Weil er seine Ex-Freundin in Wernau entführt und in einem Wald vergewaltigt haben soll, steht ein 43-jähriger Mann nun vor dem Landgericht.

Wernau - Es sind schwere Vorwürfe, welche die Staatsanwaltschaft am Donnerstag vor dem Landgericht in Stuttgart gegen einen 43-jährigen Angeklagten erhob. Er soll seine Ex-Freundin vor deren Wohnung in Wernau zunächst geschlagen, dann entführt und schließlich in einem Wald bei Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) vergewaltigt haben.

 

In einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung räumte der Mann einen Teil der Vorwürfe ein. Der Sex sei aber einvernehmlich gewesen, betonte er. „Mein Plan war es, sie zu erschrecken, dass sie zur Vernunft kommt“, hieß es in der Erklärung. Immer wieder sei er von ihr enttäuscht worden, außerdem habe sie ihn betrogen. Er habe 150 000 Euro in einen Schönheitssalon der Frau in Bad Cannstatt investiert. Außerdem habe er der Frau eine 5000 Euro teure Brust-OP in Tschechien bezahlt, wie der Mann vor Gericht betonte.

Im Bordell kennengelernt

Das Opfer bestätigte vor Gericht die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Über eine Ungarisch-Dolmetscherin ließ die 31-Jährige erklären, dass sie sich schon Monate vor der Tat von ihrem Ex-Freund getrennt habe, den sie im Jahr 2013 bei ihrer Arbeit in einem Bordell kennengelernt habe. Aus der gemeinsamen Wohnung in Plochingen sei sie aus- und in ein Mehrfamilienhaus nach Wernau eingezogen. Da habe noch eine geschäftliche Beziehung mit dem 43-Jährigen bestanden.

Mit dem Schönheitssalon sollte der Frau ein Ausstieg aus der Prostitution ermöglicht werden. Der Salon sei aber nicht gut gelaufen, und sie habe wieder im Rotlichtgewerbe gearbeitet, erklärte die Frau im Zeugenstand. Kurzzeitig habe sie auch eine Affäre mit einem anderen Mann gehabt. Die Beziehung zu ihrem Freund habe sich immer weiter verschlechtert.

Die Staatsanwaltschaft führte in ihrer Anklage aus, dass der Mann sein Opfer am Abend des 30. Januars gegen 21.40 Uhr im Treppenhaus ihrer Wohnung in Wernau zunächst geschlagen hat. Dann habe der Mann die Frau an den Haaren zu seinem Auto gezerrt, wo er ihre Hände mit Kabelbinder an den Sitz gefesselt haben soll. Dann habe er der Frau einen Sadomaso-Mundknebel angelegt. Dabei soll er ihr gedroht haben, mit einem Teppichmesser die Kehle durchzuschneiden, falls sie weiter nach Hilfe rufe. Anschließend sei er mit seiner Ex-Freundin in einen Wald bei Markgröningen gefahren.

In einem Waldstück vergewaltigt

Im nächtlichen Wald kam es zum Geschlechtsverkehr. Einen Tag vor der Tat habe sie ihm offenbart, dass sie den Kosmetiksalon aufgeben wolle, erklärte die Frau. „Er war wütend, weil ich ihn betrogen habe“, sagte sie außerdem. Sie vermutet, dass er sich an ihr rächen wollte. „Er wollte mir Schmerzen zufügen. Er war total wütend, total verrückt.“ Den von dem gelernten Fliesenleger als schmerzhaft angekündigten Analverkehr habe sie nur durch Zureden und die Bereitschaft zu einem gewöhnlichen Geschlechtsverkehr abwenden können. Kurz nach dem Sex im Fahrzeug habe der Mann einen Polizeihubschrauber bemerkt und beschlossen, die Frau wieder zurückzufahren.

Auf der Rückfahrt nach Wernau wurde das Fahrzeug mit dem Täter und dem Opfer von der Polizei in Zuffenhausen gestoppt. Weil dem Mann bereits die Fahrerlaubnis entzogen worden war, ist er neben Vergewaltigung nun auch noch wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis angeklagt.