats erhalten werden.

 

Mahnwache für den Erhalt der Kirche

Die Abstimmung in dem Gremium ist mit acht zu fünf Stimmen zwar eindeutig, aber doch relativ knapp ausgefallen. Denn innerhalb der Gemeinde sind längst nicht alle von den Neubauplänen überzeugt. Zwei Initiativen haben sich für den Erhalt des Zeltdachbaus aus dem Jahr 1964 stark gemacht. Deren Unterstützer hängen an ihrem Gotteshaus, sich mit einem Abriss abzufinden fällt ihnen schwer. 1500 Unterschriften wurden gesammelt und eine Mahnwache vor der Kirche abgehalten.

Doch am Ende haben diese Aktionen den Kirchengemeinderat nicht zu einem anderen Beschluss geführt. Gestützt auf die Machbarkeitsstudie eines Architekten befürwortet eine Mehrheit des Leitungsgremiums grundsätzlich den Bau eines neuen Gemeindezentrums. Dieses soll neben Büros, Gruppenräumen und einem Gottesdienstraum auch Platz schaffen für 24 Wohneinheiten. Dort sollen künftig Menschen mit Behinderung eine neue Heimat finden. Ein vergleichbares Zentrum – statt betreutem Wohnen gibt es dort aber eine Kindertagesstätte – ist vor sechs Jahren in Oberesslingen entstanden. Damals wurde die Gartenstadtkirche ebenfalls einem Neubauprojekt geopfert (siehe „schon einmal ist im Landkreis eine Kirche. . .“).

Rund 2,9 Millionen Euro für ein Gemeindezentrum

Laut dem Raumprogramm der Wendlinger Kirchengemeinde soll das neue Zentrum eine Fläche von 670 Quadratmetern haben. Angesetzt sind Gesamtkosten von rund 2,9 Millionen Euro. Die Gemeinde rechnet mit rund 600 000 Euro Zuschüssen, 2,3 Millionen Euro müsste die Gemeinde demnach selbst finanzieren. Den Großteil dieser Summe hat sie bereits zusammen, es fehlt aber noch rund eine halbe Million Euro. Als Partner im Gespräch ist die Bruderhaus-Diakonie. Sie soll das betreute Wohnen betreiben und Pacht für die Gebäudenutzung zahlen.

Die Gemeindespitze um den Pfarrer Stefan Wannenwetsch hofft nun, dass in der Gemeinde Ruhe einkehrt. Letztlich geben wirtschaftliche Gründe den Ausschlag für den absehbaren Kirchenabriss. Die denkmalgeschützte Eusebiuskirche in Wendlingen bleibt indes erhalten.

Schon einmal ist im Kreis eine Kirche abgerissen worden

Gartenstadt
: Der 20. Juli 2008 markiert für die Evangelische Kirchengemeinde Oberesslingen ein wichtiges Datum. An diesem Tag begann der Abriss der im Jahr 1959 erbauten Kirche. Mit einem Abschlussgottesdienst verabschiedete sich die Gemeinde von dem Altbau. Für ein Neubauprojekt mussten das Gotteshaus und ein Kindergarten im Pfostenackerweg weichen.

Eröffnung:
Anstelle der Kirche und des Kindergartens wurde ein Kinder-, Familien- und Gemeindezentrum geplant. Mitte März 2009 konnte das Richtfest gefeiert werden. Die offizielle Eröffnung folgte dann im September. Das lang gestreckte Gebäude hat rund 2,6 Millionen Euro gekostet. 1,8 Millionen Euro finanzierte die Stadt, auch vom Bund gab es Zuschüsse für das Projekt.

Film:
Das Zentrum beherbergt eine Kindertagesstätte, in der mehr als 100 Kinder betreut werden. Es gibt Multifunktionsräume, die für Gottesdienste und Feste genutzt werden. Das Kreuzfenster, das von der Gartenstadtkirche übernommen wurde, verleiht dem Zentrum einen sakralen Charakter. Über die Kirchengemeinde hat der Esslinger Filmemacher Ingo Lazi einen Dokumentarfilm gedreht.