Die Wilhelma scheint mit ihrer neuen Asien-Anlage andere Prioritäten zu setzen. Doch die Zeit drängt. Im Sommer muss der Gemeinderat wissen, wie die Chancen stehen, eine Flusspferd-Anlage am Wilhelma-Ufer zu realisieren.

Bad Cannstatt - Die Zeit, in welcher der Neckar in Stuttgart ein stiefmütterliches Dasein führte, ist vorbei. Das Projekt „Stadt am Fluss“ steht auf der Prioritätenliste von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und den Mitgliedern des Gemeinderats weit oben. Vor allem die Uferbereiche des Neckars sollen attraktiver werden und damit an Aufenthaltsqualität gewinnen.

 

Vorschläge, wie das gelingen kann, gibt es bereits viele. Von Freitreppen mit Gastronomiebetrieb oder von Liegewiesen ist unter anderem die Rede. Doch Stadtverwaltung und Gemeinderat wollen erst einmal weitere Ideen sammeln, ehe es in die konkrete Umsetzung gehen wird. Ein Wettbewerb für den Uferbereich zwischen König-Karls-Brücke und Mühlsteg befindet sich in Vorbereitung. „Die überarbeitete Vorlage soll den Stadträten Ende Mai präsentiert werden. Wir hoffen, dass der Termin eingehalten werden kann. Aber spätestens Mitte Juni sind wir soweit“, sagt Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

Die erste Version stieß bei den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats und den Bezirksbeiräten nicht unbedingt auf Wohlgefallen (wir berichteten). Den Architekten, die im Rahmen des Ideenwettbewerbs ihrer Kreativität freien Lauf sollen, würden zu viele Vorgaben gemacht. „Wir gehen da noch einmal ran. Zu viel Offenheit führt aber auch zu nichts“, sagt Wolfgang Maier.

Rund 2500 Quadratmeter soll die Flusspferd-Anlage groß sein

Ein Punkt wird aber definitiv erst einmal offen bleiben: Werden künftig am Wilhelma-Ufer Flusspferde baden oder nicht? Die Idee ist schon ein paar Jahre alt. Der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma, Georg Fundel, hatte diese Option schon 2013 ins Spiel gebracht. Eine für jedermann zugängliche und kostenfrei zu besuchende Hippopotamus-Anlage am Neckar sei „als Schaufenster für die Wilhelma“ zu sehen und „als Aushänge- und Werbeschild“, sagte damals auch Wilhelma-Sprecher Florian Pointke. Heute spricht Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin allerdings von „einer Idee, die erst einmal eine Idee bleibt“. Mehr könne er derzeit nicht sagen. Aber nach der Vorstellung der Konzeption für die neue Asien-Anlage mit Elefantenwelt und Tiger-Gehege scheinen die Prioritäten woanders zu liegen.

Das sieht auch Wolfgang Maier vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung so: „Wir werden dem Gemeinderat dennoch eine Wilhelma-Ufer-Variante mit und eine ohne Flusspferdhaus präsentieren.“ Vor der Sommerpause sollten die Stadträte dann allerdings entscheiden, ob sie auf den rund 2500 Quadratmetern lieber die Tiere oder eine Liegewiese sehen würden. „Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt muss dann die Planungen für diesen Bereich vorantreiben, um im Zeitplan zu bleiben“, betont Wolfgang Maier.

Flusspferd Mike muss auf jeden Fall umziehen

Wie teuer ein Flusspferdgehege am Neckar werden könnte, kann er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Wir warten noch auf eine Testplanung der Wilhelma. Aufgrund der topografischen Lage der Uferfläche müssten Teile der Anlage in die Hügellandschaft integriert werden. Eine Skizze eines Architekten würde erst einmal ausreichen“, sagt Maier. Falls das Projekt doch noch realisiert werden sollte, werden es allerdings Zwergflusspferde sein, die am Neckar ein neues Zuhause finden würden. „Die sind kleiner. Für die großen Exemplare reicht der Platz nicht aus“, sagt Maier.

Nach dem Tod von Rosi und Hannibal lebt nur noch ein Flusspferd in der Wilhelma – Mike. Allerdings ist sein Umzug schon beschlossene Sache. Noch in der ersten Jahreshälfte soll das 31-jährige Tier Bad Cannstatt verlassen. „Das Gehege erfüllt die Richtlinien nicht mehr“, sagt Kölpin. Auf der Fläche sollen künftig dann die Schabrackentapire eine Heimat finden.

Flusspferde in der Wilhelma:

Mike:
Im Juni wird das letzte verbliebene Flusspferd in der Wilhelma 32 Jahre alt. Geboren wurde Mike im Zoo von Antwerpen und kam 1989 in die Wilhelma. Noch in der ersten Jahreshälfte wird er aber in einen anderen Zoo ziehen, um Gesellschaft zu haben. Für ein zweites Flusspferd ist das Gehege in der Wilhelma nicht groß genug. Rosi
: Im Dezember vergangenen Jahres ist die Flusspferd-Dame im Alter von 49 Jahren verstorben. Nach dem Tod von Egon im Jahr 1988 bildete sie mit Mike ein Paar. Rosi und er bekamen bis 2003 insgesamt 16 Jungtiere. Hannibal:
Das älteste bekannte Zwergflusspferd der Welt starb ebenfalls Ende 2016 – rund sechs Wochen nach seinem 50. Geburtstag.