Multiples Organversagen hat zum Tod des 49-jährigen Dickhäuters Rosi geführt. Das Großflusspferd hat seit 1968 in der Wilhelma gelebt. Die Zukunft der Flusspferdhaltung in Stuttgart ist offen. Der Bulle Mike ist das letzte verbliebene Großflusspferd im Stuttgarter Zoo.

Stuttgart - Erst Hannibal, dann Rosi: Nachdem in der Wilhelma erst vor wenigen Wochen im Alter von 50 Jahren das älteste Zwergflusspferd der Welt gestorben war, ist nun ein weiterer Dickhäuter des Stuttgarter Zoos unerwartet verstorben. Am Freitag hat ein multiples Organversagen zum Tod von Rosi, der 49 Jahre alten Grande Dame der Flusspferde, geführt.

 

„Vom Charakter her war Rosi ein sehr liebes Tier, immer freundlich und gut gelaunt“, berichtet die Tierpflegerin Madeleine Häfner. Auch bei Kindergeburtstagen und Tierbegegnungen habe man Rosi daher stets einbinden können. Die am 26. Juni 1967 im Karlsruher Zoo geborene Rosi war eine ersten Bewohnerinnen der im Jahr 1968 eröffneten Dickhäuteranlage der Wilhelma.

Rosi wurde 1967 im Karlsruher Zoo geboren

Ende Mai 1968 kam das Großflusspferd Rosi aus dem Tierpark der Fächerstadt in den Zoo der Landeshauptstadt, drei Tage bevor auch ihr späterer Partner, der Bulle Egon, in der Dickhäuteranlage Quartier bezog. Von diesem bekam sie 1972 ihr erstes Junges. Nachdem Egon im Jahr 1988 gestorben war, fand die Großflusspferddame an ihrem Artgenossen Mike Gefallen und startete mit diesem mehr als nur ein Techtelmechtel. Bis zum Jahr 2003 gebar Rosi denn auch weitere 16 Jungtiere. Daher seien Rosis Gene im Pool der europäischen Zoos, wo heute ihre Nachkommen leben, gut vertreten, was den Fortbestand der Flusspferde gestärkt habe, teilte die Wilhelma mit.

Die 49-jährige Flusspferddame war bis kurz vor ihrem Tod immer gesund. Zum Schluss plagten die Seniorin aber ein paar kleine Alterswehwehchen, wie beispielsweise Zahnfleischprobleme. Das Ende von Rosi zeichnete sich nach Auskunft der Wilhelma erst zwei Tage vor ihrem Tod ab: Sie verweigerte jegliche Nahrungsaufnahme.

Großflusspferde wie Rosi können bis zu 3,50 Meter lang, mehr als drei Tonnen schwer und bis zu 60 Jahre alt werden. In der Wildnis sind die Tiere heute nur noch in afrikanischen Savannen südlich der Sahara zu finden.

Zukunft der Flusspferdhaltung ist offen

Nach dem Tod von Rosi ist der Bulle Mike das letzte verbliebene Flusspferd in der Wilhelma. Ob und wie die Flusspferdhaltung in der Wilhelma fortgesetzt wird, ist noch offen. An einem Entwicklungsplan, der auch die Flusspferdhaltung betrifft, wird laut einem Sprecher gearbeitet. „Wie das mittelfristig wird, ist in der Diskussion.“ Denn nicht zuletzt bei den Flusspferden klafft eine große Lücke zwischen dem Soll-Zustand, den das Säugetiergutachten der Bundesregierung im Frühjahr 2015 formuliert hat, und dem Ist-Zustand für die Tiere im Stuttgarter Zoo. „Wir sind weit entfernt von den Anforderungen“, räumte der Zoodirektor Thomas Kölpin Anfang 2015 ein. Denn auch wenn die Anlage der Wilhelma den Tieren nur eine räumlich beschränkte Fläche biete, seien die Dickhäuter noch lange keiner Tierquälerei ausgesetzt. Ohne den Bau der ins Auge gefassten Erweiterungsanlage für Flusspferde am Neckar, so Kölpin damals, wolle er die Haltung der Tiere aber aufgeben.