Es gibt einen neuen Millionen-Gewinner bei Günther Jauchs Quiz-Show „Wer wird Millionär“. Der Profi-Pokerspieler Sebastian Langrock behauptet, er habe die Antworten aus dem Moderator herausgelesen. Jauch glaubt daran nicht so recht.

Köln - Er ist schon die laufende Nummer acht in Günther Jauchs Gewinnerliste. Aber Sebastian Langrock ist möglicherweise der bemerkenswerteste Kandidat, der im RTL-Rateklassiker „Wer wird Millionär?“ innerhalb von gut 13 Jahren die Eine-Million-Prämie absahnte. Denn so cool und abgezockt wie der 36-jährige Münchner hat sich bislang kein Sieger auf dem Ratestuhl verhalten.

 

Die Erklärung liegt in Langrocks Biografie: Seit fünf Jahren verdient er seinen Lebensunterhalt als Pokerspieler, wie er sagt. Besondere Höhenflüge hat er dabei noch nicht hingelegt. Aber die Nummer scheint zu funktionieren. Der Höchstgewinn betrug einmal 13 000 Dollar, der höchste Verlust 700 Euro. Als Spielterrain bevorzugt Langrock Asien, weil die Spieler dort schlechter seien, die USA meidet er lieber.

Nach Las Vegas zum Pokern

Doch nun zieht es den Sieger im Sommer nach Las Vegas. „Da sind die Weltmeisterschaften, die World Series of Poker, und da werde ich mit Sicherheit zwei, drei Turniere spielen“, sagte er in einem RTL-Interview nach seinem Millionengewinn. „Das war schon immer mein Plan, seit ich angefangen habe, Poker zu spielen. Da gibt es das Hauptevent, was 10 000 Dollar Buy-In kostet, und das werde ich auf jeden Fall dieses Jahr spielen.“ Aus der Million wolle er zwei machen.

RTL hat Langrock vorläufig auch unter seine Fittiche genommen, schirmt ihn ab und hält Kontakt zu ihm. Am Montagabend habe er ausgiebig gefeiert und am Dienstagmorgen erstmal gründlich ausgeschlafen, hieß es vom Sender über seinen Protagonisten. Am Mittwoch will Langrock dann ausführlich im RTL-Magazin „Stern TV“ verraten, wie er das System Jauch geknackt hat.

„Ich hatte einen Read auf den Herrn Jauch“

Im RTL-Interview ließ der kühle Kerl aber schon einmal durchblicken, wie er sich die 15 Fragen durchkämpfte und dabei nur drei von vier möglichen Jokern brauchte. „Ich hatte schon einen Read auf den Herrn Jauch“, sagte er. „Ich hatte mir vorgenommen, wenn ich wirklich auf den Stuhl komme, will ich, dass er auf meiner Seite ist und nicht gegen mich arbeitet, was er ja ab und zu macht. Dann versucht er, den Leuten die Joker aus der Tasche zu ziehen, wenn sie sich eigentlich schon entschieden haben.“

Diesen „Read“ habe er aber Jauch erst nach der Show verraten. Der Quizmaster zweifelt eher daran, dass es einem Kandidaten gelänge, die Antworten aus ihm herauszulesen. „Das kann ich ihm allerdings nicht glauben“, sagte Jauch der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. „An meiner Mimik kann es nicht liegen, sonst hätten wir ja jede zweite Woche einen Millionär...“

Jauch sieht das anders

Jauchs Analyse nach dem Millionengewinn ist eine andere: „Er hat seine große Spielfreude mit Mut zum Risiko verknüpft“, so der 56-jährige Moderator. „Außerdem hat er seine Joker clever eingesetzt und falsche Antworten auf sehr überlegte Weise ausschließen können. Er verkörperte für mich den klassischen „intelligenten Draufgänger“.“ Jauch und der Gewinner waren sich nach Langrocks Darstellung im übrigen schon einmal begegnet: vor sechs Jahren im Lokal „Eisbach“ in München. Langrock war damals Kellner und Jauch gab zehn Prozent Trinkgeld.

Langrocks Millionenfrage hing auch mit dem Kellnern zusammen. „Wer sollte sich mit der Zwanzig-nach-vier-Stellung auskennen?“, lautete sie. A: Fahrlehrer, B: Karatemeister, C: Kellner, D: Landschaftsarchitekt. Die richtige Antwort hieß „Kellner“. Das wusste Langrock jedoch nicht aus seiner früheren Tätigkeit sondern aus einem Buch über „unnützes Wissen“, das er vor kurzem gelesen hatte. Die Regel bestimmt die Ausrichtung des Bestecks, wenn der Teller abgeräumt werden soll.

Was passiert außer der Stippvisite nach Las Vegas noch in Langrocks Leben? Er will eine Bar oder ein Snooker-Café eröffnen und erstmal in seiner Vier-Männer-WG wohnen bleiben. „Ich hoffe, dass ich eine Frau kennenlerne, die mich nicht erkennt“, sagt er. „Weil es sonst schwierig wird, rauszufinden, ob die nur auf den Berühmtheitsgrad steht oder auf das Geld oder auf sonst irgendetwas.“