Wieland Backes blickt beim evangelischen Frauenkreis in Hoffeld auf 27 Jahre Nachtcafé zurück. Seit Dezember 2014 ist das Kapitel für ihn abgeschlossen. Aus den Zitaten, die er in der Sendung immer bemühte, hat er ein Buch gemacht.

Hoffeld - Jeder Mensch macht Fehler. Das Kunststück liegt darin, sie dann zu machen, wenn keiner hinschaut.“ Mit Zitaten wie dem des britischen Schauspielers und Oscar-Preisträgers Sir Peter Ustinov beendete Wieland Backes fast drei Jahrzehnte lang sein „Nachtcafé“.

 

Beim gestrigen Benefizabend des Frauenkreises Hoffeld in der Hoffeldkirche hat der Moderator gemeinsam mit der SWR-Reporterin Eva Röder hinter die Kulissen der erfolgreichen Talkshow geblickt. In seiner letzten Sendung am 12. Dezember 2014 verabschiedete sich nach 30 Jahren der „ungekrönte König des Niveau-Talks“, wie die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ geschrieben hat.

Ihm fehle nur der Parkplatz

„Von Streitigkeiten zwischen den Gästen bis zur Pendeldiplomatie, ich habe diese Sendung sehr lange gelebt, von Anfang an und mit Freude. Aber sie fehlt mir nicht“, beteuerte der 69-Jährige. Das Einzige, was ihm fehle, sei sein Parkplatz. Der sei nämlich zentral bei der Liederhalle gewesen. „Man sollte aufhören im Erfolg, denn die gesundheitliche Verfassung geht einfach vor.“

Durch jahrelange Erfahrung im Showgeschäft ist sich der Moderator auch der Gefahren der Branche bewusst. „Der Bildschirm ist wie eine Droge. Es ist letztlich eine fröhliche Form der Selbstversklavung“, sagte Backes. Mit dem Erfolg seiner Show avancierte er zu einem der erfolgreichsten Talkshowmaster des deutschen Fernsehens. „Wie es dazu kam, kann ich mir selbst nicht so richtig erklären. Ich habe einfach per Zufall etwas getroffen, das mir liegt.“

Backes wurde 1946 in Österreich geboren, ist im Schwäbischen Wald aufgewachsen und hat nie mit einer Karriere im Fernsehen gerechnet. Während seiner Doktorarbeit im Fach Geografie kam Backes auf den Gedanken, einen Film zu drehen. Dieser Plan brachte den Stein ins Rollen. Nach einem Praktikum beim Süddeutschen Rundfunk (SDR) entdeckte Backes seine Leidenschaft „fürs Programmmachen“, wie er es nennt. „Ich hatte Großes vor. Deshalb rief ich das Jahr 1986 zum großen Aktionsjahr aus. Was dann geschah, war für mich ein Schock: Es passierte nichts.“

Das Format eroberte über Nacht die Zuschauerherzen

Doch schon im Jahr 1987 überschlugen sich die Ereignisse, und der Journalist startete seine eigene Show im SWR. Als eine der ersten thematischen Talkshows in Deutschland brachte Backes geladene Prominente mit unbekannten Gästen ins Gespräch. Die Lebensgeschichten und Schicksale der Eingeladenen entwickelten sich zum Alleinstellungsmerkmal und eroberten über Nacht die Herzen der Zuschauer. „Das Nachtcafé war von der ersten Ausstrahlung an ein Erfolg und ist es über Jahrzehnte geblieben“, sagte Backes. „Ich denke die Zuschauer haben sich einfach an mich gewöhnt.“

Mit Geschichten, die unter die Haut gingen, setzte sich das Nachtcafé von anderen Talkshows ab. „Unterhaltende Information, so nannten wir dieses Zwischenreich. Wir wollten unsere Zuschauer zum Niveau verführen.“

Nun tourt Backes mit seinem Buch „Mein neues Zitatebuch“ durch das SWR-Sendegebiet. Darin stehen nicht nur Zitate, sondern Backes erzählt auch Hintergrundgeschichten der Sendung. Sein Lieblingszitat lautet übrigens: „Im Zweifelsfall entscheidet man sich immer für das Richtige.“ Der Satz stammt von Karl Kraus, einem berühmten österreichischen Schriftsteller.

Wieland Backes, Mein Neues Zitatebuch, Gebundene Ausgabe: 128 Seiten, Verlag: Klöpfer & Meyer, Preis: zwölf Euro.