Bis zum Februar wollen Stadt und Land die Personalfrage in der Stuttgarter Oper vom Tisch haben – deshalb hat der Verwaltungsrat der Staatstheater jetzt eine Findungskommission für die Nachfolge von Jossi Wieler eingesetzt.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - In zwei Sparten des Staatstheaters ist die Zukunft geplant: die Freunde des Balletts und des Schauspiels wissen, wer über den Sommer 2018 hinaus deren Geschicke künstlerisch bestimmen wird, Tamas Detrich (neu) und Armin Petras (alt). Für die Oper muss allerdings Klarheit geschaffen werden. Der Verwaltungsrat der Staatstheater hat am Montag eine Findungskommission eingesetzt, die baldmöglichst Kandidaten für die Nachfolge des jetzigen Opernchefs Jossi Wieler finden soll. Dieser räumt im Sommer 2018 sein Intendantenbüro – und dann endet auch der Vertrag von Sylvain Cambreling, des Generalmusikdirektors des Staatsorchesters.

 

Die Personalsuche steht aus doppeltem Grund unter Zeitdruck. Die Spielpläne einer Oper müssen mit größerem Vorlauf als in den anderen Sparten bedacht werden. Zwei Jahre im Voraus werden die wichtigen Dispositionen über Solisten, Dirigenten, Regisseure gemacht. Wer immer im Opernhaus vom Herbst 2018 an ein gutes Programm bieten soll, muss spätestens im Frühjahr des kommenden Jahres mit der Arbeit beginnen können. Umso mehr, als dass ja erst einmal zu klären wäre, wer zu diesem Zeitpunkt für Stuttgart überhaupt frei, also verfügbar wäre. Schließlich soll das Musiktheater in der Landeshauptstadt auch künftig ganz oben in der Opernbundesliga mitspielen.

Die Landtagswahl naht – und die Zeit drängt

Und der zweite Faktor, der zu einer gewissen Eile drängt: zumindest auf der Seite des Landes werden im Frühjahr die Karten neu gemischt. Am 27. März 2016 wählen die Baden-Württemberger einen neuen Landtag. Wer danach die Mehrheit der Mandate hat und die Regierung bilden wird, darauf mag im Moment kaum jemand wetten. Die Grünen-Kunstministerin Theresia Bauer hat darum Ambitionen, wichtige kulturpolitische Entscheidungen noch sicher vor dem Wahltermin zu treffen. Im Februar tritt der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater vor der Wahl noch einmal zusammen. Dann, so ihre Ambition, will sie alle Personal-Baustellen am Eckensee geklärt haben.

Doch just diese Personal-Baustelle Oper wird natürlich beeinflusst von der zukünftigen Sanierungsbaustelle Opernhaus. Auch wenn der Verwaltungsrat immer noch keine klaren Beschlüsse für die Instandsetzung des Großen Hauses getroffen hat – dessen maroder Bau- und Technik-Zustand hat sich inzwischen bundesweit, ja international herumgesprochen. Wer immer sich trotzdem für die Stelle in Stuttgart interessieren mag, er (oder sie) muss zudem gewahr sein, im Lauf seiner ersten Indentanzperiode bis 2023 den Umzug in eine wo und wie auch immer angesiedelte und ausgestaltete Ersatzspielstätte anzutreten. Es gibt durchaus einen Intendantentypus, den reizen solche Übergangsphasen mit ihrem hohen Maß an Improvisationsnot. Die meisten allerdings haben’s lieber ruhiger – und vor allem zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung zumindest klarer.

Steht am Ende eine Hauslösung?

Unter den gegebenen Bedingungen spricht eigentlich vieles für eine Hauslösung. Im jetzt bereits aktiven Führungsteam der Stuttgarter Oper – Jossi Wieler ist ja ein starker Team-Player, der eng mit seiner Operndirektorin Eva Kleinitz und dem Chefdramaturgen Sergio Morabito zusammenarbeitet – könnte man vermutlich schnell fündig werden. Allein: das wäre nach der Entscheidung für den künftigen Ballettintendanten Tamas Detrich dann schon das zweite Mal, dass man Führungsfragen einfach durch interne Beförderungen löst. Das mag pragmatisch und reibungsarm sein, glanzvoll ist es nicht.

Glanzvoller für den Kulturstandort Stuttgart wäre in jedem Fall eine prominente überregionale Lösung. Der erste Personalcoup, der Grün-Rot zu Beginn ihrer Regierungszeit in Stuttgart gelang, war just im Herbst 2011 die Berufung des Berliner Theatermannes Armin Petras ans Stuttgarter Schauspiel. So schön, wie die Amtszeit begann, soll sie doch bitte auch enden.