Gerade mit den arabischen Fluglinien ist den europäischen Gesellschaften große Konkurrenz erwachsen. Ist ist aber wenig sinnvoll, den Wettbewerb für Airlines außerhalb der EU einschränken zu wollen, meint StZ-Wirtschaftskorrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Zumindest das Ziel ist eindeutig. Die Europäische Union möchte die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Fluggesellschaften erhöhen, damit diese ihre Führungsposition in der Luftfahrt behaupten können. Das ist nicht grundsätzlich falsch, auch wenn in einem marktwirtschaftlichen System politische Einflussnahme möglichst gering bleiben sollte. Natürlich ist es hinderlich, wenn etwa der europäische Marktführer Lufthansa durch Nachtflugverbote, steigende Flughafengebühren oder die Deutschland-typische Luftverkehrssteuer in seiner Wirtschaftlichkeit eingeschränkt wird, während die stärksten Konkurrenten wie Emirates, Etihad oder Turkish Airlines von ihren Regierungen in ihrem Expansionsdrang noch unterstützt werden.

 

Die Welt hat sich verändert – und das wird besonders im Luftverkehr deutlich, der weltumspannend ist. Diese Veränderung erfordert neues Denken. Richtig ist daher der Ansatz der EU-Kommission, die Beschränkung der Eigentumsrechte auf 50 Prozent für ausländische Unternehmen aufzuheben. Air Berlin wäre schon am Ende, wenn Etihad nicht zur Hilfe gekommen wäre. Gerade im Luftverkehr muss man global denken. Der Flug nach Tokio dauert nur zwölf Stunden.

Es ist illusorisch, den Golfstaaten Vorschriften zu machen

Daher muss es nun darum gehen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Luftfahrtindustrie dadurch zu stärken, indem man Hemmnisse für die Branche abbaut. Es ist illusorisch, den Golfstaaten vorschreiben zu wollen, Steuern zu erheben, damit ihre Fluggesellschaften zusätzlich belastet werden, oder ihnen vorschreiben zu wollen, dass auf ihren Flughäfen nicht rund um die Uhr gestartet und gelandet werden darf. Es macht wenig Sinn, den Wettbewerb für Fluggesellschaften außerhalb der EU einschränken zu wollen. Auch Fluggäste aus Stuttgart oder Berlin (dort darf zum Beispiel Emirates derzeit nicht landen) werden die Vorteile der Golf-Airlines nutzen, notfalls über Frankfurt. Natürlich geht es um „faire“ Wettbewerbsbedingungen. Aber ebenso wie in der Textilindustrie oder anderen Branchen muss man erkennen, dass es in anderen Ländern auch andere Arbeits- und Steuervoraussetzungen gibt.