Das mäßige Wetter bereitet viel Verdruss und beschert den Stuttgarter Freibädern erhebliche Verluste. Auch mancher Eisverkäufer klagt und hofft, dass bald wieder die Sonne scheint.

Stuttgart - Ein Sommer, über den sich allenfalls Schirmverkäufer freuen: Olaf Melber (47) vom Bad Cannstatter Familienunternehmen Koffer-Wahl kennt sowohl spontane Notkäufe, mit der Begründung, man habe ja einen hochwertigen Schirm – nur leider zu Hause vergessen –, als auch „witterungsbedingte Nachfrage mit Blick auf Langlebigkeit, über 20 Euro“.

 

Eisverkäufer hoffen auf Sonnenstrahlen

„Letztes Jahr war der August viel, viel besser“, klagt dagegen Mehdi Farnad (48), der Inhaber des alteingesessenen Eiscafés Timone in Sillenbuch. Sein ernüchterndes Fazit: ohne Sonne gibt’s keine Nachfrage. „Wir stellen unser Speiseeis selbst her und beliefern damit regelmäßig auch andere Eisdielen“, erklärt der gebürtige Iraner. Schon seit etwa vier Wochen verzeichne er aber seitens dieser Salons keinerlei Bestellungen mehr.

„Der Eisverkauf ist momentan eine Katastrophe“, sagt auch Adolf Weber (75), Seniorchef des bereits vor 28 Jahren eröffneten Eis-Bistros Pinguin am Eugensplatz. „Wer isst schon gerne Eis, wenn man beinahe eine Pelzjacke braucht.“ Doch er bleibt zuversichtlich: „Beim ersten Sonnenschein bestürmen uns die Leute wieder.“

Bäderbetriebe sind unzufrieden

Aus Sicht von Anke Senne (51), der Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart, ist „die Saison 2014 mehr als schlecht. Zum 31. August hatten wir 2013 immerhin 656 736 Gäste. Im laufenden Jahr besuchten hingegen nur 524 024 Menschen die 16 Stuttgarter Bäder.“ Bei diesem Minus von 20,2 Prozent, das steht für sie bereits fest, ist das Vorjahr (mit 712 569 Badegästen) „nicht mehr erreichbar“.

Sie sagt, die Bäder bräuchten „eine stabile Hochdrucklage, denn erst ab dem dritten Tag strömen die Badegäste“. Als Paradebeispiel führt sie das diesjährige Pfingstwochenende an: „Am Samstag, dem 7. Juni, herrschten 34 Grad, und 22 661 Gäste kamen in die Bäder. Am Sonntag, ebenfalls 34 Grad heiß, waren es 32 754 Besucher und am Pfingstmontag – mit 35,8 Grad – schnellte die Besucherzahl auf 41 795.“

Bleibt die Frage: Drängen verhinderte Freibadgäste verstärkt in die Hallenbäder? Christian Müller (49), seit 18 Jahren Schwimmbadleiter im Stuttgarter Leuze, verneint: „Wir hatten am Wochenende zwar keine schlechten Zahlen, aber da verzeichnen wir eigentlich immer guten Besuch.“ Grundsätzlich habe auch das Mineralbad bei heißem Wetter mehr Gäste, betont Müller. Er könne sich aber schon vorstellen, dass Erwachsene die Saunalandschaft des Leuze bei Kälte ganz bewusst in ihre Freizeit einplanen.

Für Klaus Schlipf (53), Schwimmbadleiter in Vaihingen, gehört „dieser Sommer“ fraglos „zu den fünf schlechtesten in den letzten 30 Jahren“. So wenige Badegäste wie 2014 hatte er im Freibad Vaihingen noch nie. Der Kioskbetreiber des Schwimmbads ist an den Gardasee „geflohen“. Ob wegen der Witterung, ist nicht bekannt. Seine Lebensgefährtin halte derzeit alleine die Stellung im Freibad Vaihingen.