Mit Volkstänzen, türkischen Spezialitäten und Musik hat die Kultur- und Sozialinitiative für Jugendliche und Kinder ein Willkommensfest ausgerichtet. Politiker loben dabei die Willkommenskultur in der Stadt und erinnern an die wichtigsten Grundgesetze.

S-Ost - Nichts eint mehr als ein gemeinsames Hobby und erfüllte, gemeinsame Zeit. Seit 1988 bietet die Kultur- und Sozialinitiative für Jugendliche und Kinder (KSI) mit Sitz im Stuttgarter Osten deshalb Volkstanz- und Gitarrenkurse sowie einen Chor für Kinder und Seminare für Eltern an. Rund 100 Erwachsene und etwa 80 Kinder – die meisten von ihnen stammen aus der Türkei – nutzen die Angebote, die grundsätzlich aber jedermann offenstehen, wie Aysel Tuna, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit betont. „Wir wollen die Kinder zu eigenständigen Individuen mit gutem Charakter erziehen“, formuliert der Vereinsvorsitzende Engin Candan das wichtigste Ziel von KSI. Dazu gehöre auch Empathie mit Menschen, denen es weniger gut gehe. Aus diesem Grund hat sich der an der Schönbühlstraße beheimatete Verein im Oktober vergangenen Jahres entschieden, einige Kinder aus der benachbarten Flüchtlingsunterkunft aufzunehmen und diese mit einer Willkommens- und Motivationsfeier zu begrüßen.

 

Monatelang wurde organisiert und vorbereitet, am Samstag war es nun soweit. Obwohl die Flüchtlingskinder inzwischen nicht mehr im Stadtbezirk leben, habe man sich entschlossen, die Feier stattfinden zu lassen, so Aysel. Das Engagement war nämlich ein voller Erfolg: „Die Flüchtlingskinder kommen nach wie vor samstags zu unseren Kursen.“ Ehrensache, dass die fünf jungen Syrer auch zu der für sie organisierten Feier kamen. Gemeinsames essen und trinken – unter anderem hatten die Vereinsmitglieder zur Feier des Tages gefüllte Weinblätter und Köfte zubereitet – kann schließlich verbinden. „Wir wollen die Kinder von den Schmerzen und Ängsten ablenken, die sie erlebt haben, auch wenn es nur für einige Stunden ist“, so Engin Candan.

Und da ist so ein Fest mit Musik und Aufführungen der Vereinsmitglieder sicher genau das richtige. Mitgefeiert haben neben vielen Eltern und ihren Kindern auch Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer, der Vize-Konsul des türkischen Konsulats Seyhan Sucu, der Vorsitzende der türkischen Gemeinde Deutschlands Gökay Sofuoglu, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Martin Körner, und Rainer Mayerhoffer vom Stadtjugendring. „Die ganze Stadtgesellschaft muss zusammenstehen, damit die Integration der Flüchtlinge funktioniert“, sagte Fezer. Die Stadt habe viel geschafft, sei aber auf Unterstützung durch ehrenamtliches Engagement wie das der KSI angewiesen. Für Sofuoglu stehen zwei Dinge im Fokus: „Der steigende Rassismus ist eine Gefahr für die Demokratie und die Migranten.“ Es sei jetzt wichtig, an demokratische Grundwerte zu erinnern: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Außerdem stehe die türkische Gemeinde für die Forderung, Fluchtursachen zu bekämpfen.

Die Gesellschaft muss zusammenstehen

Martin Körner betonte, dass es im Stuttgarter Gemeinderat einen breiten Konsens darüber gebe, dass in Not geratene Menschen Mitgefühl bräuchten, dass man diesen Menschen helfen wolle und alles tue, um „sie zumindest halbwegs vernünftig in der Stadt unterzubringen“. Man sei in Stuttgart stolz auf eine gewachsene Willkommenskultur, die unter anderem durch den ehemaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel etabliert worden sei. „Stuttgart wäre ohne Migration nicht die Stadt, die es ist.“ Einen Rat gab Körner allen Neuankömmlingen ebenfalls mit auf den Weg: „Wenn Sie die Sprache lernen, die Schule besuchen und eine Arbeit finden, können Sie in dieser Stadt gut leben.“