Das Stadtmuseum verwandelt sich im Herbst in das „Palais der Kolchose“. Im Wilhelmspalais wird mit dieser Zwischennutzung vier Wochen lang die goldene Hip-Hop-Vergangenheit Stuttgarts gefeiert.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das Stuttgarter Stadtmuseum macht im Herbst mit einem popkulturellen Ausrufezeichen auf sich aufmerksam. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung verwandelt sich die Baustelle am Charlottenplatz im Rahmen einer Zwischennutzung in das „Palais der Kolchose“. Dabei sollen die Protagonisten gewürdigt werden, die in den 90er Jahren den Ruf von Stuttgart als Hip-Hop-Hochburg begründeten. Zur Kolchose gehörten damals zum Beispiel die Bands Freundeskreis und Massive Töne und Rapper wie Afrob.

 

Auf StZ-Anfrage bestätigte Gründungsdirektor Torben Giese das Vorhaben. Der genaue Zeitraum der Aktion, die vier Wochen dauern soll, und die Inhalte der Interimsnutzung sollen im September bekannt gegeben werden, wenn das Stadtmuseum für einige Tage seine Pforten für eine Baustellenbegehung öffnet. Inhaltlich konzeptioniert und umgesetzt wird das „Palais der Kolchose“ gemeinsam mit den Akteuren des Hip-Hop-Zusammenschlusses. „Wir möchten gemeinsam mit der Kolchose nach der Bedeutung von Hip-Hop als Teil der urbanen Kultur in Stuttgart in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fragen“, erklärt Giese. Der promovierte Historiker war zuvor stellvertretender Direktor des Stadtmuseums Wiesbaden.

Die Popkultur genießt im Stadtmuseum künftig einen hohen Stellenwert

„Mit der Aktion wollen wir zeigen, welchen Stellenwert die Popkultur künftig in unserem Haus haben wird“, sagt Torben Giese weiter. Giese hatte vor einigen Monaten zum ersten Mal in diesem Bereich Aufsehen erregt, als er das Textbuch von Rapper Wasilios Ntuanoglu für die ständige Sammlung des Stadtmuseums erwerben konnte. „Hip-Hop hat die urbane Kultur in Stuttgart stark geprägt und ist für das Stadtmuseum damit ein wichtiges Thema. Wir wollen zeigen, welch innovatives Potenzial in den vermeintlichen Subkulturen steckt und wie wichtig diese für die Attraktivität einer Großstadt sind“, erklärt Giese.

Beim „Palais der Kolchose“ sollen möglichst viele unterschiedliche Protagonisten der Hip-Hop-Familie zu Wort kommen, um zu zeigen, dass die Kreativität des Zusammenschlusses auch seiner Heterogenität geschuldet war. Giese zufolge soll das Projekt nicht der letzte temporäre Ausflug in die Popkultur gewesen sein, bevor das Museum im April 2018 offiziell eröffnet wird.

Mit der Interimsnutzung wird eine ungewöhnliche Geschichte weitererzählt. Schließlich ist das Gebäude am Charlottenplatz schon einmal zwischengenutzt worden, als die Stadtbibliothek an den Mailänder Platz gezogen war. Das damals schlicht „Wilhelmspalais“ betitelte Projekt war von den Machern der Wagenhallen initiiert worden und avancierte mit Konzerten vor dem Gebäude, Lesungen und Aktionen wie der Messe Paperness zu einem Aushängeschild der Popkultur.