Ein kleines Kollektiv hat sich zu einer bunten Bürogemeinschaft zusammengeschlossen: Im Kreativhaus an der Wielandstraße im Stuttgarter Westen bereichern sich Schmuckdesigner und Filmleute mit ausgefallenen Ideen.

S-West - Wie passen Schmuckdesign und Animationstechnik zusammen? Auf den ersten Blick – eigentlich überhaupt nicht. Es sei denn, die kreativen Köpfe, die dahinter stecken, arbeiten gemeinsam unter einem Dach zusammen. Schon die Farbe des roten Kreativhauses, das im Westen an der Wielandstraße 14 liegt, hebt sich ab von der Norm. Hier wird eben anders gedacht, mal um tausend Ecken, mal erstaunlich schlicht. Vor knapp einem Jahr hatten sich die zwei Jungunternehmer Thomas Galle und Peter Stein nach einer Bleibe für ihre Start-Up Firma „Blubb Media“ umgeschaut. „Die Idee dahinter war, dass sich Selbstständige gegenseitig unterstützen“, erklärt Galle das Konzept.

 

Sprung in die Selbstständigkeit gewagt

Für das Haus mit seinen rund 280 Quadratmetern haben die beiden mittlerweile sechs Kreativunternehmen begeistern können. Vom Fotostudio bis hin zum Schmuckatelier macht das Kreativhaus dabei seinem Namen alle Ehre, die Ideenschmiede bereichert sich selbst jeden Tag aufs Neue. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben. Wenn ich Fragen zu meiner Webseite habe, wende ich mich einfach an den Webdesigner, der neben mir sitzt“, sagt Beatrix Toebe. Die 36-Jährige hat nach ihrem Studium den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und quasi über Nacht mit ihrem handgemachten Symbolschmuck in der Branche Fuß gefasst. „Am Anfang habe ich meine Ringe aus Computerkabeln geflochten. Mittlerweile verwende ich filigranen Golddraht aus den USA und Sterling Silber“, erzählt die junge Schmuckdesignerin stolz.

Ihr Arbeitsplatz liegt im Untergeschoss, neben besagten Webdesignern tummeln sich dort ein Tontechniker samt Tonstudio und zwei temperamentvolle Italiener, die mit ihrem Startup „MyCoaching“ Immigranten aus der ganzen Welt helfen, sich in der deutschen Kultur verständlich zu machen. „Hier sind richtige Freundschaften entstanden“, sagt Clemens Petzold. Für den Webdesigner und Spieleentwickler ist es selbstverständlich, seinen Nachbarn bei Webseiten- und Internetproblemen mit seinem Fachwissen zur Seite zu stehen. Er und sein Partner entwickeln Lernspiele für Stuttgarter Schulen: „Wir wollen damit Schüler sensibilisieren für Rassismus und Menschenfeindlichkeit jeglicher Art.“

Auf Filmproduktionen spezialisiert

Das Startup mit dem Namen „Kastanie Eins“ arbeitet mit dem Haus der Geschichte und dem Landeskriminalamt eng zusammen: Im ihrem Spiel „Change City“ können Schüler beispielsweise in die Rolle eines Bürgermeister schlüpfen und werden dabei mit rechtsradikalen Demonstranten konfrontiert. „Die medialen Möglichkeiten sind heute fast unbegrenzt“, sagt Peter Stein. Der 29-Jährige und sein Partner haben sich auf Filmproduktionen spezialisiert und erstellen neben Werbe- und Imagefilmen auch interaktive Filmspielereien. Sie teilen sich die zweite Etage des Kreativhauses mit dem Fotografen Christoph Kalck.