Die ehemalige „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus wirbt  in der ARD für einen guten Zweck. Doch um ihre Gage ist eine Diskussion entbrannt?  

Stuttgart - Es war ein bisschen wie bei einer Inthronisation - nur die Königin fehlte. Am Donnerstag stellte die ARD-Fernsehlotterie in Hamburg ihre Werbekampagne mit Monica Lierhaus als neuer Botschafterin vor. Doch die Frau, deretwegen zahlreiche Abonnenten ihr Los bei der Lotterie gekündigt haben, weil sie für ihr Amt 450.000 Euro im Jahr bekommen soll, war nicht da. Lierhaus unterziehe sich gerade einer Therapie, hieß es.

 

Wohl um die Wogen zu glätten, wurde eine Videoaufzeichnung abgespielt. Darin verkündete die ehemalige "Miss Sportschau" mit belegter Stimme: "Ich möchte weitergeben, was ich bekommen habe: neuen Lebensmut." Ob dieses Bekenntnis reicht, um die Wogen zu glätten, darf bezweifelt werden. Der Aufwand für den Job ist überschaubar. Einige Auftritte in TV- und Radiospots, Besuche in karitativen Einrichtungen, immer sonntags die Namen der Wochengewinner in der ARD verlesen - das war's.

Der Lohn? Hoch genug, um die Bundeskanzlerin (Jahresgehalt: 283.000 Euro) vor Neid erblassen zu lassen. Beinahe eine halbe Million Euro soll die Lotterie Lierhaus Medienberichten zufolge zahlen. Viel zu viel, monieren Kritiker - darunter auch solche, die es grundsätzlich begrüßen, dass die ARD die seit einer Hirnoperation beeinträchtigte Sportjournalistin auf ihrem Weg zurück in die Normalität unterstützt.

Diskussion aus Lierhaus aus reinem Neid?

Viele Zuschauer fühlen sich verschaukelt: vom Fernsehen, dem sie vorwerfen, es werfe ihre Gebühren zum Fenster hinaus. Und von der Lotterie, der sie unterstellen, statt den wirklich Hilfsbedürftigen verschaffe sie lieber einer Frau einen Platz an der Sonne, die bis zu ihrer schweren Erkrankung zu den bestbezahlten Journalisten in Deutschland gehörte.

Seite 2: Eine reine Neiddebatte?

Eine reine Neiddebatte? So jedenfalls sieht es Christian Kipper, der Geschäftsführer der ARD-Fernsehlotterie. Er sagt, als soziale Organisation ohne Vertriebsnetz sei man zwingend auf prominente Botschafter angewiesen. Bisher hat Frank Elstner, 68, sein Gesicht der Aktion geliehen. Mit der vierzigjährigen Lierhaus, so das Kalkül, könne man jetzt auch ein jüngeres Klientel ansprechen. So soll sie etwa in einer Plakatkampagne, die in der kommenden Woche startet, für die Soziallotterie werben.

Wie viele Abonnenten aus Protest gekündigt haben, dazu will sich Kipper ebenso wenig äußern wie zur Gage. "Wir haben aber keine Budgets für Frau Lierhaus ausgebaut", versichert er. Sie werde nicht aus GEZ-Gebühren, sondern aus dem Werbeetat bezahlt, und ihr Honorar gehe nicht zulasten karitativer Projekte.

Lierhaus schließt ein Comeback bei der "Sportschau" vorerst aus

Das würde sich auch nicht mit der Satzung einer gemeinnützige GmbH vertragen. Sie finanziert sich aus den Einnahmen von Losverkäufen. 2010 waren das 170 Millionen Euro. 30 Prozent davon muss die Lotterie für karitative Zwecke ausgeben. Im vergangenen Jahr seien 66 Millionen Euro in 300 soziale Projekte geflossen, sagt Kipper. Sieben Prozent ihrer Erlöse gibt die ARD-Fernsehlotterie für Verwaltung, Marketing und Werbung aus, 2010 rund zwölf Millionen Euro - ein Betrag, der noch unter den Werbeausgaben der "Aktion Mensch" liegt, dem ZDF-Pendant zur ARD-Lotterie. Dort hält man die Gage für Lierhaus für "branchenüblich". Es heißt, die Bezahlung hänge schließlich in erster Linie vom Marktwert des Botschafters ab.

Der jedoch dürfte in diesem Falle gesunken sein. Bis zu ihrer Erkrankung führte die rothaarige Powerfrau die Liste der beliebtesten Fernsehmoderatorinnen an. Wäre sie 2009 nicht erkrankt, so wurde kolportiert, hätte ihr die ARD ein Jahreseinkommen von 850.000 Euro gezahlt.

Ein Comeback als "Sportschau"-Moderatorin schließt Lierhaus vorerst aus. Wie ihr Auftritt bei der Verleihung der Goldenen Kamera zeigte, hat sie sich immer noch nicht vollständig erholt. Keiner hat das bisher offen ausgesprochen, aber als Botschafterin der ARD-Lotterie kann sie mit ihren Einschränkungen sogar punkten. "Monica Lierhaus ist gerade wegen ihres Schicksals eine glaubwürdige Botschafterin für den guten Zweck", so hat es ARD-Programmdirektor Volker Herres formuliert.