Die Ära Dutt neigt sich bei Werder Bremen dem Ende entgegen. Am Samstag leitete der Coach seine wohl letzte Einheit. Aufsichtsrat und Geschäftsführung treffen sich am Mittag zur Krisensitzung. Wer oder was kann Werder noch helfen?

Bremen - Ob es Robin Dutts letzte Schritte im Dress von Werder Bremen waren, wusste er selbst nicht. Die Kappe tief ins Gesicht gezogen und allen Blicken ausweichend marschierte der umstrittene Coach am Samstagmorgen auf den Trainingsplatz. Es könnte seine letzte Einheit beim Bundesliga-Schlusslicht gewesen sein.

 

Am Samstagnachmittag wollten Aufsichtsrat und Geschäftsführung über die berufliche Zukunft des 49-Jährigen entscheiden. Zuvor hatte Dutt mit der 0:1-Pleite gegen den 1. FC Köln am Freitag den nächsten Negativrekord eingestellt. Gemeinsam mit dem Niederländer Aad de Mos ist er nun, was die durchschnittliche Punkteausbeute angeht, der erfolgloseste Werder-Coach der Geschichte.

„Wir müssen Ruhe bewahren und gucken, welche Maßnahmen wir für Dienstag ergreifen“, sagte Manager Thomas Eichin mit Blick auf das DFB-Pokalspiel beim Chemnitzer FC. Einem klaren Bekenntnis zu Dutt, der in 45 Bundesliga-Partien im Schnitt nur jeweils einen Punkt holte, ging er auch am Freitagabend aus dem Weg. Eichin wollte eine Nacht drüber schlafen. Es ist jedoch zumindest zweifelhaft, dass der Ex-Profi in der schwersten Werder-Krise seit dem bisher einzigen Bundesliga-Abstieg 1980 überhaupt ein Auge zu gemacht hat. Noch nie startete der norddeutsche Traditionsclub mit neun sieglosen Spielen in eine Saison.

Mannschaft steht hinter dem Trainer

„Wir als Mannschaft stehen hinter dem Trainer. Es gibt keinen im Team, der das anders sieht. Alles andere ist nicht unsere Entscheidung“, sagte Kapitän Clemens Fritz. Es klang fast schon wie ein letzter, verzweifelter Verteidigungsversuch. Welche Argumente hätte er auch vorbringen können? Und was soll ein neuer Trainer bei den Hanseaten eigentlich besser machen? Das mächtige Kontrollgremium wird sich auch mit der Transferpolitik von Eichin beschäftigen. Der Auftritt gegen Köln verstärkte die Zweifel an der Bundesligatauglichkeit einiger Akteure. Ob und wie ein neuer Coach langfristig diesen Kader entwickeln soll, ist fraglich.

Dann wäre da noch die Kostenfrage. Der bei den Fans und im Umfeld sehr beliebte Marco Bode wird wohl noch am Samstag Willi Lemke an der Spitze des Aufsichtsrats ablösen. Bode vertritt die Position der Geschäftsführung, für sportlichen Erfolg auch finanzielle Risiken eingehen zu wollen. Sollten die Verantwortlichen zu der Erkenntnis kommen, dass mit Dutt die Wende nicht mehr zu schaffen ist, dürfte das folglich nicht an wirtschaftlichen Argumenten scheitern. Dutt hat bei Werder noch einen Vertrag bis Mitte 2016 und würde im Falle einer vorzeitigen Kündigung eine ordentliche Abfindung kassieren. „Ich glaube, dass ein Abstieg die größere Katastrophe wäre. Es muss das erste Ziel sein, das zu verhindern. Da darf eine überschaubare Verschuldung nicht ausgeschlossen werden“, hatte Bode jüngst der „Kreiszeitung Syke“ mit Bezug auf eine offensivere Finanzpolitik gesagt.