Eine Flüchtlingshelferin aus Waiblingen hätte mit den Asylbewerbern gerne einen Ausflug in die Stuttgarter Wilhelma unternommen. Doch daraus wurde nichts. Rabatte gewähren die Kommunen nur den vor Ort lebenden Flüchtlingen.

Stuttgart - Eigentlich hätte Rosemarie Rothmund-Timm in diesen Frühlingstagen gerne einen ungewöhnlichen Ausflug unternommen. Gemeinsam mit 14 Flüchtlingen, von denen viele aus Syrien stammen, wollte sie die Wilhelma besuchen. „Das hätte den verletzten Seelen gut getan“, erzählt sie. Leider sei nichts daraus geworden, was vor allem daran liegt, dass die Flüchtlinge am Ende einer langen Odyssee in einer Unterkunft in Waiblingen gestrandet sind und nicht in Stuttgart.

 

Der Zoobesuch scheiterte am Geld. Das Tagesticket kostet für einen Erwachsenen 16 Euro, bei Gruppen ab 15 Personen zahlt ein Besucher 13 Euro für sein Ticket, „obendrauf wären die Kosten für die beiden Stadtbahnfahrten gekommen“, sagt Rosemarie Rothmund-Timm. Am Ende hätte ein Betrag von rund 20 Euro pro Person gestanden. „Das ist ein Preis, den Flüchtlinge nicht stemmen können.“ Die Helferin versuchte deshalb, auf Umwegen zum Ziel zu gelangen. Sie fragte beim Zoo nach, schilderte die Situation. Ob man die Flüchtlinge, die von ihr in Deutsch unterrichtet werden, nicht als Schulklasse eingruppieren könne? Wilhelma-Tickets für Schüler kosten derzeit 6,50 Euro.

Keine zusätzlichen Rabatte gewährt

Der Zoo lehnte ihren Wunsch ab – es gebe immer wieder Anfragen nach Vergünstigungen, man habe sich grundsätzlich auf Nachlässe für verschiedene Gruppen geeinigt, darüber hinaus könne man nichts unternehmen, mit freundlichen Grüßen. „Uns ist es wichtig, dass wir eine Preisstaffelung haben, auf die sich die Leute verlassen können“, sagt Harald Knitter, der Sprecher der Wilhelma. Ohne eine solche Preisstaffelung habe der Zoo – der vom Land bezuschusst wird – „keine Kalkulationsbasis“. Und: momentan denke die Wilhelma nicht über zusätzliche Rabatte für Flüchtlinge nach.Rosemarie Rothmund-Timm kann diese Haltung der Stuttgarter Wilhelma nicht nachvollziehen. „Der Zoo denkt meiner Ansicht nach nicht unternehmerisch, ihm entgehen doch Einnahmen, weil sich keiner meiner Flüchtlinge den Besuch leisten kann.“ Die Helferin, selbst Mitglied im Förderverein der Wilhelma, hatte auf mehr Flexibilität gehofft. Tatsächlich liegt es vor allem an den Kommunen, die die Flüchtlinge aufnehmen, ob und in welchem Umfang die Asylbewerber am kulturellen und gesellschaftlichen Leben vor Ort teilhaben können: Flüchtlinge erhalten finanzielle Leistungen, deren Höhe entspricht dem Hartz-IV-Satz. So erhalten Asylbewerber in Stuttgart neben der Unterkunft 399 Euro, von denen in den ersten Monaten Sachleistungen abgezogen werden, so dass sich der Betrag letztlich auf 359 Euro beläuft. In Stuttgart profitieren die Asylbewerber jedoch zusätzlich von den Leistungen und Vergünstigungen der Bonuscard. Wer eine solche besitzt, erhält Rabatte oder besondere Angebote bei Museen, in den Bibliotheken, Bädern, in Theatern und eben auch in der Wilhelma. „Das ist eine Freiwilligenleistung der Stadt“, sagt Susanne Lechler, die zuständige Abteilungsleiterin im Stuttgarter Sozialamt.

Jede Kommune hat eigene Vergünstigungen

Auch Waiblingen gewährt den Flüchtlingen über den „Stadtpass Familie“ Vergünstigungen auf verschiedene Eintrittspreise von Einrichtungen der Kommune. Ermäßigungen gibt es unter anderem bei den Kindergartengebühren, beim Besuch der Kindersportschule und bei Ferienangeboten. Die Rabatte beschränken sich jedoch – in Waiblingen wie in Stuttgart – auf kommunale Angebote. Ein Besuch bei Affe, Eisbär & Co. in Stuttgart wird für die in Waiblingen lebenden Flüchtlinge also vorerst nur ein Traum bleiben.