Nach den für mehrere Wildschweine tödlichen Unfällen auf der B 29 wird nun über Wildzäune debattiert. Naturschutzverband fordert eine Gesamtlösung mit Querungshilfe.

Remshalden - Ein Dutzend toter Wildschweine auf der B 29 in einer Nacht. Der Doppelunfall, bei dem in der Nacht zum 17. Juni bei Remshalden eine ganze Rotte Wildschweine ihr Leben gelassen hat und zwei Autos erheblich beschädigt wurden, hat einiges an Aufsehen erregt. Zumal wenige Tage später die Kollision mit einem Lastwagen einige Kilometer talabwärts zwei weitere Tiere das Leben kostete.

 

Greiner: „Gefragt ist ein Biotopverbund.“

Den in diesem Zusammenhang vom örtlichen Jagdpächter ins Spiel gebrachten Vorschlag, entlang der Bundesstraße einen Wildschutzzaun zu errichten, um Tiere und Autofahrer vor Gefahren für Leib, Leben und Vehikel zu schützen, sieht man beim Arbeitskreis Rems-Murr-Kreis des Landesnaturschutzverbandes (LNV) eher kritisch. Zwar sei jeder Wildunfall einer zu viel, sagt dazu der stellvertretende Arbeitskreis-Sprecher René Greiner. Nicht nur, weil damit Tierleid verbunden sei, sondern weil bei jedem Wildunfall auch Lebensgefahr für Verkehrsteilnehmer bestehe. Aber: „Ein Wildschutzzaun ist nur ein Teil der Lösung“, sagt Greiner, der bei bei der Kreisjägervereinigung Waiblingen für Natur- und Artenschutz zuständig ist. Gefragt sei ein Biotopverbund.

Fakt sei schließlich, so heißt es in einer Pressemitteilung des Arbeitskreises zur Debatte um den Wildschutzzaun, dass es Wildtiere nicht leicht hätten, im Großraum Stuttgart. Ihr Lebensraum sei stark zerschnitten durch Straßen, Schienen und durch die Bebauung. Hier dienten die verbliebenen großen Waldbereiche wie der Schurwald oder die Buocher Höhe samt weiterer Bereiche des Schwäbisch-Fränkischen Waldes als Rückzugsräume. Und dort sei es umso wichtiger, den Tieren den Wechsel vom einen zum andern Refugium zu ermöglichen. Greiner: „Mit einem Wildschutzzaun schaffen wir mehr Sicherheit für den Menschen, aber eine Totalbarriere für die Wildtiere. So lange wir den Wildtieren keine sichere Querungsmöglichkeit anbieten, wird es immer wieder zu Problemen kommen.“

Verbindung zwischen Teillebensräumen der Wildtiere

Dass tatsächlich durch das Remstal diverse alte Fernwechsel verlaufen, ist im übrigen bekannt. Seit langer Zeit verlaufen diese Wanderwege von Wildschwein, Reh oder Fuchs quer durch das Tal von den Berglen gen Schurwald und umgekehrt. Als Möglichkeit, hier eine sinnvolle Lösung zu schaffen sehen Naturschützer die Installation einer sogenannten Grünbrücke, die allerdings mit einigen Kosten verbunden wäre. In Kombination mit einem Wildschutzzaun würden die Tiere auf dieser Querung aber sicher über die gefährliche Bundesstraße mit ihren sonst zur Todesfalle werdenden Lärmschutzmauern gelenkt. Es entstünde, so argumentieren die Befürworter, eine Verbindung der Teillebensräume für Wildtiere und ein sogenannter Biotopverbund. Um Wildtieren – zum Beispiel auch Luchs oder Wildkatze – auf diese Weise einen Platz in der Kulturlandschaft zu sichern, werde die Zeit aber knapp, warnt der AK-Sprecher Robert Auersperg: „Nur noch wenige Bereiche im Remstal eignen sich für solch ein Vorhaben.“

Letztlich zuständig für diese Aspekte der Sicherheit auf den Straßen ist das Straßenbauamt des Landratsamtes. Dort nehme man die Sache ernst, auch wenn letztlich trotz der Vorfälle im Juni insgesamt kein Anstieg bei den Wildunfälle zu registrieren sei. Entschieden sei allerdings noch nichts, sagt eine Sprecherin. Die zuständigen Kollegen seien dabei, unterschiedliche Möglichkeiten zu prüfen.