Der Komiker, Autor und Sänger Wigald Boning war in den Neunziger Jahren so etwas wie der Nonsense-König unter den Comedians. „Mief“ hieß ein Hit von ihm, an den er nun mit einem ganz speziellen Experiment in gewisser Weise anknüpft.

München - 200 Nächte im Zelt – dass es darauf hinaus laufen würde, hätte der Komiker und Autor Wigald Boning nicht gedacht, als er in einer heißen Augustnacht 2015 sein Zelt packte und das Bett gegen einen Schlafplatz an der Isar eintauschte. Es folgten abenteuerliche Übernachtungen auf schlammigen Campingplätzen, stürmischen Hotelbalkonen, verkehrsreichen Grünstreifen und auf dem heiligen Rasen des Weserstadions. Über das Experiment hat er ein Buch geschrieben. Im Interview erzählt Wigald Boning vom Kasten-Denken auf Campingplätzen und von der existenziellen Angst, auf der Parkbank zu landen. Und warum ihm sein alter Hit „Mief“ dabei öfter ins Gedächtnis kam, hat er auch verraten.

 
Herr Boning, Sie schreiben in Ihrem Buch, Ihr Vater habe Ihr Zelt-Experiment für ein Hirngespinst eines durchgeknallten Künstlers gehalten. Hat er recht?
Mein Vater war davon überzeugt, dass das doch gar nicht ernst gemeint sein konnte. Nach dem Motto: „Ihr da beim Fernsehen müsst euch halt immer wichtig machen!“ Er war dann sehr erstaunt als ich im Garten meiner Eltern das Zelt aufschlug und tatsächlich darin übernachtete. Erst glaubte er, ich würde es nur aufstellen, um ein Beweisfoto davon zu machen. Er hat das Ganze bis zum Schluss nicht wirklich verstanden. Aber er hat mich trotzdem lieb. (lacht)
200 Nächte bei Wind und Wetter in einem Ein-Mann-Zelt – mussten Sie sich etwas beweisen?
Ich musste mir eigentlich nichts beweisen, zumindest nicht bewusst. Klar fragt man sich im Vorfeld, schafft man es durch den Winter zu kommen, könnte es zu kalt sein, ist man zu verweichlicht für so ein Unterfangen? Aber da kann ich jetzt sagen: die Heizung ist bei Weitem überbewertet, solange das Material stimmt, man eine gute Isomatte und einen guten Schlafsack sowie ein brauchbares Zelt hat, ist es wirklich keine Hexerei, gut durch den Winter zu kommen.
Hand aufs Herz: sind Sie froh, dass Sie nicht mehr jeden Abend in ihren Walmagen, wie Sie ihr Zelt getauft haben, schlüpfen müssen und sich stattdessen in ein bequemes, warmes Bett kuscheln können?
Der Mensch verklärt ja gerne. Ich habe hauptsächlich die guten Seiten des Zelt-Experiments in Erinnerung behalten. Aber klar: morgens um sieben bei strömendem Regen im Spätherbst das Zelt zusammen packen und zum Flughafen hetzen, hat wirklich kein einziges Mal Spaß gemacht. Das sind so Momente, in denen man merkt, dass das warme Kuschelbett doch gewisse Vorteile hat.