Zwei Halbwaisen, die von ihrem Vater entführt werden. Ein ehemaliger Bulle, der für seine Schuld bezahlen muss. Ein Berufsverbrecher, der vor keiner Grausamkeit zurückschreckt. Das ist das Personal in Wiley Cashs neuestem Roman.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - „Fürchtet euch“ heißt der Roman, mit dem der amerikanische Autor Wiley Cash im vergangenen Jahr seine deutschen Leser das Fürchten lehrte. Nicht, weil das Buch im Gruselgenre angesiedelt wäre, sondern weil es beeindruckend, aber auch bedrückend das Leben in der amerikanischen Provinz schildert. Ganz so bitter geht es in seinem neuen Werk nicht zu, und so spielt „Schaut nicht zurück“ nicht ganz in der gleichen Liga.

 

Erneut dreht sich die Handlung um Kinder aus nicht ganz einfachen Verhältnissen: Waren es in „Fürchtet euch“ zwei Brüder (von denen einer starb), so sind es jetzt zwei Schwestern (denen es – soviel sei verraten – doch etwas besser ergeht). Und erneut legt Cash die Geschichte aus der Perspektive von drei Erzählern an: es berichten die ältere der beiden Halbwaisen, ihr Vormund – und ein Verbrecher, der vor keiner Gewalttat zurückschreckt.

Nach dem frühen Drogentod ihrer Mutter leben die beiden Schwestern in einem Waisenhaus. Ihren Vater, einen einst hoffnungsvollen, dann erfolglosen Baseballspieler, haben sie seit Jahren nicht gesehen. Doch eines Tages taucht er auf, bei sich eine Tasche voller Geld, und entführt seine Kinder, auf deren Sorgerecht er eigentlich schon längst verzichtet hat. Nicht nur der Vormund, ein ehemaliger Bulle, und die Polizei machen sich auf die Suche nach den dreien, sondern auch ein bezahlter Killer, der mit dem Vater aus gemeinsamen Sportszeiten noch eine Rechnung offen hat. Im Baseball-Stadion von St. Louis kommt es zum Showdown . . .

Die Handlung mag etwas vorhersehbar sein. Aber Cash zeichnet aus, dass er zu keinem Zeitpunkt in die Kitschfalle tappt. Und dass er den wichtigen seiner Personen biografische Details und tragische Momente mitgibt, die Empathie wecken, ohne rührselig zu stimmen.

Wiley Cash: „Schaut nicht zurück“. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 2014. 342 Seiten, 9,99 Euro. Auch als E-Book, 9,99 Euro.