Sechs Sorten schottischen Whiskys gab es in der Zehntscheuer in Plieningen zu probieren. Der Obst- und Gartenbauverein hat zu seinem ersten Whisky-Festival geladen. Der OGV will sich mit der Aktion auch selbst etwas Gutes tun.

Plieningen - Die Nase schnuppert, aber das Gehirn tut sich schwer damit, die Signale zu deuten. Der aufsteigende Duft erinnert an ein Kaminfeuer und lässt einen an Holzscheite denken, die vor sich hin knistern. Aber will die Zunge so etwas kosten? Sie muss, und bald füllt Wärme den Magen. Ein paar Mal schnuppern und probieren, und anstelle von glimmenden Holzscheitern meldet der Geruchssinn nun Noten von Zitrusfrüchten und eine feine Süße. Wahrlich, der Whisky – in diesem Fall ein in zehn Jahren gereifter Laphroaig – ist ein hochprozentiges Chamäleon im Glas.

 

Der Laphroaig wird beim ersten Whisky-Festival des Plieninger Obst- und Gartenbauvereins (OGV) am vergangenen Freitag in der Zehntscheuer als letzter von sechs Single Malts aus Schottland gereicht. Los geht die Whiskyprobe mit einem Auchentoshan aus dem Distrikt Dunbartonshire im Westen Schottlands. Ein eher milder Scotch im Vergleich zu den später angebotenen Sorten mit ihren erdigen, torfigen und rauchigen Aromen.

Stück Nationalkultur

Auf der Bühne der Zehntscheuer stehen Jörg Seher, Inhaber des Geschäfts Tabak-Seher an der Filderhauptstraße, und der in England geborene Steckfelder Mike Coils. Sie erzählen den rund 100 Gästen des Festivals von der Geschichte des Getränks und den Kniffen, die aus Wasser und gemälzter Gerste einen echten schottischen Whisky machen. Der gebürtige Engländer Mike Coils gibt auf der Bühne die inoffizielle Nationalhymne der Schotten, „The Flower of Scotland“, zum Besten. Das patriotische Lied werde besonders gern von schottischen Fußballfans gesungen bei Spielen gegen England, erzählt er. Coils lässt keinen Zweifel aufkommen, dass der Whisky ein Teil der schottischen Identität ist. Die Gäste in der Zehntscheuer haben folglich einen Teil der schottischen Nationalkultur im Glas. Sie lassen ihn sich munden, obgleich, wie viele Liebhaber des Single Malts im Publikum betonen, Whisky für die meisten Deutschen immer noch etwas ist, was am besten mit Cola gemischt wird.

Nur wenn der Tag schön war

Der Plieninger Patrick Reinhardt will sich an diesem Abend auf das hochprozentige Getränk einlassen. Eigentlich sei er ja Biertrinker, meint er. Reinhardt ist mit seinem Freund Günter Hartmann aus Bernhausen in die Zehntscheuer gekommen. Hartmann hat vor einigen Jahren sein Interesse am Scotch entdeckt. „Ich habe mal eine Flasche geschenkt bekommen“, erzählt er. Scotch sei etwas, das bewusst genossen werden will, meint er. „Ein Glas Whisky trinke ich einmal in zwei Wochen, und nur, wenn der Tag schön war“, meint er.

Stefan Schad vom OGV ist derweil auch ganz nüchtern sehr zufrieden mit der Veranstaltung. „Uns gibt das die Gelegenheit, zu zeigen, dass wir mehr tun als Bäume pflanzen“, meint er. Er hofft, dass der OGV so auch für neue Mitglieder interessant wird. „Wenn wir nur einen bei einer solchen Veranstaltung begeistern können, dann war es ein Erfolg.“